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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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so, als könne ich kaum die Augen aufhalten. Kaum war Sim one gegangen, als ich ein zweites Mal aufstand, und diesmal fühlte ich mich einigermaßen stabil. Ich ließ mich von niemandem mehr aufhalten (der Arzt schimpfte mit mir!), nahm ein Taxi und war endlich zu Hause.
    Still war es. Ich stand im Flur oben an der Kellertreppe, lauschte und wartete auf ein Klo pfen, oder auf irgendein anderes Geräusch von unten, mochte es auch noch so leise sein. Aber es war still.
    Diese Stille vereiste mir förmlich das Herz. War ich zu spät gekommen?
    Mit möglichst lauten Schritten stieg ich die Kellertreppe hinunter, aber hinter der Kellertür regte sich immer noch nichts. Dann legte sich meine Hand um den Schlüssel - und ich zögerte. Ich hatte auf einmal eine wahnsinnige Angst. Davor, dass Clemens tot war, und ich die letzte Chance nicht genutzt hatte. Davor, dass er gerade starb, und ich ihm nicht mehr helfen konnte. Oder vielleicht auch davor, dass er nicht tot war und sich auf mich stürzen würde.
    Ich zog meine Hand zurück. Was tun? Ich schlich nach oben, nahm erst einmal einen Korn, rauchte eine Zigarette und machte eine Kerbe in den Tisch. Die fünfte.
    Konnte ein Mensch, der verletzt und geschwächt und gefesselt war, länger als fünf Tage ohne Nahrung und Wasser in einem eisigen Keller überleben? Wahrscheinlich nicht.
    Es war seltsam, Theo - eigentlich hätte ich doch aufspringen und hinab zu meinem Sohn eilen sollen, aber ich war wie gelähmt: als hätte jemand einen Felsbrocken auf mich geworfen, den ich nie wieder von mir würde abwälzen können. Er quetschte mir sogar die Seele ein, ich füh lte nichts mehr.
    Ich saß nur da, trank noch einen Korn, rauchte noch eine Zigarette und dachte dauernd: Du musst was tun, du musst was tun. Aber ich tat erst etwas, als mir übel wurde. Ich gab mein Krankenhausfrühstück und den Alkohol von mir und fühlte mich danach nüchtern, schwach und elend. Ich brauchte Hilfe.
    Also rief ich Simone an und sagte ihr, dass ich glaubte, es sei vorbei mit Clemens.
    Fünf Minuten später war sie bei mir, und gemeinsam stiegen wir in den Keller hinab, ich hielt mich sogar an der humpelnden Frau fest, weil ich Angst hatte, dass mir die Beine wegsackten.
    Simone griff nach einem der abgesägten Besenstiele, die noch in einer Ecke lagen, und hämmerte damit gegen die Kellertür, hinter der aber auch nach dem dritten Hämmern kein Laut zu hören war. Konnte das eine Falle sein?
    Simone wirkte ebenfalls unsicher und schickte mich nach oben, um ein Messer zu holen. Als ich zurück war, öffnete sie die Tür, schaltete das Licht ein, und da lag er, keinen halben Meter entfernt, noch genauso verschnürt, wie wir ihn zurückgelassen hatten. Seine Augen waren halb geschlossen und starrten leblos und irgendwie fremd ins Nichts.
    Ein sehr übler Gestank hing in der Luft. Das gab mir den Rest. Ich tapste rückwärts und ließ mich auf eine Treppenstufe fallen, während Simone ihre Krücke beiseite stellte und ansche inend genau nachguckte, ob Clemens auch wirklich nicht mehr lebte.
    Als sie aus dem Raum herauskam, ließ sie die Tür offen stehen. Das war deutlicher als jedes Wort. Und ich konnte nicht einmal weinen.
    Wir verzogen uns nach oben, und an der Art, wie Simone drei Schnäpse kurz hintereinander kippte, merkte ich, dass Clemens´ Tod sie nicht kalt ließ. Oder täuschte sie auch das nur vor? Ich versuchte, ihre umherhuschenden Blicke aus diesen blau und schwarz bemalten Augen zu deuten. Begriff sie erst jetzt so richtig, was wir getan hatten?
    Oder hatte sie - und das, bei Gott, traute ich ihr zu - das alles von Anfang an geplant?! War eine Befreiung überhaupt nie vorgesehen?! Wollte sie Clemens so oder so da unten verrecken lassen?!
    Ich stellte ihr diese Frage nicht, vielleicht, weil ich ahnte, dass ich mir dann auch ein paar Fragen stellen musste: warum hatte ich das nicht vorausgesehen? Warum hatte ich Simones Treiben nicht früher ein Ende gesetzt? Warum hatte ich Clemens nicht rechtzeitig aus dem Keller herausgeholt?
    Ich spülte all diese ,Warums‘ mit weiteren Schnäpsen herunter, und auf einmal fing Simone an zu plaudern, über dies und das, und darüber, dass die Polizei bei Uschi im Krankenhaus gewesen war und berichtet hätte, Clemens´ Auto sei in einem Dorf aufgetaucht, wo man jetzt nach Spuren forsche, und ob man vielleicht mal Uschis Wohnung durchsuchen dürfe, vielleicht gäbe es ja dort einen Hinweis auf den Täter.
    Simone lachte, aber ich fragte mich, wann die

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