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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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kleinen Altar und knie davor nieder. I mmer wieder entdecke ich Gegenstände, die besondere Kräfte zu haben scheinen.
    Eine kleine Asterix-Figur aus Plastik hat mich von einem sehr hartnäckigen Schnupfen g eheilt. Oder mein kleiner, goldener Drache: immer, wenn ich ihn in der Hand halte, schmeckt mir der Alkohol nicht mehr. Wenn ich mir meinen Jade-Elefanten auf den Bauch lege, hab ich am nächsten Tag eine wunderbare Verdauung, und wenn ich den winzigen, weißen Buddha auf den Altar setze, verbessert sich sofort meine Stimmung.
    Ich habe sogar meinen Lieblingsarmreif wiedergefunden: im Kühlschrank, ganz unten, ganz hinten! Wie kann denn so was passieren?! War das vielleicht Simone oder Uschi?! War ein Fremder in meinem Haus?! Komischerweise beunruhigt mich das kaum noch - ich habe Dinge entdeckt, die mich beschützen.
    Zum Beispiel habe ich einen wunderschönen, japanischen Fächer direkt über meinem Bett an der Decke befestigt, und seitdem höre ich keine Geräusche mehr vom Dachboden.
    Dafür werde ich manchmal wach, weil ich meine, ich hätte ein schnelles, lautes Pochen an meiner Haustür gehört, oder ein lautes, gequältes Rufen aus dem Keller, aber ich gehe nicht nach unten. Ich überlege mir, welchen Gegenstand ich am besten zur Abwehr benutzen könnte.
    Jedenfalls habe ich den einen Schatz, der alles kann, noch nicht gefunden. Doch ich suche we iter.
     
    Es ist Sommer, und ich suche. Ich suche jetzt auch in Zeitungen. Nach Artikeln, die über die Existenz solcher Phänomene berichten. Ich lese es immer wieder. Es gibt solche Dinge, die niemand erklären kann.
    In irgendeinem Buch steht, man könne Wünsche wahr werden lassen, wenn man im ganzen Haus Zettel mit diesen Wünschen versteckt. Das habe ich sofort getan. Aber ich habe meine Wünsche mit einem Zahlencode verschlüsselt, damit die, die es nicht lesen sollen, auch nicht können!
     
    Fünf Jahre, mein lieber Theo, fünf Jahre sind vergangen. Was ist passiert? Irgendwie eigen tlich nichts ... ach doch, im Moment sammele ich Pyramiden in verschiedenen Ausführungen. Sie schützen mein Haus vor schlechter Energie, ja, und sogar vor der Polizei! Die hat kein einziges Mal mein Haus durchsucht!
    Und vor drei Tagen wurde mir klar, dass ich Clemens nicht da unten im Keller liegen lassen darf. Er ist dort all den bösen Einflüssen der Erdstrahlung au sgesetzt. Ich habe seinen Körper zu mir ins Schlafzimmer geholt. Das war anstrengend, kann ich dir sagen, er hat sich regelrecht gewehrt. Jetzt liegt er gefroren auf dem Bett seines Vaters neben mir, und ich ruhe mich ein bisschen aus. Doch plötzlich springe ich auf, denn ich habe eine Erleuchtung!
    Ach Theo, es ist einer der glücklichsten Momente der letzten Jahre, ich verspüre eine Freude in mir, die mir fast das Herz zu sprengen droht, ich bin am Ziel, mein größter Wunsch wird wahr: ich begreife, dass Clemens selbst der Schatz ist, der eine magische ,Gegenstand‘, der alles ins Lot bringt!
    Ich muss mich hinsetzen und dieses Bild von Clemens in mir aufnehmen, damit ich es nie mehr vergesse, ich muss es niederschreiben, damit die Nachwelt an dem Wunder teilhaben kann!
    Wie ein schlafendes Kind liegt er mit angezogenen Beinen auf der Seite, die Haut bleich, mit feinem, weißem Frost überzogen, jede einzelne Wimper pudrig weiß, die Augen immer noch halb geöffnet, immer noch fest in Klebeband gewickelt.
    Als erstes ziehe ich den grauen Klebestreifen von seinem Mund. Das Band ist spröde gewo rden und bröckelt, aber trotzdem bleibt eine ganze Menge Haut von Clemens’ Lippen daran hängen. Das heilt schon wieder, denke ich, setzte mich und betrachte ihn eine Weile.
    Als seine Oberfläche ein wenig angetaut ist, reiße ich die übrigen Klebebänder herunter. D abei geht hier und da wieder Haut mit ab, aber auch Teile seines hellblauen Hemds und der schwarzen Jeans. Egal.
    Zur Feier des Tages genehmige ich mir ein Glas Rotwein. Und dann noch eins. Denn ich habe eine etwas heikle Aufgabe zu erledigen.
    Ein paar Stunden später drehe ich Clemens vorsichtig auf den Rücken. Er ist halbwegs angetaut, aber ich wage noch nicht, seine Beine richtig auszustrecken - nicht, dass eins abbricht! Schließlich ziehe ich ihm die feuchten Kleidungsstücke aus und mache ihn sauber (da ist damals im Keller eine ganz schöne Sauerei in die Hose gegangen!) Aber es fällt mir leichter als ich dachte. Ich bin seine Mutter.
    Zum Schluss ziehe ich ihm eine frische Unterhose und ein paar Socken an und decke ihn mit einer

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