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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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hervor, und alle mussten lachen.
»Fast hättest du ein Fell für dein Reißen im Rücken gehabt!«, scherzte Karl.
Als Sieki sich wieder zu den anderen hockte, brummte er vor sich hin: »Hab noch keine Katze gesehen, die so raschelt, dass ich es bis hierher höre!«
»Ja, die Kätzchen hierzulande sind eben was ganz Besonderes«, grinste Jörg hintersinnig.
Es warf jeder noch das eine oder andere Für und Wider ein, bis man sich auf eine Erkundungsmission einigte: Sie mussten die örtlichen Verhältnisse für ihr Vorhaben in Augenschein nehmen, bevor es losgehen konnte.
Der Tag war in der achten Stunde, und Karl brach mit Sieki sogleich auf, um die beste Möglichkeit für die Durchführung des Planes zu erkunden. Nach kurzem Ritt gelangten sie an das Haupttor. Hier war der Teufel los. Heeresleute jeglicher Couleur liefen in allen Richtungen umher, und auch die Bauern der Umgebung waren mit ihren Waren wieder am Ort. Auf dem Vorplatz zur Torburg hatten sich schon wieder die Marktweiber mit allerlei Körben und Säcken ausgebreitet. Weiter hinten brannten Feuer in der Nähe der Hauptmauer, wo anscheinend noch Tote aus den vergangenen Kämpfen verbrannt wurden. Mönche, Gaukler und Gaffer drängten sich durch die überall herumstehenden Soldatenhaufen.
Jeder hatte sein eigenes Süppchen zu kochen und so konnten Karl und Sieki völlig unbehelligt ins Innere des Chateaus gelangen. Sie schlugen den Weg ein, den sie mit Armand gegangen waren, und erinnerten sich schweren Herzens an diesen tapferen Ritter. Vorbei an ihren Kampfplätzen ging es hinüber zu dem völlig ausgebrannten Kornspeicher. Dort hinten lag das Kerkergebäude, und dann rechts die Gasse hinter ging es auch gleich zur alten Abtei. Im Kerker hatte man nun die gefangenen Normannen einquartiert. Die ehemaligen Wächter bewohnten nun sicher auch eine der »gemütlichen« Zellen, die sie sonst nur von außen kannten. Vor dem Kerker lagerten an die hundert Kriegsknechte, die zwischen den festen Steingebäuden einen geschützten Platz gefunden hatten. Hier kam keine Maus ungesehen durch.
Je weiter sie ins Innere der Feste kamen, umso weniger Kriegsleute und Ritter begegneten ihnen. Als sie schließlich zur Abtei gelangten, bot sich ihnen ein unerwarteter Anblick: Das Tor stand offen, und schon auf dem Vorplatz lagen Sterbende und Verwundete. Mönche waren um die Männer bemüht und hatten damit alle Hände voll zu tun. Sie versorgen sie mit Wasser und reinigten die Wunden der Fiebrigen. Die beiden Ritter banden ihre Pferde an einen Baum und gingen ins Innere des Gebäudes. Hier schlug ihnen der Gestank von Kot und Fäulnis entgegen. Sie schauten sich kurz an und erkannten die Schwierigkeit ihrer Aufgabe. Auf dem Boden der Abtei lagen die Männer dicht nebeneinander. Die Grabplatte des Ritters Montbard zu finden, war also im Moment nicht möglich.
»Bevor die Verwundeten hier nicht raus sind, können wir nicht nach dem Schatz suchen«, sagte Karl leise.
»Ja, wir sollten ein anderes Gebäude finden, in das die Verwundeten umziehen können«, flüsterte Sieki zurück. »Zum Abtransport könnten wir eines der nächsten Tore nehmen, um die Feste nach Norden zu verlassen. Die Abtei steht auf einem kleinen Hügel. Womöglich gelangt man auch von außen in die Krypta. Lass uns nach einem Zugang suchen!«
Zunächst ritten sie aber zu einem der Tore im Norden, um zu sehen, ob diese stark bewacht würden. Hier in der hintersten Ecke des Chateaus langweilte sich die kleine Torbesatzung zu Tode und war für jede Abwechslung dankbar. Als die beiden Ritter nahten, kam einer der Drei zum Tor und rief ihnen entgegen: »Seid Ihr die Ablösung, Messieurs?«
»Heute nicht!«, rief ihm Karl schlagfertig entgegen. Das war genau die richtige Idee, um hier unbemerkt ins freie Land zu gelangen. So plauderten sie eine Zeit mit den Kriegern der Wache und tranken einen Becher auf den Sieg mit ihnen. Gut, wenn man sich kennt, dachten beide ohne Worte.
»Wenn Ihr hier wieder vorbeikommt, ist es an Euch unsere Becher zu füllen, Ritter zu Trappenberg«, rief der Anführer der Wache ihnen nach.
Zurück an der Abtei, fragten sie einen der Mönche, ob es hier schon einen Fall von Pest gegeben habe. Der arme Kerl schlug gleich drei Kreuze und verneinte dies natürlich.
»Warum fragt Ihr das, Herr Ritter?«, wollte er aber noch wissen.
»Nun«, sprach Sieki, »ich will Euch ja nicht beunruhigen, aber bei den toten Engländern waren ein oder zwei Mann dabei, die Anzeichen dieser Krankheit hatten.

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