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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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aber ein klein wenig getröstet, die Nase über diese Äußerung, die man nicht anders denn als deplaziert bezeichnen konnte. Am liebsten hätte sie gekichert. Sie suchte mit Jenny rasch ein paar Lappen und wischte auf. Beide waren sie als Mütter derartiges gewohnt. Die Männer schauten hilflos und tumb zu. Der Appetit war eigentlich allen vergangen, doch was blieb ihnen anderes übrig, als den Gang zu beenden – zumindest das, was auf ihren Tellern lag.
    Niemand verlangte nach einem Nachschlag. Alle warteten auf die Rückkehr ihres Gastgebers, alle überlegten, wie bald sie wohl, ohne unhöflich zu wirken, aufbrechen könnten.
    »Hör mal«, sagte Jenny. »Ich denke, ich sollte hinaufgehen und helfen.«
    »Ich weiß nicht«, zögerte Monica. »David wird am besten wissen, was zu tun ist. Scheint nicht das erstemal zu sein.«
    Colin nickte. Jenny legte ihre Serviette weg.
    »Dann kann er mir ja sagen, daß er keine Hilfe braucht.« Sie erhob sich. Monica stand ebenfalls auf. »Gut, ich komme mit.«

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    »Ich bleibe lieber hier«, entschuldigte sich Susan, »das wäre ein bißchen viel.«
    Die beiden Frauen gingen hinauf, unsicher, wo sie Katherine finden sollten. Sie sahen in zwei Zimmer, ehe sie David aus einem dritten treten sahen. »Alles in Ordnung«, beruhigte er sie und wollte die Tür zuziehen, doch Jenny drängte sich mit plötzlicher Entschlossenheit an ihm vorbei. »Laß mich ihr wenigstens noch gute Nacht sagen, ja?
    Wer weiß, vielleicht ist ihr eine Geschlechtsgenossin willkommen, weißt du.« Er schien zu zögern, dann nickte er seine Erlaubnis, blieb jedoch in der Tür stehen. Katherine lag mit weit aufgerissenen Augen auf der einen Hälfte des Doppelbetts, in ein Plumeau gewickelt, einen Fingerknöchel im Mund.
    »Was hast du, Kath? Geht’s wieder besser?« murmelte Jenny sanft, wie sie es bei einem Wehwehchen ihrer Jüngsten getan hätte.
    Katherine wollte sprechen, griff mit feuchten, spuckebenetzten Fingern nach Jennys Hand – sehr unangenehm – und stammelte etwas Unverständliches.
    »Bitte«, mahnte sie David aus der Tür. »Laßt sie lieber. Sie regt sich nur unnötig auf.« Monica empfand Mitleid und ein wenig Ekel.
    »Ich habe Valium dabei«, sagte sie. »Ob das was nützt?«
    David sah sie beide an wie rettende Engel. »Ja, das ist gut«, meinte er. »Ihr ist es nämlich ausgegangen. Sie ist schwanger, verstehst du… da passiert ihr das manchmal.«
    »Dann kein Valium«, entschied Jenny grimmig.
    »Doch, doch, der Arzt meint, das schadet nicht.«
    »Mir hat es das jedenfalls nicht«, murmelte Monica und kramte in der Handtasche, die sie überallhin mitnahm. Die Neuigkeit hatte eine merkwürdige Wirkung auf sie, wie eine Ohrfeige oder ein Schlag in die Magengrube.
    »Aber nur eine halbe«, beharrte Jenny. »Sie ist ja zart gebaut.«
    Katherines Augen folgten ihren Bewegungen. Sie trank brav einen Schluck Wasser, blickte Monica fast ängstlich und Jenny flehend an, doch Jenny ignorierte die stumme Bitte. Sie hatte aufgehört, vor sich hinzumurmeln, schluckte brav. Nach fünf Minuten gingen die beiden Frauen mit David hinunter. Die Schlafzimmertür ließen sie offenstehen. In der Küche hatten die Männer sich Zigaretten angezündet, da 332
    nicht zu erwarten war, daß man zum Herzstück des Essens noch vordringen werde.
    David schlüpfte wieder in die Gastgeberrolle, drängte sie, doch weiterzuessen. Sie würde es wünschen, meinte er, sie habe sich so darauf gefreut, bitte. Das passiere ihr eben leider manchmal, es seien die Nerven. Sie sei in anderen Umständen und mache sich Sorgen, die vorigen beiden Schwangerschaften seien nicht leicht gewesen, morgen früh gehe es ihr bestimmt schon wieder besser. Die Männer nickten verständig, voller Mitgefühl, großherzig, doch sich ihrer Hilflosigkeit und eigenen Immunität bewußt. Susan Pearson Thorpe schwieg hinter ihrem halbleeren, aber nicht wie sonst nervös beäugten, sondern ignorierten Glas nachdenklich, als versuche sie, im Kopf eine komplizierte Rechenaufgabe zu lösen. Alle wollten sie Kaffee, ja gern, schwarz bitte, keinen Zucker, und waren froh, sich dann verabschieden zu können. Monica und Colin Neil stiegen aufatmend ins Auto, beide nicht bereit, sich oder dem anderen einzugestehen, wie besorgt sie gewesen waren, was Katherine in ihrem aufgelösten Zustand möglicherweise ausplaudern könnte. Wie fürsorglich, stimmten sie überein, war doch David, und wie schade, daß seine Geburtstagsfeier ein so unschönes Ende genommen

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