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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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das traue ich ihr nicht zu. Dazu ist sie viel zu…«
    »Glaub mir, er hat’s mir selber gesagt. David, meine ich. David hat mir sehr, sehr viel über Katherine erzählt. Eine Heuchlerin, eine Schlampe! Er weiß noch nicht einmal, ob beide Kinder tatsächlich von ihm sind. Ja, ja, die stillen Wasser…«
    Sie saßen in Jennys Garten. Monica zog an ihrer Zigarette und warf die Kippe auf den Rasen, wo sie noch eine volle Minute glimmte.
    Jenny schwieg. Das alles war ihr, aus der Sicht ihrer behüteten und geordneten Welt, so fremd, daß sie nicht recht wußte, was sie nun glauben sollte. Sie kannte Monica schon lange, und sie hatte öfter erlebt, daß die Freundin es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, nicht daß sie gelogen hätte, aber sie übertrieb gerne. Jenny ordnete die Information daher analog zu früheren Begebenheiten diesem Syndrom zu und enthielt sich eines Kommentars. Katherine lastete ihr seit einiger Zeit schon auf dem Gewissen, aus unerfindlichen Gründen, nicht übermäßig, aber merklich. Nichts wäre ihr willkommener gewesen als ein Skandal, der Katherine disqualifiziert und sie von ihrem nagenden Schuldgefühl entbunden hätte, doch Monicas Enthüllungen hatten nicht diesen Effekt. Eher war das Gegenteil der Fall. Zugleich plagte sie, bei aller Mißbilligung des unfeinen Verhaltens der Freundin, eine sensationslüsterne Neugier. Jenseits der Mo-ralfrage hätte sie zu gerne gewußt, wie David es angestellt hatte. Wie hatte er sie herumgekriegt? Wo hatten sie es getrieben, im Bett? Auf dem Fußboden? Was hatte er getan? Erzähl’s mir doch, erzähl mir alles, aber ohne daß ich fragen muß! Sie wählte den indirekten Weg.
    »Ich verstehe das nicht«, begann sie zögernd. »Nicht so ganz; du hast den ganzen Nachmittag bei ihnen im Haus verbracht? Wo verdammt noch mal waren denn Katherine und die Kinder?«
    Monica rekelte sich. Sie gähnte. Der frische Parfümduft des ihr entgegengereckten Arms berührte Jenny unangenehm. Wuschen sich die Leute nach diesen ehebrecherischen Schäferstündchen? Sie nahm es an.
    »Katherine war nicht zu Hause. Sie ist kaum zu Hause, immer unterwegs, Fitneß-Center oder irgendwelche Vergnügungen. Gibt das 265
    sauer verdiente Geld mit vollen Händen aus. Schreckliche Vorstellung: mit unserem Wintergarten finanzieren wir womöglich ihre Garderobe, ihren Körperkult. Daß ich ihm überhaupt gefallen konnte! Schließlich ein Unterschied wie Tag und Nacht.« Sie lachte künstlich, nicht das sonstige Wiehern.
    »Na ja, und der kleine Jeremy war im Kinderladen, den David auf-getan hat, zu einem Probenachmittag quasi. Und Jeanetta war nicht da. Sturmfreie Bude. Perfekt.« Sie machte eine kleine Pause und griff nach der Weinkaraffe, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand, runzelte die Stirn und ergänzte: »Zumindest hat er das gesagt. Nichts zu hören, nichts zu sehen, kein Türklingeln, keine Handelsvertreter, und trotzdem: als wir in sein Atelier hinaufgingen – nein, nicht ins Schlafzimmer, er hat es nicht vorgeschlagen, und ich hätte es auch nicht über mich gebracht –, hatte ich irgendwie das Gefühl, es wäre jemand da.«
    »Gespenster. Oder dein Gewissen«, giftete Jenny. »Geschieht dir ganz recht.«
    Monica zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich. Ich hab mir eingebildet, Geräusche auf dem Dachboden zu hören. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, daß es von oben überm Atelier kam. Eine Maus oder eine Katze, wer weiß. Als ich es erwähnte, hat er mich ausge-lacht und gemeint, höchstens Vögel im Dachstuhl. Die Zimmer überm Atelier hätten immer leergestanden. Wenn du willst, gehen wir hinauf und sehen nach, hat er gemeint, aber das wollte ich nicht.
    Ich schleiche doch nicht durchs ganze Haus! So ist es nun auch wieder nicht. So locker gehe ich damit auch nicht um, verstehst du.« Es fröstelte sie und sie angelte sich ihre vielfarbige Jacke von der Stuhllehne.
    »Monica«, fragte Jenny beschwörend, »sag mal… ist er denn… ist er ein toller Liebhaber? Ist es das?«
    Monica fummelte an den Knöpfen ihres Märchenmantels herum.
    Dieses heißgeliebte, bequeme Kleidungsstück hätte sie zu einer Verabredung mit David nie und nimmer anziehen können; sie wußte, daß ihm die Jacke nicht gefallen würde. Zu bunt, zu flauschig. Derlei ausgleichende Betrachtungen mußte sie um ihres eigenen Seelenfrie-dens willen anstellen. Sie zögerte, überlegte.

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    »Ja, wenn du’s genau wissen willst, das ist er. Sehr stark, sehr do-minierend. Männlich. Fragt nicht

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