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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Stille.
    Für die Eröffnung des Angriffs hatte sich Rainier de Dijon einen Winkel in der Befestigung ausgesucht, der es dem Feind nicht erlaubte, das gesamte Terrain einzusehen. Die Engländer konnten so nur einen Teil des französischen Heeres sehen und somit auch ihre gefürchteten Bogenschützen nicht wie gewohnt einsetzen. Hier sollte die Palisade durchbrochen und der Feind zurück zur Lagermitte gedrängt werden. Der Plan, den die anführenden Ritter wie Dietrich von Seidenpfad, Lutz von Lüttich und Burghart von Bingen dem Heerführer vorgeschlagen hatten, sollte nun zeigen, ob er das französische Heer zum Sieg würde führen können.

6. Kapitel
Die Schlacht

    Der Morgen graute bereits über der weiten Heidelandschaft, die den Männern nur wenige Deckungsmöglichkeiten bot. Nicht mehr lange und der Feind würde sie mit bloßem Auge erkennen können.
Das französische Heer mit seinen etwa fünfzehntausend Kriegern nahm hinter einer kleinen Anhöhe Aufstellung. Die Männer kannten ihre Aufgaben genau und alle waren froh, unentdeckt so nahe an den Feind gekommen zu sein. Die Hauptleute der Angriffsrotten hatten ihren Männern vor der Schlacht noch je ein Glas von diesem Teufelszeug ausgeschenkt, welches die Marketenderinnen gern unter ihre Kundschaft brachten, um sie besser zum Kauf ihrer Waren überreden zu können. Die Sturmtruppen hatten ihre Schildwände noch nicht aufgestellt, und die vorderen Reihen kauerten dicht am Boden, als heftiges Geschrei zu ihnen herüberdrang. Vermutlich hatten die englischen Beobachter etwas entdeckt.
»Verdammt, die haben was bemerkt, lasst uns unverzüglich angreifen, Sire«, sprach Burghart von Bingen mit entschlossener Stimme zu seinem Feldherrn.
»Oui, donnez le signal! Ja, gebt das Signal! Und dann mit Gott für den König und Frankreich!«, rief der Heerführer laut und aus vollem Halse. »Lasst die Hölle auf sie los, meine tapferen Soldaten! Heute Abend muss uns der Sieg gehören!«
Rainier de Dijon war in seiner Prunkrüstung mit den blauen und roten Straußenfedern am Helm und mit seinem edlen andalusischen Hengst, der die Farben des Fürstenhauses der Valois trug, ein grandioser Anblick und eines Feldherrn würdig.
Wie vereinbart wurde von einer Erhebung die Laterne geschwenkt. Kurz darauf brachen ein ohrenbetäubender Knall und sogleich ein zweiter die Stille. Die ersten Kugeln der Mörser schlugen inmitten des Zeltlagers der normannischen Ritter ein. Der Einschlag sollte Verwirrung und Panik stiften. Die nächsten Schüsse mussten nun eine Bresche ins Lager schlagen.
Urplötzlich war es mit der Ruhe und Vorsicht vorbei. Auch die anderen Heeresgruppen unter Lutz von Lüttich und Dietrich von Seidenpfad hatten natürlich den Beginn des Angriffs bemerkt und brannten auf ihren Einsatz. Sie mussten jedoch noch warten, denn zuerst sollte die Palisade auf der Linken fallen.
Die Angriffsrotten der Elitesoldaten stellten auf ein Zeichen von Bingens schnell die Hochschilde auf und rückten vor. In den Gesichtern der Männer war jene Entschlossenheit zu lesen, die es braucht, um auf einen Feind zu treffen, der auch hart zu kämpfen versteht. Die zweite Salve aus den Mörsern klang wie Musik in den Ohren der Sturmtruppen und schlug am Fuße der Palisade ein. Der Erdwall erbebte und einige Stämme der Befestigung rutschten nach hinten ab.
»Attention! Aufgepasst! Wir sind gleich im Schussbereich der Bogenschützen«, riefen die Hauptleute. Der riesige Hauptmann des Junkers befand sich mit seinen Kundschaftern nun ebenfalls in den ersten Reihen der Angreifer. Diese Männer waren an Mut und Geschicklichkeit kaum zu übertreffen. Ihre Schilde hingen nach der Manier des Dietrich von Seidenpfad seitlich im Rücken und schützten bei leicht geduckter Haltung besser gegen Pfeilbeschuss. Die Männer mit den Sturmleitern hielten sich beim Vorrücken dicht hinter den Hochschilden, um einigermaßen Deckung zu finden. Wieder donnerten kurz hintereinander die Abschüsse der Mörser und gleich darauf brach die Palisadenwand an jener für den Feind ungünstigsten Ecke auseinander.
Das laute Freudengebrüll über diesen Treffer wurde aber sogleich von einem normannischen Katapultschuss, gefolgt vom Pfeilhagel der englischen Langbögen, beendet. Vereinzelt brachen Soldaten getroffen zusammen.
»Jetzt machen die Ernst!«, rief Jörgs Hauptmann. »Haltet die Schilde im richtigen Winkel, sonst erwischen sie uns. Bogenschützen – bereit machen zum Schuss!«
Die Kommandos des preußischen

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