Im Kille-Kille-Keller
einen Schreibtisch hätten, könnten wir ihn dazu benutzen, Mr.
Limbo.«
Fabian starrte Carl noch ein
paar Sekunden teilnahmslos an. Dann packte er plötzlich das spitze Ding zum
Eiszerkleinern, das auf der Theke lag, hob den Arm und ließ es auf Carls Kopf
heruntersausen. Carls Rechte aber schoß hoch, packte Fabians Handgelenk und
drehte es um, so daß Fabian vor Schmerz aufschrie und die Waffe fallen ließ.
»Sie dürfen nicht vergessen, erst die Ketten abzuschließen«, meinte Carl.
Es folgte eine ausgedehnte
Stille, während Fabian sich langsam umdrehte und zur Tür schritt. Das einzige
Geräusch war ein Klicken, als sich die Tür hinter ihm schloß.
»Ich glaube, die Puppe hat es
sich anders überlegt — nach ihrer Miene zu urteilen«, sagte Mr. Limbo. »Jetzt
braucht sie doch etwas zu trinken.«
»Ich werde dafür sorgen, daß
sie etwas kriegt«, sagte Carl.
Sein Lächeln, als er mir das
Glas gab, war ganz anders als das, welches er Fabian gewidmet hatte. Es verursachte
nur ein ziemlich wehrloses Gefühl unter den Spitzen. Etwa so, wie wenn man mit
dem Rücken gegen helles Licht steht und nicht mehr genau weiß, ob man einen
Unterrock anhat.
»Ich würde mir wegen Fabian
keine Sorgen machen, Mavis«, sagte Carl gelassen. »Mit dem wirst du noch
fertig, wenn man dir eine Hand auf den Rücken gebunden hat.«
»Ich mache mir im Augenblick
auch keinerlei Sorgen wegen Fabian«, räumte ich ein, »sondern deinetwegen.«
»Das ist aber interessant«,
meinte er. »Reden wir doch ein paar Worte über dieses Thema, tausend oder so.
Wenn wir Glück haben, kommt Don heute abend vielleicht gar nicht mehr her.«
»Wieso glaubst du das?« fragte
ich nervös.
»Der Wunsch ist der Vater
dieses Gedankens«, sagte er. »Aber soviel Glück auf einmal habe ich nie.«
»Frag sie doch mal, ob sie
getrennt schlafen«, flüsterte Mr. Limbo heiser. »Wenn ja, dann bleibt dir immer
noch die Chance, mitten in der Nacht über den Balkon bei ihr einzusteigen.«
»Wagt euch bloß nicht!«
bedeutete ich den beiden zornig. »Ich leide schon genug unter Alpträumen — auch
ohne daß mir beim Aufwachen eine Holzpuppe ins Gesicht starrt.«
»Sie ist mit einem gewissen Don
verheiratet«, sagte Mr. Limbo. »Verrat ihr doch meinen vollen Namen, Carl. Sag
ihr, daß ich Don Juan Limbo heiße, dann ist sie verrückt nach mir.«
»Jetzt sei ruhig«, sagte Carl
mahnend. »Du tust mir ganz und gar keinen Gefallen mit deinem Gerede. Aber die
Frage, die du aufgeworfen hast, ist interessant... Wie ist das, Mavis?«
»Wenn du meinst, was du meiner
Meinung nach meinst, dann werde ich die Frage nicht beantworten«, erklärte ich
kategorisch.
»Schlaft ihr getrennt?« fragte
Carl geduldig.
»Oh, das«, meinte ich.
»Natürlich.«
Die Tür ging auf, und ich hörte
wieder, wie Schritte näher kämen. Carl murmelte etwas in den Bart, was nicht
sehr gebildet klang, dem Ton nach zu urteilen.
»Ei, siehe da!« sagte Mr. Limbo
heiter. »Da hätten wir ja auch wieder mal den Schräubchenbefestiger und seine Bettgenossin. Sieh jetzt nicht hin, Carl, sonst merken sie, daß du
schizophren bist.«
Wanda und Gregory Payton traten
neben mir an die Bar. Wanda trug einen Traum aus blauer Seide, den ihr jemand
aufgemalt hatte. Jedenfalls wirkte es so.
»Langsam beginne ich zu
glauben, daß du dich vor mir fürchtest, Carl«, sagte Gregory selbstgefällig.
»Du protestierst zu auffällig gegen meinen Beruf.«
»Ist er nicht bemerkenswert?«
fragte Mr. Limbo bewundernd. »Er ist das erste Vakuum mit etwas drumherum, das
ich je zu Gesicht bekam!«
»Haben wir nicht alle schon
genug um die Ohren, auch ohne daß du uns mit deiner dummen Puppe und deinen
billigen Beleidigungen auf die Nerven fällst?« fragte Wanda ihren Bruder eisig.
»Du darfst dich von Mr. Limbo
nicht aus der Fassung bringen lassen, Liebste«, sprach Greg sanft. »Denn dazu
gibt es ihn ja überhaupt nur — habe ich recht, Carl?«
Carl zuckte die Schultern. »Ich
muß dran denken, ihn einmal danach zu fragen. Wollt ihr etwas trinken?«
»Für mich Scotch«, sagte Wanda.
Sie musterte mein Kleid von oben bis unten. »Wozu dient denn der Gürtel — zum
Schutz?«
»Manche Damen brauchen halt so
etwas.« Ich lächelte sie liebenswürdig an. »Es muß recht angenehm sein, wenn
man so ist wie du, Wanda — jederzeit sicher!«
»Welch trautes Familienglück«,
sang Mr. Limbo plötzlich los — als Parodie auf ein altes Liedchen. Seine
Gackerstimme schien ringsum Echos zu finden. »Trautes
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