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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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lange, weiß aber genau, wie er’s machen muß, kennt die entsprechenden Stellen. Du verstehst schon.«
    Jenny verstand.
    »Und das ist es wert?«
    »Nein«, sagte Monica, kreuzte die Arme vor der Brust und betaste-te einen kleinen blauen Fleck durch die Maschen des Märchenmantels. »Nein, im Grunde nicht.« Sie wandte sich mit flehendem Blick Jenny zu, wurde rot. »Und deshalb müssen wir unbedingt alle zu seiner Geburtstagsparty gehen. Ich zähle auf dich! Es kommen ja nicht viele; wir müssen hingehen. Glaub mir, Jenny, meine Liebe, dieses kleine Intermezzo ist vorbei. Wenn ich es nicht beende, täte er es. Er ist mit seinem Leben vollkommen zufrieden, und er liebt Katherine, verstehst du. Das alles, sein Haus, das ganze Drumrum bedeutet ihm viel zu viel, als daß er es aufs Spiel setzen würde. Also werden wir alle weitermachen wie bisher, werden so tun, als sei nichts gewesen. Ganz erwachsen.« Monicas Augen glänzten. Ob vor Tränen oder Entschlossenheit, hätte Jenny, die schlicht erleichtert war, nicht genau sagen können. Sie war sehr darum bemüht, den Ton jetzt möglichst sachlich zu halten.
    »Wenn das so ist, dann werde ich das tun, was ich sowieso schon vorhatte, und zwar die Allendale-Kinder zum Spielen zu uns einladen an einem der kommenden Wochenenden. Dieses Wochenende.
    Vielleicht ist das ja für Katherine eine Entlastung.«
    Doch Monica stellte sich stur. »Wenn du meinst. Ohne mich. Ich glaube, David hat gesagt, daß Jeanetta eine Weile zu ihrer Oma geht.
    Oder schon dort ist. Du solltest also vielleicht vorher mal nachfragen.
    Und jetzt, denke ich, sollten wir noch eine Flasche Wein aufmachen.«
    Kurz nach Mitternacht näherten sich seine Schritte. Seine Leder-schlappen knallten auf dem blanken Holz des letzten Treppenab-schnitts. »Wenn ich erst das Wohnzimmer oben eingerichtet habe«, hatte er ihr erklärt, »möchte ich für die Stufen einen grünen Teppich, und dazu Kantenschutz aus Messing, der das Licht reflektiert und den warmen Holzton verstärkt. Wird schön.« Und er hatte die Treppe mit der Genugtuung betrachtet, die er noch zu eroberndem Territori-267
    um vorbehielt. »Mit dem Ausbau von Dachböden könnte man ein Vermögen verdienen«, hatte er noch hinzugefügt. »Stell dir die vielen ungenutzten Quadratmeter vor, die unter etlichen Dächern versteckt sind.«
    Versteckt im hintersten Winkel des Dachbodens seit nunmehr bald neunzehn Stunden war Katherine. Am späten Nachmittag hatte sie aufgehört, die Stunden zu zählen. Ihre Uhr lag jetzt fein säuberlich in ihre Einzelteile zerlegt auf dem Fußboden. Mit Hilfe einer Haarnadel und eines aus den Dielen herausgezogenen Nagels hatte sie sich be-müht, durch diese Aufgabe Kopf und Hände beschäftigt zu halten. Es war ganz schrecklich wichtig, jedes Zeitgefühl auszulöschen. Er hatte ihr lediglich eine Plastikschüssel und eine dünne Wolldecke dagelassen; die stinkende Schüssel stand in der Ecke, die Decke war durchgeschwitzt, obwohl sie sich in den Stunden seit der gestrigen Nacht nur kurz darin eingewickelt hatte. Das war am Nachmittag gewesen, als sie die Geräusche, die von unten aus dem Atelier zu ihr heraufdrangen, hatte ersticken wollen.
    Davor, lange vorher, als der Schlüssel sich außen im Schloß drehte, hatte sie sich mit ihren eigenen Schreien betäubt, hatte mit Händen und Füßen Tür und Schloß bearbeitet, hatte nach Jeanetta gerufen.
    »Laß sie zu mir, David, bitte, bitte, bitte!«, bis ihre Stimme schließ-
    lich nur noch ein heiseres Krächzen war, bis sie hustete, wie das Kind gehustet hatte, sich der Vergeblichkeit ihres Aufstandes schmerzlich bewußt. Kurzzeitig kehrte ein schwaches Echo des nüchternen Realitätssinnes wieder, der sie zum Küchenfenster hi-nausgetrieben, zur Flucht bewegt hatte, und den sie in der Zwischenzeit in die tiefsten Tiefen ihres logischen Denkvermögens verbannt hatte, weil sie sich vernünftige Schlußfolgerungen jetzt nicht mehr leisten konnte. Etwa die Einsicht, daß kein Mensch sie hören konnte, es sei denn David, und David weckte so schnell gar nichts, David wollte sie auch nicht hören. Irgendwann war sie vor Erschöpfung selbst in wirren Halbschlaf gesunken und durch Alpträume getrieben, aus denen sie immer wieder hochschreckte, um dann die Schatten, die der Mond durchs Oberlicht warf, in den Ecken tanzen und immer größer werden zu sehen. Zuerst hielten die Schatten still, doch kaum sah sie richtig hin, bewegten sie sich auf sie zu, drohende schwarze 268
    Gestalten,

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