Im Kille-Kille-Keller
schob mir einen Stuhl hin, und ich nahm Platz. Zwei weitere
Herren kamen herein, dann schaltete der Leutnant die Deckenlampe aus und drehte
die Tischlampe so, daß sie mir geradewegs ins Gesicht leuchtete.
Ich drehte sie wieder um, und
er drehte sie wieder auf mich. Das machten wir drei- oder viermal, bis er mich
anherrschte, ich solle sie ja nicht mehr berühren. »Aber sie scheint mir direkt
in die Augen!« beschwerte ich mich.
»Sie sollen sie stehenlassen!«
wiederholte er.
»Na gut«, meinte ich. »Aber
wenn ich hinterher eine Brille tragen muß, schicke ich Ihnen die Rechnung!«
»Mund halten!« sagte er.
»Wenn Sie weiter so unhöflich
zu mir sind, bleibe ich nicht hier«, erklärte ich bestimmt. »Schließlich wollte
ich ja auch gar nicht herkommen, es war Ihre Idee, erinnern Sie sich? Und ich
muß Ihnen sagen, daß ich von Ihrer Gastfreundschaft nicht sehr viel halte. Ich
möchte eine Tasse Kaffee oder sonst etwas.«
»Sie haben hier nur Fragen zu
beantworten!« knurrte er drohend.
»Wie soll ich denn das machen?«
sagte ich kurz angebunden. »Sie haben mir ja noch gar keine gestellt.«
»Halten Sie den Mund und hören
Sie mir zu«, sagte er. »Dann komme ich vielleicht dazu, ein paar Fragen zu
formulieren.«
»Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »So fangen Sie doch an.«
»Schon besser.« Er seufzte
tief. »Wollen Sie es uns schildern?«
»Das hab’ ich ja schon getan«,
sagte ich, »aber es hat ja nichts genutzt.«
»Was haben Sie?« fragte er.
»Ich habe es euch gerade soeben
geschildert«, sagte ich. »Aber wahrscheinlich habt ihr gar nicht zugehört.«
»Vielleicht bin ich schon
übergeschnappt«, murmelte er. »Aber wenn’s Ihnen nicht allzuviel ausmacht — könnten Sie’s mir noch einmal sagen?«
»Es macht mir überhaupt nichts
aus«, sagte ich. »Das blöde Ding scheint mir direkt in die Augen — ist das
anschaulich genug geschildert?«
Etwa zehn Sekunden lang sprach
keiner ein Wort. »Wenn sie nicht verrückt ist, dann bin ich’s«, murmelte Frome.
»Wovon beim neunmal geschwänzten... Wovon reden Sie denn?«
»Von der Lampe natürlich«,
sagte ich und verdrehte sie wieder. »So geht’s viel besser.«
Daraufhin begann er, Selbstgespräche
zu führen, aber ich verstand nicht, was er sagte. Nachdem er einige Zeit
gebrummelt hatte, meinte einer der beiden anderen: »Soll ich’s vielleicht
einmal versuchen, Leutnant?«
»Warum nicht?« sprach Frome mit hohlklingender Stimme. »Warum soll ich mir allein
die Magengeschwüre anschaffen?«
»Ein Mord ist geschehen«, sagte
der andere Herr in bemerkenswert friedlichem Ton. »Das wissen Sie doch noch,
nicht wahr? Mrs. Payton wurde erwürgt.«
»Meinen Sie, das könnte ich
jemals vergessen?« sagte ich wahrheitsgemäß.
»Erzählen Sie uns doch mal mit
Ihren eigenen Worten, wie es passiert ist«, meinte er.
»Aber gern«, sagte ich. »Wie
sonst sollte ich’s Ihnen denn auch erzählen? Wenn Sie eigene Worte Ihr eigen
nennen, hätte ich zwar nichts dagegen, sie mir mal auszuleihen, aber wenn ich
meine benutze, ist das doch besser, weil ich nämlich genau weiß, was sie
bedeuten; möglicherweise verwenden Sie auch lange Worte, die ich nicht recht
verstehe, und eines möchte ich ja auf jeden Fall vermeiden: daß Sie irgendwie verwirrt
werden.«
»Aber das bin ich ja schon!«
jammerte er. »Um Himmels willen, benutzen Sie ruhig Ihre Worte, und ich will
Ihnen ja auch kein einziges von meinen aufdrängen ...«
Seine Stimme hüpfte um zwei Oktaven in die Höhe. »Aber erzählen Sie jetzt,
bitte!«
Also erzählte ich ihnen, was
passiert war, angefangen bei meiner Ankunft im Keller bis zur Ankunft des
Leutnants in der Küche.
»Warum sind Sie denn überhaupt
in den Keller gegangen?« fragte Frome, als ich geendet hatte.
Ich antwortete nicht gleich,
weil mir das nicht fair schien. Ich meine, schließlich hatte ich doch den Plan
entworfen, wie Fabian Dark in die Falle zu locken sei, und wenn ich ihnen das
nun erklärte, dann gingen sie womöglich hin, verhafteten ihn und heimsten alle
Lorbeeren ein — und Johnny würde mir nie glauben, wenn ich ihm erzählte, es sei
ursprünglich meine Idee gewesen. Deshalb zögerte ich ein bißchen mit der
Antwort.
»Kommen Sie schon!« sagte Frome
ungeduldig. »Warum?«
»Ich konnte nicht schlafen«,
erklärte ich freundlich. »Sie wissen ja, wie das so geht, und mir ging es eben
so, und da dachte ich, wenn ich ein bißchen herumspazierte, dann würde ich
sicher müde und könnte hernach
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