Im Kettenhemd (German Edition)
sie keinen Ausweg mehr sehen.«
Kurze Zeit später hatte Cedric die Männer und seinen Herrn eingeholt. »Wir sind geritten, so schnell es ging, ihr Herren. Diese Männer gab mir Junker Jörg mit an die Seite!«, rief er, noch ganz außer Atem, und zeigte auf einen geharnischten Mann in glänzender Rüstung. Der Chevalier de Petijon öffnete sein Visier und lächelte verbindlich zu den Männern hinüber: »Vielleicht kann ich Euch bei dieser Mission zur Seite stehen, Herr Baron. Meine Männer haben im Heerlager der Engländer gewütet, wie die Höllenhunde. Einige von ihnen sind hier bei mir und brennen auf eine Begegnung mit den Rittern des Lords. Eine Botschaft des Heerführers an Euch lautet: ›Kommt nicht ohne das Gold zurück. Ruhm dem Sieger, aber …‹, nun, den Rest wollt ihr sicher nicht hören.«
»Ich danke Euch sehr Chevalier, jedoch ist Eile geboten, und wir haben schon genug Zeit verschwatzt!«, rief Dietrich. »Sonst entkommen die uns noch.« Er gab seinem Pferd die Sporen und die kleine Schwadron folgte der eben entdeckten Spur wie ein Wolf der Fährte seiner Beute.
Die Sonne brannte den Männern auch zur späten Nachmittagsstunde noch heftig aufs Eisen und so brachte wenigstens der Wind den Reitern etwas Erfrischung.
Dietrich dachte an die schöne Frau, die ihn so fasziniert hatte, und wünschte sich sehnlichst, sie aus den Fängen dieser Bastarde zu befreien.
Sie jagten die Senke vor dem großen Graben hinunter, wo Lord Macenroys Eskorte so unrühmlich ihr Ende gefunden hatte, vorbei an dem alten Flusslauf, der nur noch nach dem Winter manchmal etwas Wasser führte. Die Landschaft hier wurde immer wieder von langen Querrillen durchzogen, die Ross und Reiter so einiges abverlangten.
Cedric hatte seine liebe Not mit dem kleinen Holzkäfig, der die Tauben enthielt. Die Tiere waren verängstigt und schlugen in der Enge heftig mit den Flügeln.
Der Templer an der Spitze der Schwadron zügelte plötzlich sein Pferd und streckte die Faust gen Himmel. Die Nachfolgenden versammelten sich nun alle in Windeseile an der kleinen Anhöhe. Die Küstenlinie war in Sicht gekommen. Armand reckte sich hoch im Sattel auf und rief dann den Männern der Schwadron zu:
»Dort vor uns liegt ein Schiff, und wer sonst als die Engländer sollte das wohl sein?« Gespannt starrten alle in die von Armand gewiesene Richtung.
»Du hast Augen wie ein Adler!«, rief Karl. »Ich kann da vorn noch nicht viel erkennen, aber wir vertrauen dir. Wir werden sie bald erreicht haben, macht euch zum Kampf bereit!«
»Sobald uns die Normannen erblicken, werden sie angreifen. Wir reiten direkt auf sie zu, bis ich mein Schwert gen Himmel recke. Danach brecht Ihr, Chevalier, mit der Hälfte Eurer Männer nach links und du, Karl, mit den anderen nach rechts ab und greift sie von der Flanke an.. Der Rest bleibt bei mir im Zentrum. Wir müssen ihrem Stoß standhalten und werden sie dann gemeinsam zusammendrängen. Viel Glück, Messieur!«, rief Dietrich und trieb sein Pferd an.
Jetzt galt es! Alle Hoffnung auf Beute, Rache und die Befreiung der unbekannten Schönen lag nun zum Greifen nahe.
Schnell kamen die Konturen des Schiffes auch für alle anderen in Sicht. Das konnte nur der Engländer sein, denn alle Spuren führten direkt auf dessen Ankerplatz zu. Es war zu hoffen, dass sie möglichst spät von der Kampfeinheit der Normannen entdeckt würden. Der Strand fiel zur See hin ab und so standen die Chancen, lange unentdeckt zu bleiben, recht gut.
Bei Ebbe mussten Schiffe weiter draußen vor Anker gehen. Das Gold wiederum ließ sich besser bei Flut verladen. Kleine Boote konnten dann viel dichter ans Ufer fahren, um die schwere Fracht aufzunehmen.
Lord Eshby trieb zur Eile. Sie waren unbehelligt bis an diesen Strand gelangt und auch die Kutsche hatte trotz der schweren Fracht und einiger Insassen durchgehalten. In zwei Stunden würde das Wasser zurückkehren, und dann könnten sie alles auf das Schiff bringen. Die schweren Gold-Kisten erwiesen sich nämlich bei Ebbe als ein Problem im Watt. Eshby’s Männer konnten sie derzeit nur bis zur Küstenlinie bringen. Man musste abwarten, bis es dieser Laune der Natur gefiel, das Blatt zu wenden.
Der Lord wollte das Gold nicht aus den Augen lassen und blieb auch deshalb in der Nähe der Kutsche. Sollte er mit leeren Händen und dieser Niederlage auf die Insel zurückkehren müssen, würde er seinem König schwerlich unter die Augen treten können.
Graf Nagelli hielt sich immer in der Nähe der Schönen
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