Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
Vom Netzwerk:
lamentierte etwas in meinem Hinterkopf: Er ist dein Sohn! Dein einziges Kind! Wie kannst du ihm so eine Tortur antun! Was bist du für eine Mutter! Kannst du ihm nicht einfach verzeihen?
    Das war die falsche Frage, denn sie holte die Erinnerung zurück an eine elend abgemagerte, verzweifelte Uschi, die dunkle Schatten unter den Augen und Blutergüsse an den Armen hatte, und die Erinnerung daran, wie der Sohn seine eigene Mutter zusammengeschlagen und mit Schmerzen und ohne Nahrung in einen kalten, winzigen, fensterlosen Raum gesperrt hatte! Genauso erging es jetzt ihm, und das zu Recht!
    Von den verschwundenen Säuglingen gar nicht zu reden! Ich wollte mir nicht einmal ausmalen, was er mit ihnen gemacht hatte! Aber immer wieder sah ich den Hammer mit den Flecken daran vor mir ... und was war aus der Kaminklappe die Wand heruntergelaufen?
    Am frühen Nachmittag klingelte es Sturm an der Haustür. Das war natürlich Simone, die mich abholen wollte. Eine Stunde später saßen wir auf dem nächsten Polizeirevier und mac hten unsere Angaben.
    Der zuständige Polizist tat so, als sei das alles nichts Besonderes und behauptete, es werde schon alles gut werden. Simone spielte das sanfte, dumme Blondchen, was bei den Herren auf der Wache gut ankam. Also versuchte ich, die ungebildete, hysterische Mutter zu geben, damit niemand auf die Idee kam, uns irgendeine Schlechtigkeit zuzutrauen.
    „Seit wann ist Ihr Sohn denn verschwunden?“ Der Mann, dessen eines Auge nach außen schielte (oder vielleicht versuchte er auch nur, mit diesem Auge in Simones Ausschnitt zu gucken), machte ein fragendes Gesicht.
    Ich schaute möglichst entsetzt. „Seit vorgestern Abend!“
    „Und das ist noch nie vorgekommen, dass er mal zwei Nächte nicht zu Hause war?“
    „Nein, glaub ich nicht! Aber da müssen Sie Uschi fragen.“ Ich rieb mir mit einem Tuch über die Augen und schnäuzte mich lautstark.
    „Uschi ist die Ehefrau?“ Ich nickte. „Und wieso ist sie nicht hier?“
    Sofort erzählte Simone lang und breit von dem Unglück mit der Waschmaschine im Keller, und nach einer Weile komplimentierte uns der Polizist genervt hinaus.
    Draußen rauchten wir erst einmal eine Zigarette und nahmen einen Schluck Korn aus einer kleinen, unauffälligen Wasserflasche, die ich seit neuestem immer bei mir trug. Ja, so weit war es mit mir gekommen, Theo!
    Eine Zeitlang spazierten wir in Gedanken versunken durch die Stadt, gönnten uns Kaffee und Kuchen, und besuchten Uschi im Krankenhaus.
    Die Ärmste war so mit Medikamenten vollgestopft, dass sie uns weder richtig wahrnahm noch gar erkannte. Trotzdem hielt Simone ihre Hand, und ich erzählte meiner Schwiegertochter von den Geschäften in der Stadt und vom Wetter und von wer weiß was noch, als plötzlich die Tür aufging, und der Polizist vom frühen Nachmittag mit einem Kollegen und einem der Ärzte im Zimmer stand.
    Natürlich dachte ich sofort, dass nun alles aus sei, dass wir verhaftet würden und dass Cl emens in Freiheit weiterleben konnte - und der Gedanke tat beides: er erschreckte, und er erleichterte mich.
    Aber es stellte sich heraus, dass der Polizist nur da war, um Uschi ein paar Fragen zu stellen, denn der Wirt aus Clemens´ Stammkneipe hatte ausgesagt, Clemens´ Frau habe am Dien stagabend bei ihm angerufen und gesagt, sie müsse ihren Mann sprechen, es sei furchtbar wichtig, es ginge um einen wütenden Gläubiger. Clemens sei nach dem Telefonat sofort aufgebracht aus der Kneipe gestürmt.
    Der Polizist versuchte, Kontakt zu Uschi aufzunehmen, aber vergebens.
    Simone mischte sich ein, tätigte einen koketten Augenaufschlag und gurrte: „Ja, genau, das hat sie mir kurz vor ihrem Unfall auch erzählt: ein wütender Mann hat sie angerufen und wollte sofort mit ihrem Clemens sprechen, und er sollte sich mit ihm in ... in irgendeinem Dorf treffen.“
    „Wissen Sie nicht mehr, wie das Dorf heißt? D enken Sie nach, das ist wichtig“, forderte der Polizist sie auf.
    „Ich weiß nicht ... Aldenmerz oder Aldenrath oder Aldenau oder so ...“ Simone lächelte dümmlich.
    „Danke, dann werden wir mal in der Richtung nachforschen. Irgendwo muss ja w enigstens sein Auto zu finden sein.“ Der Polizist zog einen Notizblock heraus und riss ein Blatt ab. „Falls Ihnen noch was einfällt - ich schreibe Ihnen mal meinen Namen und meine Telefonnummer auf. Sie können mich jederzeit anrufen.“
    Als die Männer weg waren, ließ Simone ein eher verächtliches Lächeln sehen . „Läuft doch wie am

Weitere Kostenlose Bücher