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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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hatte bereits seit Mitternacht seine Rüstung angelegt und erwartete dessen Befehle. Als die Laterne geschwenkt wurde, war dies das Signal zum Vorrücken.
Langsam setzte sich die Armee der Fußtruppen in Bewegung. Man wollte so dicht, wie es nur ging, an den Feind kommen und erst im letzten Augenblick mit dem Angriff beginnen. Die Männer rollten die beiden Mörserkanonen über den weichen Boden und mussten sich mächtig in die Lederriemen legen, um deren Gewicht zu bewegen. Auf Pferde hatte man wegen des Schnaubens und Wieherns verzichtet, auch die Tiere anzutreiben wäre jetzt zu laut. Die Männer befiel wieder dieses Gefühl, das keiner so recht beschreiben konnte. Ein Gefühl zwischen der Hoffnung, das Hauen und Stechen unbeschadet überstehen zu können, und der unterschwelligen Angst vor schweren Verwundungen oder gar dem eigenen Tod. Alle wussten, dass sie in Gottes Hand waren, und viele knieten nieder, um einige Vaterunser zu beten.
Den Truppen voraus waren wieder einige Beobachter, die durch ihre völlig schwarze Kleidung erst zu sehen waren, wenn sie vor einem standen. Sie brachten die Kunde von normalen Bewegungen im Lager des Feindes. Das Heerlager der Engländer war riesig, und man konnte in der Ebene die Feuer lodern sehen. Es gab dort bestimmt an die fünfhundert Zelte für Ritter und Edelleute. Die Pferde standen in mehreren großen Pferchen und waren überwiegend gesattelt. An den Feuern standen viele Waffenknechte und die Wagen der Marketenderinnen wurden von allerlei Heervolk umlagert. Zwischen den meist Schlafenden, konnte man die zusammengestellten Waffen erkennen. Die langen Spieße und Piken, aber auch Äxte, Schilde und Schwerter, ließen auf eine große Anzahl Krieger schließen. An gut ausgewählten Stellen hatten sie auch Katapulte aufgestellt, die ihre Geschosse weit in die Ebene tragen konnten. Diese Streitmacht war eine der besten und erfolgreichsten, gegen die das Heer des französischen Königs je angetreten war.
Offenbar hatten die keine besonderen Maßnahmen zur Verteidigung getroffen, und so hoffte auch von Bingen, die westliche Palisade im Sturm und mit möglichst geringen Verlusten nehmen zu können. Er wusste, sobald der Angriff beginnen würde, würden die Normannen schnell auf ihren Positionen sein. Es musste gelingen, eine Bresche zu schlagen und mit aller Wucht ins feindliche Lager einzudringen. Dort mussten dann seine besten Mannen die feindlichen Reihen aufbrechen und Verwirrung stiften.
Die Sturmleitern lagen bereit und die Männer schauten hoffnungsvoll zu ihrem Heerführer. Der Duft des frischen Kiefernholzes, aus dem die Leitern vor kurzem gefertigt worden waren, lag überall in der Luft. Jede Regung der Hundertschaftsführer und vor allem das Verhalten des von Bingen wurde von den Männern registriert und war für die Kampfmoral bedeutsam. Die Stunde vor dem Kampf war für sie wie sterben und leben zugleich. Eine Auszeit, die sich das Schicksal einfach nahm, in der keiner mehr wirklich sinnvolle Dinge tun konnte. Einige schliffen zum zigsten Mal ihre Waffen, die jedoch einfach nicht schärfer werden konnten, als sie bereits waren. Man sah auch immer wieder,, wie selbst gestandene Krieger einem Freund Dinge zur Aufbewahrung zusteckten, aber auch Wertvolles einfach verschenkten, um ohne Last im Geiste in den Kampf gehen zu können. Nur Gott konnte wissen, wie der Tag enden und ob sich die Waage des Kriegsglücks auf die eine oder die andere Seite neigen würde. Trotzdem waren sie guten Mutes, und ihre Anführer hatten alles getan, um den Angriff wie einen Überfall beginnen zu lassen.
Die Kanoniere des Lutz von Lüttich hatten unter größten Anstrengungen die schweren Mörser durch das niedrige Buschwerk gezogen. Immer wieder waren die Räder im weichen Moosboden eingesunken, und alles kam ins Stocken. Selbst Fluchen war den Männern streng verboten, um den Feind nicht aufmerksam zu machen. Lutz von Lüttich überwachte den Vormarsch persönlich. Sein Knappe war angewiesen, ihm keinen Wein einzuschenken, bis nicht auch der letzte seiner Männer am Feind war. Als dann die Mörser endlich in der kleinen Landschaftssenke in Stellung waren und die Bedienungen bereitstanden, warteten alle nur noch auf das Signal, um loszuschlagen. Mit ausgestrecktem Arm bedeutete der Lütticher seinem Knappen Gundram, dass es nun Zeit für einen Becher vom Roten wäre.
»Jetzt reich Er mir einen Becher vom Burgunder und lasst mich auf den König und das Leben trinken«, flüsterte er in die

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