Im Kettenhemd (German Edition)
Problem sein konnte. Zu oft waren schon fehlerhafte Rohre geborsten und hatten die gesamte Bedienung getötet. Dies wäre dann auf See ein doppeltes Desaster, denn es könnte zudem noch einen Brand und das Sinken des Schiffes zur Folge haben. Die französischen Kapitäne waren von dem bevorstehenden Angriff auf die Hauptstreitmacht des Feindes zu Land unterrichtet worden. Sie konnten im Falle eines Rückzuges oder gar einer Flucht geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Engländer letztlich nicht mit ihrer Beute entkommen zu lassen. Hierfür war eigens ein Signalsystem aus Feuertürmen entlang der Küste errichtet worden.
Als das Heer ausrückte, setzen sich als letzte die schweren Ritter aus dem Lager der Franzosen in Richtung des Feindes in Bewegung.
Die Köche, Dienstmägde, Schmiede und Quartiermeister säumten ihren Weg und riefen diesen Helden in Eisen aufmunternde Worte zu. Alle hatten den Wunsch, die verhassten und grausamen Engländer aus dem Land zu werfen. Es sollte unter ihrem König wieder möglich sein, ohne Kriege und Verwüstungen ein Leben in Frieden und Zufriedenheit zu führen. Die Bauern wollten ihr Land bestellen, ohne ständig alles an die Heere abgeben zu müssen oder sogar selbst zum Frondienst gepresst zu werden.
Unter Dietrichs Führung, der diesen Tapfereren voranritt und Zuversicht sowohl im Herzen als auch in seinen Gesichtszügen trug, zogen sie ruhig und stolz gegen den Feind.
Junker Jörg und Knappe Cedric ritten ihm dabei jeweils zur Linken und Rechten. Der Junker machte in seiner wuchtigen Rüstung einen furchterregenden Eindruck. Hoch stand seine Halsberge unter dem Hundsgugel-Helm. So konnte ein seitlicher Schwerthieb ihn nicht so tief am Halsansatz treffen und die Helmrundung konnte eine Klinge ableiten. Er hatte seine Kampfausrüstung in all den Jahren immer wieder verbessert. Auch Dietrich hatte dank so einiger Entwürfe, die noch aus der Feder Meister Heriberts stammten, in vielen Treffen keine blutende Wunde davon getragen.
Der Kardinal stand noch lange mit erhobenem Kreuz und segnete die sich langsam entfernenden Kämpfer.
Es war ein beschwerliches Annähern an den Feind, denn nur unentdeckt konnten sie das Überraschungsmoment für sich nutzen. Sie kamen nur langsam voran, denn es war streng verboten, Lärm zu machen, und jeder Mann hatte dafür zu sorgen, das Klirren und Klappern abzustellen. Die Hundertschaftsführer der Kampfeinheiten hatten für den Erfolg Belohnungen versprochen und für den Misserfolg harte Strafen. So konnten die Kerle zwischen Wohl oder Wehe wählen.
Im aufkommenden Nebel der Hochebene kamen sie dann aber gut voran und die Geräusche wurden leidlich unterdrückt. Der Herr ist mit uns und wird unser Unternehmen segnen, so hörte man den einen oder anderen von den Männern sagen. Bald erreichten sie die ausgedehnten Auen der normannischen Hochebene. Das feuchte Gras und der bemooste Boden dämpften das Vorgehen der Männer und so konnten sie bereits gegen Mitternacht ihre Räume einnehmen und sich angemessen auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten.
Den Fußtruppen zur Linken fiel nun eine der schwersten Aufgaben zu. Nur mit absoluter Disziplin konnte der Plan gelingen. Die Schanze der Engländer war recht ordentlich befestigt. Die Männer der Fußtruppen konnten im Schein der Feuer die Palisaden mit den Schanzkörben gut ausmachen. Noch weiter den Weg entlang, in westliche Richtung, musste dann irgendwo das Chateau Gaillard liegen. Dieses war die zweite Nuss, die es in diesem Krieg zu knacken galt.
Jetzt jedoch sollte es erst die Hauptmacht des Feindes treffen. Man rechnete nicht mit Entsatz aus der Burg, denn dort ging man sicher davon aus, dass die sieggewohnten englischen Ritter und Kriegsmannen jeden Angriff abwehren, ja mehr noch, jeden Feind vernichten würden. Es würde sicher ein beschwerliches Unterfangen sein, den ersten Wall im Sturm zu nehmen und die Verteidiger zu überrennen.
Burghart von Bingen war ein Mann der Tat und verlangte nicht mehr von seinen Männern als von sich selbst. Er führte im Tross auch zwei Wundärzte und einige Johannitermönche mit sich, die als Helfer in der Not ihren Teil für die Verwundeten leisten sollten. Nicht von ungefähr hatte sich dieser »Haufen« oft gegen angeblich übermächtige Gegner und »unbezwingbare Feinde« behauptet. Sie hatten sich völlig unerschrocken durch die Reihen der Feinde gehauen, bis der Sieg ihrer war.
Von Lüttich war ebenfalls, vom Feind noch immer unbemerkt, am Platze. Seinen
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