Im Kettenhemd (German Edition)
der Aufforderung zu folgen, ergossen sich aus den Gassen nun die Männer im Eisen über sie. Ihre Speere brachen alleine an den Eisenkleidern der Pferde, und so heftig sie auch um sich schlugen, sie standen auf verlorenem Posten.
Als die Männer um Dietrich dann aus dem Gebäude stürmten, sahen sich die Engländer plötzlich von zwei Seiten angegriffen. Die Ritter drückten sie zusammen und stachen und hieben auf die englischen Kriegsknechte ein. Bald waren aus dieser Einheit nur noch wenige kampfbereite Krieger am Leben. Die Letzten fielen dann den Schwertern der kleinen Kampfgruppe um Dietrich zum Opfer.
Armand und Cedric griffen sie gemeinsam an und zerschlugen mit ihren Langschwertern die kurzen Axtspieße der Engländer. Es waren auch geschickte Kämpfer unter ihnen, aber diesen Fechtkünsten waren sie nicht gewachsen. Der Kampf auf diesem Platze war kurz und hart. Die englische Wallbesatzung wurde in diesem Gefecht fast völlig aufgerieben, und bis auf einige Verwundete gab es keine Überlebenden.
Glücklicherweise war in diesem Gemetzel niemand von Dietrichs Männern zu Tode gekommen.
»Gut gestritten!«, rief Dietrich zu Jörg hinüber, der gerade sein Schlachtross beruhigte.
»Du bist hier?«, staunte Jörg nicht schlecht. »Du solltest dich doch schonen! Was zum Teufel schleicht ihr im feindlichen Gebiet herum? Es gibt immer noch Nester mit starkem Widerstand.«
»Ich suche eine Frau, mein Bester.«
»Die suche ich auch.«
»Es ist aber eine bestimmte Frau.«
»Ja, so geht es mir auch«, grinste Jörg.
»Du verstehst das nicht. Ich habe sie hier gesehen, und nun ist sie verschwunden.«
»Sie wird vor dir erschrocken sein«, höhnte Jörg weiter.
»Womöglich bringt sie dieser Lord Eshby mit seinen Spießgesellen auf ein Schiff. Kannst du uns Pferde überlassen?«, fragte Dietrich voll Hoffnung.
Jörg schaute ihn an, sah die Sorge in seinen Augen und sagte dann: »Gut so. Hol dir die Frau zurück und lass diesen Eshby deine Klinge kosten. Seid aber auf der Hut, hier wird noch überall gekämpft. Bringt die Reservepferde für diese Männer!«, befahl er mit fester Stimme. Jörg hatte verstanden. Es war seinem alten Kämpen verdammt ernst mit dieser Frau, und er wollte jetzt nicht in der Haut von dessen Widersacher stecken.
17. Kapitel
Lord Eshbys Flucht
Lord Eshby hatte sich mit einigen seiner Getreuen und den Rittern seiner Leibwache bereits zum Aufbruch gerüstet. Das verbliebene Gold und andere wertvolle Habseligkeiten waren in der letzten Kutsche verstaut.
Die schlimmen Brände und letztlich die Einnahme der Torburg hatten ihn entmutigt, und so versuchte der letzte englische Stadthalter nun durch Flucht zu entkommen. Seine Befehle waren eindeutig: Die englischen Truppen sollten alles tun, um den Feind aufzuhalten.
Nicht in seinen kühnsten Träumen hatte er mit einer so schnellen Einnahme des Chateaus gerechnet. Die Burg war stark befestigt und die Tore tief gestaffelt. Er konnte es sich nicht erklären, wie die Français mit ihren Rittern so schnell das Vorwerk und das Haupttor hatten überwinden können.
Auch Graf Nagelli wollte keinesfalls in französische Hände fallen. Durch das Verschwinden seines Spions Bernard aufgeschreckt, hatte er sich mit der Frau aus dem Kerker ein weiteres Faustpfand gesichert. Ihre edle Herkunft und die Verwandtschaft mit dem Königshaus von Navarra sollten ihm freies Geleit sichern.
Der Tross setzte sich in Richtung des nordwestlich gelegenen Tores in Bewegung. Späher berichteten, dass sich dort die französischen Truppen wieder zurückgezogen hätten. Die dreißig normannischen Ritter der Leibwache und die Kutsche gelangten unbehelligt zum Tor. Ihr Ziel war die Küste, von wo sie ein Kriegsschiff nach Engeland bringen sollte. Schatzmeister Lord Macenroy war hier vor einigen Tagen schon mit einem Großteil des Goldes in Richtung der Insel aufgebrochen. Seither hatte man keine Nachricht von seiner Ankunft erhalten.
Die Türmer konnten von der Nordseite aus weit ins Land schauen. An klaren Tagen konnte man sogar die Küstenlinie erkennen. »Die Ebene ist feindfrei, my Lord!«, rief einer der Kerle von den Zinnen hinab zu der kleinen Schar. »Then we must dare now – dann müssen wir es jetzt wagen«, sagte der Lord zu Nagelli. Der nickte besorgt, und auf ein Zeichen öffnete sich das schwere Eichentor. Als die Knechte das vordere Eisengitter noch oben gezogen hatten, lag die weite Ebene direkt vor ihnen.
In der Sonne des Tages flimmerte der Horizont und kein Baum bot
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