Im Keller
ich es der Polizei zeigen kann.“
„Sag mal, tickst du noch richtig?!“ , keifte er, und ich sah ihn oben an der Kellertreppe auftauchen.
Aber die Treppe war präpariert, wir hatten an mehreren Stellen Bese nstiele auf die Stufen gelegt, die im schwachen Licht kaum zu sehen waren. In seiner Wut und mit seinem besoffenen Kopf achtete er sowieso nicht auf die Treppe, lief los, trat auf den ersten Stiel, der unter seinem Fuß wegrollte und dafür sorgte, dass er das Gleichgewicht verlor und nach unten segelte.
Er knallte auf die Stufen, versuchte sich festzuhalten, überschlug sich, krachte mit dem Kopf seitlich gegen die Wand, rutschte auf dem nächsten Besenstiel aus, diesmal mit den Händen, und so kullerte er unaufhaltsam weiter.
Und weißt du, was ich getan habe, Theo, als er fiel? Ich habe gebetet: bitte, lieber Gott, entscheide du die Sache, bitte, wenn er sich jetzt das Genick bricht, dann hast du es so gewollt. Aber ich glaube, Theo, Gott wollte sich da raushalten.
Jedenfalls lebte Clemens noch, als er unten ankam. Aber er war völlig benommen, stöhnte vor sich hin und konnte sich kaum bewegen. Simone, die bei mir im Keller war, holte einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche, während Uschi, die sich im Wohnzimmer versteckt hatte, vorsichtig nach unten stieg und unterwegs die Besenstiele einsammelte.
Der Schlüssel zu Clemens´ Kellerraum mit der Werkbank war schnell gefunden, wir schlossen ihn auf und zogen Clemens an den Beinen hinein. Mit ängstlichem Blick schaute ich mich im Raum um, aber von toten Babys war nichts zu sehen.
Allerdings roch es komisch, und an der hinteren Wand, da , wo eine alte Kaminklappe eingelassen war, schien eine dunkle, inzwischen getrocknete Flüssigkeit heruntergelaufen zu sein. Und auf dem Werkzeugtisch lag ein Hammer mit Flecken. Schnell sah ich weg.
„Los, auf den Bauch mit ihm!“ , ordnete Simone an, und zu dritt wälzten wir den ächzenden Clemens auf den Bauch.
Simone hatte Klebeband mitgebracht, um ihn zu fesseln. Sie schnitt ein paar Stücke ab, und ich dachte gerade, ist das nicht alles ein bisschen zu einfach, als Clemens sich zu rühren b egann und mit den Armen aufstützen wollte.
„Haltet ihn fest!“ , zischte Simone und packte seinen linken Arm.
Ich stürzte mich auf den anderen Arm, während Uschi wie angewurzelt dastand. „Nun hilf mir doch!“ , fuhr ich sie an.
Ich sehe sie heute noch dastehen, in schwarzer Hose und gelb und orange geringeltem Pulli, ihr zartes Gesichtchen leichenblass und voller Schrecken. Sie rührte sich immer noch nicht, dafür fing Clemens an, sich heftig zu wehren. Und der Schwächste war er nicht.
„Was wollt ihr Scheißweiber von mir?!“, schrie er und klang fast schon nüchtern.
Auch Simone schrie etwas, er schrie zurück, ich schrie auch ein paar Beleidigungen, es war ein großes Geschrei, Clemens wand sich, trat aus und riss sich plötzlich von meinem Griff los.
Im gleichen Moment handelte Uschi: sie stellte Clemens ihren schwarz bestiefelten Fuß auf den Rücken, zwischen die Schulterblätter. Und ich sah den Hass in ihren Augen, als sie auf ihren Mann herabblickte.
Aber vielleicht hätte sie das alles nicht tun sollen, denn als Clemens diesen Fuß spürte, wurde er erst richtig wütend. Und Wut macht stark. Er bäumte sich regelrecht auf, und Uschi kippte nicht nur zur Seite, sie flog förmlich davon und krachte mit dem Kopf genau auf die Ecke der Werkbank.
Ja, man hörte es knacken, Blut spritzte aus ihrem Kopf, während sie zu Boden sackte. Ich war sicher, dass sie tot war. Ich hörte auf zu denken, sah mich um, sah den Bierkasten, der nicht weit entfernt stand, packte eine Flasche und hämmerte sie Clemens genau in dem Augenblick auf den Kopf, als er sich umdrehte und aufstehen wollte, obwohl Simone immer noch wie ein Sack voller Kartoffeln an seinem Arm hing.
Die Bierflasche war leer und zersprang auf Clemens Kopf in Scherben. Er fiel stöhnend z urück, war aber keineswegs komplett außer Gefecht gesetzt. Ich schnappte mir die zweite Bierflasche, diesmal eine volle, und ich legte all meine Wut und meine Enttäuschung und meine Verachtung in den nächsten Schlag auf seinen Kopf.
Die Flasche blieb heil, Clemens stürzte reglos zu Boden. Gut eine halbe Minute war es still wie auf einem Friedhof. Ich hoffte wirklich - Theo, es ist unfassbar, ich weiß es -, dass Cl emens tot war. Denn das wäre das Beste für alle gewesen.
Auf einmal lief Simone zu Uschi hinüber, ging in die Hocke, fühlte ihren
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