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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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aß mit regelrechtem Heißhunger, schien es, während die übrigen Gäste sich feinerer Manieren befleißigten. Susan hatte den Sherry in einem Zug heruntergekippt und bestaunte dann verwundert ihr leeres Glas. David sprach übers Essen, sie alle sprachen übers Essen. Sebastian mußte an einen Onkel denken, der entschieden die Meinung vertreten hatte, Weinbrand und Zigarren seien das Herzstück eines jeden gelungenen Essens, und Sebastian sinnierte, wie erfreulich es doch war, sich dessen sicher sein zu können, daß man auch heute zum Herzstück vordringen werde und das Gerede übers Futtern ein Ende hätte. Er und Susan sollten so etwas öfter machen. Er riskierte einen lächelnden Blick zu ihr hinüber, sah, welche Mühe sie sich gab, und schmolz ein Stück dahin. Es war ein schwieriger Tag gewesen, und wenn sie sich auch vielleicht wünschte, eine andere sein zu können, so war er für seinen Teil gar nicht erpicht auf eine Frau etwa wie Katherine. Vorausgesetzt, der Abend verliefe einigermaßen glimpflich, wollte er ihr das sagen.
    »Wenn Sie wirklich gut essen wollen«, beteuerte der Amerikaner,
    »dann müssen Sie mal zu uns an die Ostküste kommen.« Mit großer Zufriedenheit registrierte er, daß als nächster Gang Sole Véronique folgte. »Jedenfalls die Fischliebhaber«, fügte er hinzu. »Also ich, ich esse für mein Leben gern Fisch, egal was.«

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    »Besonders Hummer«, bemerkte seine Frau, »er ist verrückt nach Hummer.«
    »Haben Sie denn in diesem Jahr bereits Austern genossen?« fragte Sebastian so förmlich, daß er wie eine Werbung klang. »Die Saison hat gerade begonnen, so weit ich weiß.«
    »Aha«, scherzte die amerikanische Ehefrau, »Jagdfieber in den Shires, wie? Aber nein, ich kann ihn doch keine Austern essen lassen!
    Nach allem, was man hört! Stimmt es eigentlich, was behauptet wird, was sie für eine Wirkung haben?« Sie richtete die Frage vergnügt an ihren Gastgeber. David zwinkerte schelmisch. Katherine räumte geschickt und fast lautlos die Teller ab.
    Bald waren sie beim Thema Schule angelangt. Das war Sebastian schon lieber als das Gerede über Essen oder Inneneinrichtung, die beide möglicherweise für seine Frau kränkend wären, doch er hoffte, es würde im Laufe des Abends noch Interessanteres geboten. Monicas durchdringend laute und schnoddrige Kommentare ließen ihn innerlich zusammenzucken. Da waren sich er und Susan immerhin einig, wußten, welche Wege für die Kinder vorgezeichnet waren, trugen entsprechend zur Diskussion bei.
    »Und wie steht’s mit Jeanetta?« fragte Jenny, im höflichen Bemü-
    hen, die schweigsame Katherine ins Gespräch einzubeziehen, die Frage halb über die Schulter hinweg an sie gerichtet. »Wo wollt ihr sie hinschicken?«
    »Bitte? Oh!« Katherine glitt ein Teller aus den Fingern und zer-schellte auf dem Boden, was einen Chor von Bravorufen, Mitleids-bekundungen und Hilfsangeboten nach sich zog.
    »Nur keine Aufregung«, sagte David, »gehört dazu, war kein besonderer Teller. Aber nein, bleibt sitzen. Schatz, reichst du mir bitte den Servierlöffel dort?«
    »Nun seht euch das bloß an!« rief Jenny so beeindruckt, daß sie mit dem Finger zeigte, als hätten die anderen keine Augen im Kopf. Ein Kranz gleichmäßig geschnittener Scheiben Entenbrust, um gedämpfte Preiselbeeren herum garniert. Und der Tisch erfüllt von dem Duft beider Köstlichkeiten.
    »Wie kriegt man eine Ente dazu, sich so zu benehmen?« sagte der Amerikaner, beeindruckt.

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    »Unglaublich«, hauchte seine Frau, die David zur Rechten saß und die Teller weiterreichte, auf die er Entenbrust auftat. Katherine hielt hilflos eine Platte Prinzeßbohnen in der einen und eine Schüssel Her-zoginkartoffeln in der anderen Hand, bis jemand sie ihr abnahm. Auf der Anrichte neben den Lilien stand jetzt eine gewaltige Glasschüssel voll purpurleuchtendem Radicchiosalat bereit – rechtzeitig aus dem Kühlschrank entfernt, wie Monica auffiel, daß das Glas nicht mehr beschlagen war. Der nächste Gang in Habachtstellung, während sie sich diesem widmeten. Zwangsläufig ging es jetzt wieder ums Essen.
    Wo bekommt man Preiselbeeren, wo habt ihr das Kochen bloß gelernt, wo kauft man den besten Fisch, das beste Geflügel, das beste Wild? Fragen gingen in Soße unter. Der CD-Player schwieg jetzt andächtig, während volle Münder sich auf die nächste Runde von Komplimenten und höflichen Fragen vorbereiteten und eine Minute lang kauendes Schweigen eintrat. Zwei Gläser waren leer, das

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