Im Kille-Kille-Keller
einschlafen.«
»Und deshalb gingen Sie im
Keller spazieren?«
»So war’s«, bestätigte ich.
»Und dann ist alles so passiert, wie ich es geschildert habe.«
»Und das sollen wir Ihnen
glauben?« rief er. »Sie lügen ja!«
»Natürlich sollen Sie’s
glauben«, empörte ich mich. »Was glauben Sie wohl, weshalb sonst ich’s Ihnen
erzähle?«
»Kommen Sie!« sagte der dritte
Mann schroff. »Sie haben die Dame umgebracht — geben Sie’s schon zu!«
Ich maß ihn kalt. »Wann waren
Sie zum letztenmal beim Psychiater?«
»Sie haben sie umgebracht«,
wiederholte er einfallslos. »Sie haben sie erwürgt. Sie haben sie an die Mauer
gekettet, damit sie sich nicht wehren konnte, und dann haben Sie ihr die Hände
um den Hals gelegt und sie erwürgt.«
»Und dann hab’ ich mich
ausgezogen und bin in Ohnmacht gefallen?« sagte ich. »Sie sind ja dümmer, als
Sie’s selber erlauben!«
»Warum haben Sie’s gemacht?«
sagte er, ohne auf meine Einwände zu achten. »Aus Eifersucht? Was hatte sie
Ihnen denn getan?«
»Nichts«, antwortete ich.
»Ging’s vielleicht um ihren
Mann?« sagte er eifrig. »Sie waren verrückt nach ihm, aber sie stand Ihnen im
Weg?«
»Haben Sie ihren Mann schon mal
gesehen?« fragte ich ihn sanft. »Wenn Wanda ihm im Weg gestanden hätte, dann
hätten Sie ihn gar nicht erst gesehen. Greg ist ungefähr so aufregend wie ein
Picknick bei den Pfadfinderinnen.«
Mir waren noch nie drei so unhöfliche
Patrone auf einem Haufen begegnet. Man hätte meinen können, sie seien taub oder
was, weil sie wieder und wieder dasselbe fragten und dabei nicht mal auf meine
Antworten hören wollten.
Die Fragen folgten einander wie
Männchen, die im Kreis marschieren, bis sie schließlich weniger wurden und
endlich ganz aufhörten. Die Stille hörte sich wundervoll an, und ich genoß sie
ein paar Minuten lang.
»Leutnant«, meinte einer von
ihnen heiser. »Wir haben oben immer noch den Lügendetektor, den wir sonst nicht
benutzen. Vielleicht sollten wir’s damit mal probieren?«
»Nein, da ist Hopfen und Malz
verloren«, meinte Frome. Er ging zur Wand und schaltete die Deckenlampe wieder
ein. »Ich fahre jetzt zur Villa zurück«, knurrte er. »Vielleicht bringe ich aus
den anderen etwas Gereimteres heraus, ich zweifle
allerdings daran. Setzt sie als Tatzeugin fest — oder sonst etwas, aber sperrt
sie gut ein.« Damit stampfte er hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
»Na denn, Lady«, sagte der
eine. »Gehen wir.«
»Wohin?« fragte ich und stand
auf.
»Wir suchen jetzt eine hübsche,
ruhige Zelle für Sie aus.«
»Das hört sich prächtig an«,
meinte ich. »Könnten Sie mir auch ein paar Sachen aus dem Haus holen lassen?«
»Was?«
Ich schlug den Morgenmantel
auseinander und zeigte ihm meine Beine. »Ich habe nichts an mir als diesen
Mantel«, erklärte ich und klappte den Stoff wieder übereinander.
»Was haben Sie eben gesagt?«
fragte er.
Ich wiederholte es und zeigte
ihm nochmals meine Beine, um es zu beweisen. Entweder war er kurzsichtig oder
so, jedenfalls starrte er mindestens zwei Minuten lang auf meine Beine, bis er
überzeugt war.
»Okay«, sagte er ehrfürchtig.
»Ich lasse Ihnen etwas zum Anziehen holen, aber wenn Sie mich fragen, ist das
reineweg ein Verbrechen.«
Sie reichten mich an eine
Wärterin weiter, die ein scharfgeschnittenes Gesicht und eine Figur besaß, die
ich höflicherweise nicht beschreiben will. Ganz für sich allein wirkte sie wie
eine Jahresversammlung des Vereins der Übergewichtigen e.V.
Sie schloß die Zelle auf und
schob mich hinein, dann schloß sie wieder ab. »Vielen Dank«, sagte ich
freundlich. »Wenn ich Sie brauche, läute ich Ihnen.«
»Wenn du etwas brauchst,
Schwester, dann wartest du bis morgen früh!« sagte sie mit Essig in der Stimme.
»Wann gibt’s denn Frühstück?«
erkundigte ich mich.
»Wenn’s serviert wird«, sagte
sie.
»Falls der Service wirklich so
ist, wie es sich bei Ihnen anhört«, erklärte ich ihr, »dann glaube ich nicht,
daß ich lange bleibe...« Aber da war sie schon fortgegangen, noch ehe ich
ausgeredet hatte.
Ich ging also zu Bett. Die
Schlafstatt war ein hartes Ding aus Holz, und es gab auch nur eine Decke. Aber
das ist eben der Vorteil der Weiblichkeit, daß man ja immer ein paar Polster
bei sich hat.
12
Am Morgen durfte ich duschen,
und jemand hatte ein paar Sachen geholt, so daß ich mich auch anziehen konnte.
Ich will ja nicht behaupten, das Frühstück habe dem Niveau des Beverly
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