Im Kettenhemd (German Edition)
gebracht. Dort standen sie nun in einer langen Reihe und hatten die Schiffsbesatzung offenbar beeindruckt.
»Auf die können wir nicht mehr zählen«, wandte sich nun Lord Eshby an den Grafen. »Lasst die Baroness gehen. Das ist ein Befehl.« Widerwillig stieß der die Frau von sich und ging mit dem Schwert in der Hand auf Armand zu.
»Bist du nicht im Kerker vermodert, du Sohn einer Hündin?«
Armand drehte sich zu Dietrich um, hinter dem die Baronesse inzwischen Schutz gefunden hatte, und rief: »Schaut, was Habgier aus einem Menschen machen kann! Dieser Mann war einst ein Freund und nun wünscht er meinen Tod.«
»Du solltest ihm geben, was er dir wünscht, mein Freund«, antwortete Dietrich und warf ihm sein Schwert zu.
Die Ritter der Schwadron bildeten einen Kreis, und die beiden Männer standen sich mit dem Schwert in der Hand gegenüber. Der Sandboden hier war eher ungeeignet für das Austragen eines Duells auf Leben und Tod, denn er raubte beiden Kämpfern viel Kraft. Der Graf war klar im Vorteil, denn Armand hatte eben harte Kämpfe hinter sich. Nagelli, ein Mann um die Fünfunddreißig, mit welligem, dunkelblondem Haar, schaute mit spitzer Nase überheblich auf seinen Kontrahenten. Armand wusste, dass dieser Kerl schon einige Duelle für sich hatte entscheiden können, und war gewarnt. Gekämpft wurde ohne Schutz, nur mit freiem Oberkörper. Als Waffe wurde von beiden das Schwert bevorzugt. Nagelli führte eine eher schmale spanische Klinge, der Templer jedoch sein Ordensschwert, das eine breite, aber dennoch leichte Klinge hatte.
Beide bewegten sich langsam umeinander herum und belauerten sich. Jede Faser ihrer Körper war auf Angriff und Verteidigung eingestellt. Beide wussten, dass nur einer diesen Platz lebendig verlassen würde. Urplötzlich und ansatzlos stieß der Graf mit seinem Schwert nach Armand und ritzte ihm tatsächlich etwas die Haut unterhalb der Schulter an. Der Tanz begann, und beide bewegten sich sehr geschmeidig in ihren Meidbewegungen. Die ersten Hiebe schlugen fehl, da jeder versuchte, in den Rücken des Gegners zu gelangen. Der Graf als geübter Waffengänger war in jedem Augenblick hellwach und deshalb sehr gefährlich. Armand hatte erst kürzlich seine präzise Schwertkunst gezeigt, als er die Normannen in der Burg erschlug. Er war durchaus in der Lage, diesem arroganten Fatzke das Lebenslicht auszublasen. Hier, ganz ohne Schutz, musste er den Körperkontakt mit der Klinge unbedingt meiden, was einen ganz anderen Kampfstil erforderte. Der Graf schlug seine Klinge nach einer Körperdrehung gegen Armands Rücken, der hielt aber sein Schwert quer hinter sich und parierte par excellence.
Die umstehenden Ritter beobachteten voll Spannung die beiden Kämpfer und wünschten dem Tempelritter von ganzem Herzen den Sieg.
Wieder klirrten die Waffen aufeinander und die Klingen rutschten sirrend bis zur Parierstange hinab. Armand zog das Knie hoch und rammte es Nagelli in den Unterleib. Der knickte leicht nach vorn, was ihm einen Schlag mit dem Schwertknauf auf die Schulter einbrachte. Der Templer hob sein Schwert hoch über den Kopf und setzte zum letzten und todbringenden Hieb an. Noch bevor er jedoch sein Schwert auf Nagelli niederschmettern konnte, stieß dieser ihm einen verborgenen Stiefeldolch tief in den Leib. Armand zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen, ließ aber seinem Schwerthieb noch freien Lauf und spaltete den Schädel des Grafen in zwei Teile. Noch ehe der den Boden erreichte, stand seine Seele vor dem jüngsten Gericht. Ebenfalls tödlich getroffen, sackte Armand kurz darauf in sich zusammen.
Dietrich eilte sofort zu ihm und hielt den Sterbenden in seinen Armen. Armand griff nach seiner Hand und zog ihn ganz nahe an sich heran.
Mit letzter Kraft hauchte er ihm noch seine letzten Worte ins Ohr.
»Das Gold meiner Familie. Es ist in der alten Abtei versteckt. Das Grab des Ritters Montbard. Ich danke Euch, mein Freund«, kam es noch ein letztes Mal über seine Lippen, bevor er sich auf die Reise zu seinen Vorfahren begab.
Obwohl sie sich erst kurze Zeit gekannt hatten, hinterließ Armand bei vielen seiner Kampfgefährten eine große Lücke im Herzen, und tieftraurig schauten sie sich gegenseitig an. Seine Tapferkeit hatte sie so weit kommen lassen und auch diesen Sieg ermöglicht.
»Begrabt die Toten, verladet diese Kisten hier in die Kutsche und dann nichts wie weg von hier!«, rief Dietrich schweren Herzens den Männern zu.
Er machte sich nun Vorwürfe, dass er Armand den Kampf
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