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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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geschnitten, mein Blut gesammelt und damit ein Pentagramm an die Kinderzimmerwand gemalt. Das wird sie für eine Weile aufhalten. Aber für wie lange?
     
    Ich muss die Tagebücher verstecken! Niemand darf sie in die Finger bekommen!
     
     
    Das waren die beiden letzten Sätze, die Carmen Elisabeth Kirchfeld in ihrem Heft niedergeschrieben hatte.
     
     

Kapitel  9
     
    Immer noch Freitag, der 23. April                                                                 Früher Nachmittag
    Claudia besprach mit ihrer Kollegin, die die nächste Schicht übernahm, noch eben ein paar Problem-Patienten, packte ihre Tasche und machte, dass sie aus dem Krankenhaus kam.
    Draußen schien die Sonne, und obwohl sie sich nicht gerade topfit fühlte, hatte sie noch keine Lust, nach Hause zu fahren. Eisessen wär jetzt nicht schlecht. Sie fuhr ein paar Straßen weiter, wo es ein Eiscafé gab, setzte sich nach draußen und gönnte sich drei Kugeln mit Sahne. Und plötzlich hatte sie Sehnsucht nach Arthur.
    Sie rief im Präsidium an und erfuhr, er sei zurzeit im Haus ihrer Tante beschäftigt. Also dann - ein Ausflug zu Tante Carmens Bruchbude.
    Auf der Straße vor dem Fachwerkhaus parkten wie immer in letzter Zeit Streifenwagen und zivile Fahrzeuge der Polizei, und so stellte sie ihr Auto woanders ab. Und wie immer trieben sich auf den Bürgersteigen die Medien und ein paar neugierige Mitmenschen herum.
    Claudia jedenfalls marschierte schnurstracks auf die offen stehende Haustür zu, die von einem Beamten bewacht wurde, der sie bereits kannte.
    „Hallo“ , begrüßte sie ihn. „Könnte ich kurz mit Kommissar Schüller sprechen?“
    „Tach, Frau Schmitz. Ich glaube, das geht grad nicht. Moment, ich ruf mal Kommissar Kau fmann runter.“
    Das tat er, und schon tauchte der kleine, weiß verhüllte Kaufmann im Hausflur auf.
    „Sie wollen sicher zu Arthur“, vermutete er und lächelte. „Tut mir leid, aber der will im Augenblick von niemandem gestört werden. Wir haben das zweite Tagebuch gefunden, Arthur liest es sich gerade durch.“
    „Oh, aha ... na, das ist ja toll“ , behauptete Claudia. „Wie lange dauert das denn noch?“
    Kaufmann sah auf seine Uhr. „Ich schätze mal, in `ner guten halben Stunde wird er durch sein. Wollen Sie solange warten?“
    „Ja, vielleicht. Ich setze mich dann mal ins Auto. Sagen Sie ihm Bescheid?“
    Kaufmann nickte, aber Claudia war ein wenig enttäuscht. Sollte sie nicht doch lieber nach Hause fahren? Sie wandte sich ab und schlenderte unschlüssig zurück zu ihrem Wagen, als ihr auf halbem Weg ein Mann entg egen gelaufen kam. Dicklich, im weißen Hemd und sportlicher Jacke, mit schütterem, blondem Haar.
    „Ach Entschuldigung “, sprach er sie ein wenig kurzatmig und mit gefurchter Stirn an. „Wissen Sie, wo ich Kommissar Schüller finde?“
    „Wieso?“
    „Ich soll das Tagebuch, das er gefunden hat, abholen und in Sicherheit bringen.“
    „Ach so, da müssen Sie sich noch ein bisschen gedulden, er liest noch drin und will nicht g estört werden.“
    „Danke, dann muss ich mich ja nicht so beeilen.“ Er lächelte ihr irgendwie komisch zu und ging gemächlich weiter.
    Was war denn das für einer?! Und wieso hatte er ausgerechnet sie angesprochen? Kannte er sie? Da ihr die Situation nicht ganz geheuer vorkam, drehte sie sich im Weitergehen mehrmals um. Und der Mann, der sich ja mehr oder weniger als Polizist geoutet hatte, spazierte denn auch einfach am Fachwerkhaus vorbei, wechselte auf die andere Straßenseite und tauchte zwischen ein paar Gaffern unter.
    Was war das jetzt? Sollte sie Kaufmann von dem Vorfall erzählen, oder machte sie sich d amit lächerlich? Sie beschloss, auf Arthur zu warten und ihm die Sache persönlich zu schildern. Claudia setzte sich ins Auto, trank ein paar Schlucke lauwarme Cola und sah sich die Gegend an.
    Eine Viertelstunde später gab ihr Handy ein paar Töne von sich, die sie eher selten hörte. J emand hatte ihr ein Foto geschickt. Sie kannte die Nummer nicht, aber sie öffnete die Datei und schaute sich das Foto an.
    Was sie sah, verschlug ihr den Atem.
     
                                                                        *
     
    Arthur klappte das Heft zu, legte es auf dem Badewannenrand ab und blieb noch eine Weile auf dem Toilettendeckel sitzen. Was er gerade gelesen hatte, war ihm ganz schön auf den Magen

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