Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
einem gewissen Zinkdübel, der hier
den Haus-Plattfuß gibt. Der hat dich in der Hand. Denn er hat dich beim Klauen
erwischt. Richtig?“

    Für einen Moment sah es aus,
als kippe das Mädchen um. Tim und auch Gaby machten schon einen Schritt auf sie
zu. Aber es wurde keine Ohnmacht, nur ein totenbleiches Gesicht.
    „Wo... woher... weißt du das?“
    „Erleuchtung.“ Tim versuchte,
bescheiden zu wirken.
    „Außerdem bist du nicht die
Einzige“, sagte Gaby.
    Sandra blinzelte gegen Tränen
an und blickte zu Boden.
    Gaby legte ihr den Arm um die
Schultern.
    Stille. Tim gönnte Sandra ein
paar Sekunden der Sammlung.
    „Hast du viel geklaut?“, fragte
er leise, denn unablässig schob sich der Strom der Kunden an ihnen vorbei. Allerdings
— die Leute waren nur mit ihren Dingen beschäftigt. Sie schauten, suchten,
verglichen, leckten sich innerlich die Lippen für den nächsten Kauf-Kick.
Allenfalls eine Schlägerei unter den Verkäuferinnen hätte sie aufgeschreckt —
ein Brand, Stillstand der Rolltreppen, Unterwäsche-Modenschau in der
Damenabteilung oder Gratis-Ausschank von Glühwein und Bier.
    „Ja.“ Sandras Stimme zitterte.
„Textilien und Bücher.“
    „Zinkdübel hat dich ertappt?“
    „Ja.“
    „Er droht mit Anzeige und
Benachrichtigung deiner Mutter.“
    „Ja. Aber...“
    „...er hat dir die Wahl
gelassen. Spende statt Anzeige.“
    „Ja.“
    „Wieviel?“
    „1500. Alles, was ich habe. Ich
darf Mutti nichts sagen. Das Geld ist für eine Witwen- und Waisenkasse. Er
zahlt es ein.“
    Tim lachte höhnisch. „Er selbst
ist die Witwen- und Waisenkasse. Hast du ihn schon bezahlt?“
    „Nein. Morgen soll ich das Geld
bringen.“
    Plötzlich hatte Tim einen
weiteren Einfall.
    „Sandra! Kennst du eine Laura
Lockstett?“
    „Aber ja! Die war doch bei uns
auf der Schule. Und... und... jetzt nicht mehr.“
    „Was wolltest du sagen? Und...
und... wolltest du sagen: Und sie hat mich zum Klauen verführt.“
    „Ja, schon. Aber das zählt
nicht als Entschuldigung. Das hat auch Zinkdübel gesagt. Denn schließlich habe
ich mich ja dafür entschieden.“
    Langsam wird die Sache zum
Beweis, dachte Tim. Ja, die beiden arbeiten zusammen. Das sind Komplizen. Daher
auch die Vertraulichkeit. Diese grell geschminkte Tussi liefert ihm die Opfer,
indem sie die ich-schwachen, leicht verführbaren Mädchen zum Ladendiebstahl
anstiftet. Zinkdübel liegt auf der Lauer, ertappt sie und macht daraus eine
verkappte Erpressung. O Weihnachtsmann! Da kommen einem ja die Zimtplätzchen
hoch!
    Klößchen stieß Tim an und
meinte in seiner gewohnt instinktlosen Art: „Du hast doch vorhin was von ‘ner
Falle gesagt, die wir ihm stellen wollen. Was ist denn nun damit? Brauchen wir
einen Köder?“

9.
Mädchenbude voller ,Sore’
     
    Es klopfte. Personalchef Bauer
wollte hereinbitten — per Zuruf. Aber der hauseigene Elektriker Norbert Pacetti
hatte die Tür schon geöffnet und schlurfte, von seinem blauen Kittel umweht,
ins Büro.
    Wortlos legte er fünf
Poppy-Pink-CDs, die alle keinen roten Punkt auf der Rückseite hatten, auf den
Schreibtisch.
    „Nun?“, fragte der
Personalleiter und merkte im selben Augenblick, wie dämlich seine Frage war.
    „Keine ist explodiert.“
    „Also keine Bombe.“
    „Sollte man meinen. Es sei
denn, die Bombe funktioniert nicht. Aber ich habe die Scheiben alle unter die
Lupe genommen. Da ist nichts dran und nichts drauf. Gar nichts.“
    Bauer seufzte so erleichtert,
dass die Aschekrone von seiner Zigarre abfiel.
    „Sie, Pacetti, sind ein
technisches Genie. Ihnen entgeht nichts. Das heißt, es gibt keine Bombe. Das
Ganze ist nur ein verdammter Witz. Wahrscheinlich von der Konkurrenz, die uns
die Umsätze neidet. Ja, ich könnte mir denken — aber das muss unter uns bleiben
dass Superklotz dahinter steckt.“
    Dazu äußerte sich Pacetti
nicht. Weil er immer noch erwog, beim ,Neuen Jahrtausend’ zu kündigen und die
besser bezahlte Stellung beim Warenhaus ,Superklotz’ anzunehmen.
    „Ich bin froh, dass wir die
Polizei nicht verständigen müssen.“ Bauer schlug mit der Faust auf den
Schreibtisch und noch mehr Asche fiel auf die Personalpapiere. „Wir machen uns
doch nicht lächerlich wegen so einer Kinderei.“
    „Brauchen Sie mich noch?“,
fragte der Elektriker.
    „Heute nicht mehr. Bei mir
brennen alle Lampen.“
    Nachdem Pacetti gegangen war,
rief Bauer beim Hausdetektiv an und teilte ihm die frohe Kunde mit von dem
blinden Alarm.
    Auch Zinkdübel war beruhigt.
     
    *
     
    Laura

Weitere Kostenlose Bücher