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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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schieben, führt zu gar nichts. Du hast
gestohlen. Du warst es. Dein Geständnis habe ich hier. Klar?“
    „Ja... ja“, stotterte sie. „Ich
wollte auch... niemanden verpetzen.“
    „Dann tu das auch nicht. Es
geht jetzt also darum: Reuige Ersttäter haben die Chance, mit einer Spende an
die Witwen- und Waisenkasse lebenslänglicher Straftäter ihre Schuld abzubüßen.
Das Geld wird bei mir eingezahlt. In bar! Ich leite es weiter. Begriffen?“
    „Ja. Natürlich. Das finde ich
gut.“
    „Wieviel kannst du aufbringen —
ohne dass deine Mutter was erfährt?“
    „Wieviel muss man denn
spenden?“
    Sandra war arglos wie das
Rotkäppchen, das den bösen Wolf nicht von einem als Hilfspolizist abgerichteten
Schäferhund unterscheiden kann.
    Zinkdübels Gesicht wurde spitz
wie ein Arsenal Blankwaffen.
    „Ich habe dich gefragt, wieviel
du aufbringen kannst!“
    „Ich... ich weiß nicht. Ich
bekomme nicht viel Taschengeld. Aber mein Geburtstagsgeld habe ich noch. Vom
zwölften und vom 13. Geburtstag. Meine Großeltern und meine beiden Tanten haben
mich beschenkt. Es sind 1480 Mark.“
    „Ist das Geld auf dem Sparbuch?“
    „Nein. Im Sparschwein. Ich habe
kein Sparbuch. Ich will mir ein tolles Fahrrad kaufen. Aber das kostet 1800.“
    „Das wird nun nichts. Denn die
Mindestspende beträgt 1500. Aber du bist ja gut zu Fuß, nicht wahr? Und kannst
froh sein, dass du so glimpflich davonkommst. Morgen Mittag bist du hier mit
der Kohle. Klar? Und wenn deine Mutter es merkt, dass du das Geld nicht mehr
hast, ist es in deinem Interesse, wenn du dein hier verübtes Verbrechen des
schweren Diebstahls nicht erwähnst.“
    „Das tue ich bestimmt nicht.“
    Er nickte. „Du kannst gehen.“
    Sandras Abgang glich mehr einer
Flucht.

8. Noch ein
Opfer
     
    An der Rolltreppe abwärts im
dritten Stock wollte Tim gerade seine Idee in halblaute Worte kleiden — Worte,
die nur für seine Freunde bestimmt waren. Aber es kam was dazwischen, denn Gaby
breitete die Arme aus und umarmte Sandra Sommerfeld, die elfen-flink um die
Ecke stürmte.
    „Hallo, Sandy! Wie geht’s denn?
Und vor allem: Wie geht es deiner Mutter?“
    „Schon viel besser. Hallo,
Gaby! Hallo, ihr!“
    Sandras Lächeln leuchtete. Aber
Tim sah dennoch, dass im Gesicht der kleinen Tierfreundin Kummer und Gram die
Oberhand hatten. Sandra hatte sich im Herbst mit unermüdlichem Einsatz am
Aufstellen der Nist- und Futterkästen für Standvögel beteiligt. Eine Aktion,
die TKKG mit Macht durchgeführt hatten. Denn die Befragung mehrerer
hochbetagter, also erfahrener Bauern im Umfeld der Millionenstadt hatte
ergeben, dass es vermutlich ein extrem harter Winter werden würde — eine
Leidenszeit für die hungernden Vögel. Von daher also kannten sich Sandra und
TKKG.
    „Wir haben gerade für Katrin
Kappe das Geburtstagsgeschenk gekauft“, erzählte Gaby. „Einen Bildband mit 99
Langhaar-Frisuren.“
    Sandra kicherte. „Sie trägt
doch Stoppelschnitt.“
    „Uns hat’s auch gewundert. Aber
es ist ein Tipp. Und was machst du?“
    „Ach, ich musste zum
Hausdetek... ich... ich“, sie lachte etwas schrill, „sehe mich um. Vielleicht
fällt mir dann ein Weihnachtswunsch ein. Denn mein Bike... das... das habe ich
mir abgeschminkt.“
    „Du hast doch wie irre auf dein
Fahrrad gespart“, sagte Tim. Vorgebeugt sah er dem Mädchen ins Gesicht. „Und
hast das Geld schon fast zusammen. Wenn ich mich richtig erinnere.“
    „Ja.“ Ihr Lächeln wurde schief.
„Hatte ich. Aber dann habe ich das Geld mitgehabt. Unterwegs. Und verloren.
Vielleicht hat’s mir auch ein Taschendieb geklaut.“ Sie biss sich auf die
Lippen. „Jedenfalls — es ist weg. Ich bin pleite. Pleite!“ Sie schluckte und
die Augen wurden feucht.
    Ich glaub’s nicht!, dachte Tim.
Aber ihr Versprecher ist eindeutig: Hausdetek! Habe ich Recht oder spinne ich?
Ist hier der Teufel los oder muss ich aus meinem Misstrauen mal ein bisschen
die Luft rauslassen? Es kann doch nicht sein, dass jedem Girlie von untadeliger
Machart plötzlich lange Finger wachsen. Vera hat geklaut — muss auf
verdrehteste Weise Kohle baggern und dem Plattfuß auf die Kralle zahlen. Hat
Sandra das gleiche Schicksal? Aber sie käme ohne Pfandhaus aus, denn sie ist ja
zahlungsfähig mit ihrem Ersparten.
    „Lass mich mal raten, Sandra“,
meinte er und zog seinen bedeutungsvollen Blick von Gaby ab, die auch ganz
besorgt aussah. „Du hast dein Geld nicht verloren, es wurde dir auch nicht
gestohlen, sondern du musst es abliefern bei

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