Im Keller
Schnürchen“, flüsterte sie.
Abends war ich wieder allein zu Hause, rauchte und trank und schnitzte die nächste Kerbe in den Tisch. Tags darauf stand ich früher auf, versuchte meinen Haushalt zu machen, zu putzen, aufzuräumen und so weiter. Ich hätte auch dringend waschen müssen, aber ich traute mich nicht hinunter in den Keller.
Denn dort pochte noch immer Clemens gegen die Tür. Es war jetzt ein eher verhaltenes, kraftloses Pochen.
Am späten Vormittag klingelte es plötzlich und unerwartet an meiner Tür. Theo, mich durc hfuhr ein Schreck, das glaubst du nicht! Ich war überzeugt, das konnte nur die Polizei sein!
Als ich öffnete, stand aber Hovenbitzer vor der Tür, dieser große, kräftige, ungehobelte Kerl, an den Clemens die untere Wohnung vermietet hatte. Das konnte ich mir nun gar nicht erkl ären. Ich ließ ihn herein und bot ihm in der Küche einen Kaffee an. Er hatte so einen komischen Ausdruck in seinem breiten Gesicht und den hellen grauen Augen. Komisch waren auch seine Augenbrauen, die schwarz waren wie sein übriges Haar und fast gar nicht gebogen, sondern gerade, zwei dicke, schwarze Balken.
Ich schaute in meine Kaffeetasse, während Hovenbitzer gleich zur Sache kam.
„Ich hab mitjekriegt, dat der Clemens verschwunden is, und dat die Bullen nach ihm und dem Auto suchen“, fing er an und griff mit einer seiner Pranken nach seiner Tasse. „Die hatten mich übrijens auch schon in der Mangel ... wejen unserer Streitereien und so, aber ich weiß ja nix.“
Er trank einen Schluck, ich schaute ihn an und fing einen merkwürdig en Blick auf. „Jedenfalls hab ich denen dat erzählt. Aber ich hab wat gesehen, Frau Kirchfeld, und ich hab lange drüber nachjedacht, wat dat wohl zu bedeuten hat.“
Eiskalt lief es mir den Rücken herunter, wie er mich da so durchdringend musterte. Und ich wusste immer noch nicht, worauf er hinauswollte.
Er räusperte sich einmal lautstark und eklig, und ich dachte schon, er würde mir was auf den Boden spucken, aber dann redete er weiter. „Ich war am Dienstagabend in meiner Kneipe, und so um Viertel vor elf bin ich rausjekommen, da haben Sie jerade Clemens´ Auto auf dem Platz jeparkt. Warum?“
„Das war doch ... ich ... äh ...“ Ich strengte mein Gehirn an, suchte nach einem guten Grund, aber mir wollte überhaupt nichts einfallen. Ich stand vom Küchentisch auf und holte mir fr ischen Kaffee. Mein Verstand war wie blockiert, aber ich musste doch irgendwas sagen!
Ich setzte mich wieder, und auf einmal kam mir wie aus dem Nichts eine Idee. „Ich hatte mir Clemens´ Auto nur kurz ausgeliehen, weil meines nicht ansprang: ich musste nämlich einer Freundin was vorbeibringen, die wohnt da gleich um die Ecke.“
„Ach so is dat.“ Hovenbitzer nickte scheinbar verständnisvoll, schien zu überlegen und grinste mich plötzlich an. Er hatte sehr große, gelbliche Zähne, und dieses Grinsen wirkte irgendwie gefährlich. „Dann kann ich den Bullen also ruhisch erzählen, wat ich jesehen hab?“
Innerlich fluchte ich - natürlich durfte er das niemandem erzählen! Jetzt hatte er mich am Haken!
„Es wäre mir sehr lieb“, erklärte ich vorsichtig, „wenn Sie das für sich behalten würden, Herr Hovenbitzer. Das könnte sonst ... zu großen Missverständnissen führen.“
Daraufhin lächelte er mir auffordernd zu, und jetzt wusste ich, was er wollte. Ich überlegte ein, zwei Minuten und machte ihm ein Angebot.
„Sehen Sie sich um, ich lebe hier nicht gerade im Luxus, ich kann Ihnen keine größere Summe geben.“ Kleine Pause. „Aber wie wär’s denn, wenn Sie in Ihrer Wohnung bleiben könnten, solange Sie wollen, natürlich mietfrei? Ich würde das schon regeln mit Clemens. Rechnen Sie mal nach, was da in zehn Jahren zusammenkommt.“
Das tat er, und die Idee schien ihm zu gefallen. „Dat is `n Haufen Jeld ... und fällt auch net so auf“ , murmelte er. „Ok, da handeln wir aber noch wat Schriftliches aus, janz offiziell, da fällt mir schon noch wat ein!“
Rasch kippte er den Rest seines Kaffees herunter, lächelte mir noch einmal vertraulich zu und war wi eder weg. Ich rief sofort Simone an, fuhr zu ihr nach Hause, und nach längerem Hin und Her fand sie, dass ich diese unerwartete Komplikation recht gut gemeistert hätte. Und ich hatte den Eindruck, sie war besonders begeistert davon, dass ich ihren und Uschis Namen aus der Sache herausgehalten hatte.
Sie bot an, etwas für uns zu kochen, und ich hätte nie gedacht, dass diese immer zu
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