Im Kettenhemd (German Edition)
aus Navarra auf. Der Italiener hoffte die Baroness für sich zu gewinnen und in England ein ruhiges Leben mit ihr führen zu können. Man hatte ihr standesgemäße Kleidung gewährt und sie als Reisebegleitung für den Grafen hergerichtet. Sie selbst sprach während der gesamten Fahrt zur Küste kein Wort und würdigte den Grafen keines Blickes.
Die Eskorte war abgesessen, und die Pferde suchten im spärlichen Küstenbewuchs nach etwas Futter.
Lord Eshby saß unterdessen, versonnen in die Geschehnisse der vergangenen Tage, auf einer Kiste, die ihm wohl besonders am Herzen lag.
»Wenn nur endlich das Wasser käme«, sagte er in ungeduldigem Ton. »Da haben wir uns wie der Nordwind abgehetzt, und dann so etwas!«
»Wir werden bald an Bord sein und dieser ungastlichen Küste den Rücken kehren, my Lord«, antwortete ihm sein Gardehauptmann.
»Das Kriegsglück hat uns nach all den Siegen nun verlassen. Der König wird höchst ungehalten über diesen Verlust sein«, sprach Lord Eshby zu sich selbst. Es wehte ein kräftiges Lüftchen von See her, das ihm guttat und sein Kopfweh besserte. Jäh riss ihn das Signal der Strandwache aus seinen Gedanken.
»Es nähern sich Reiter, my Lord«, rief der Ritter zu Pferde.
»Wie viele sind es?«, wollte sogleich der Hauptmann wissen.
»Viele«, rief er, »so an die fünfzig!«
Der Lord sprang auf und rief: »Wenn es Franzosen sind, müsst ihr sie erledigen, sonst sind wir es. On the horse, my knights! – Auf die Pferde, meine Ritter!«
»Aufsitzen und fertigmachen zum Kampf!«, donnerte die Stimme des Hauptmanns der Garde.
Der Späher hatte Dietrichs Schwadron entdeckt, leider etwas zu früh für einen Überraschungsangriff. Sie mussten sich nun auf ein heftiges Gefecht mit den Normannen einlassen. Der Garde gelang es schnell, im Sattel zu sein und den Strand hinter sich zu lassen. Fester Boden war für die Pferde nicht so kraftraubend und kam dem Angriffsschwung zugute. Dietrichs Männer ritten nun auch zum Angriff gegen den Feind. Sie hatten sich bis auf wenige Hundert Fuß dem Lagerplatz des Lords angenähert, als sie entdeckt wurden. Nun, damit hatten sie gerechnet, und der Kampf war unausweichlich.
Nachdem sie das französische Feldzeichen ausgemacht hatten, gingen die Normannen nun ihrerseits in Keilformation zum Angriff über.
Gleich würden sie aufeinandertreffen, und ein unerbittlicher Kampf sollte heute die Entscheidung bringen.
Dietrich hielt sich wie verabredet im Zentrum der Schwadron. Durch die Schlitze seines Visiers sah er die herannahenden Normannen in schwerem Kettenzeug. Ihre typischen Helmen hatten Gesichtsspangen um Augen und Nase. Die Lanzen hinter den spitzen Schilden drohend gegen jeden gerichtet, der sich ihnen in den Weg stellte, preschten sie ihnen entgegen. Es waren wohl nur noch fünfzig Fuß, als Dietrich sein Schwert nach oben streckte. Just in diesem Moment teilte sich die Schwadron in drei Gruppen. Zu spät, die Normannen hatten dies nicht geahnt und setzen ihren Stoß ins Zentrum fort.
Die Gruppe um Dietrich hatte große Mühe, den Lanzen der Normannen nicht gleich beim ersten Anprall zum Opfer zu fallen. Dennoch sanken einige seiner Streiter tödlich verletzt zu Boden. Dietrich hatte sich tief hinter seinen Schild geduckt und seine Lanze gut platziert. Er durchbrach mit Cedric und dem Templer die Formation und tötete ihren Anführer mit dem ersten Lanzenstoß.
Jetzt hatten auch der Chevalier und Karl ihre Kämpfer seitlich an den Feind gebracht, und ihre Lanzen drangen in die Formation der Ritter des Lords ein. Dumpf krachten die Lanzen gegen Schilde und Rüstungen. Berstendes Holz und die Schreie der Verwundeten erinnerten die Kämpfer an die Vergänglichkeit des Lebens.
Der nun entbrannte Schwertkampf ließ das Kriegsglück mal auf die eine und gleich darauf auf die andere Seite wanken. Die Normannen waren ausgezeichnete Schwertkämpfer und nicht umsonst die Garde. Die Männer des Chevalier schlugen aber ebenso hart auf sie ein, und Karl drang mit seiner Gruppe nun in den Rücken des Feindes vor.
Die Umzingelung hatte zur Folge, dass die in der Mitte befindlichen Normannen den Feind nicht mehr erreichten.
Zwei normannische Hünen drangen gleichzeitig gegen Dietrich vor. Die Farben der Wappenröcke verwiesen auf besten englischen Adel. Zwei Löwen schützten mit Schwertern die Krone. Beide griffen von rechts an, und Dietrich konnte eben noch seinen Schild in den Rücken schieben, als auch schon harte Hiebe auf ihn niederschlugen. Rechts sein
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