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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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niederließ und zustach, auf die Hand, die keinen Versuch machte, das Insekt zu verscheuchen, war es draußen vor der Tür still geworden. Niemand hörte den erstickten Schrei, diesen kleinen erschöpften Schrei. Nur nebenan im Nachbarhaus fing aus unerfindlichen Gründen ein anderes Kind zu weinen an.

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    Es würde alles wieder gut. Ganz bestimmt würde alles wieder gut werden. Sie zwang sich zur Ruhe, löste die verkrampften Arme vom Körper, hob sie seitlich und atmete einige Male tief durch, bis sie es müde wurde, Luft zu holen und dann das Ausatmen zu vergessen.
    Immer das gleiche: mittendrin vergaß sie es einfach. Mangelnde Konzentration – immer hatten sie es ihr vorgehalten, auf jeder der vielen Schulen. Bloß nicht verkrampfen, dann wurde alles nur noch schlimmer, ruhig und selbstbeherrscht mußte sie sein.
    Um alles in der Welt wollte Katherine Streit vermeiden, und Streit gab es meist, wenn die Spannung überhand nahm. Also tief durchat-men. Bloß wurde ihr davon nicht nur schwindlig, sondern sie kam sich dämlich vor und ohnmächtig. Wirklich albern: Vielleicht wäre es besser, zu streiten und fertig. Er würde natürlich gewinnen. Eigentlich, bei seiner Geschichte wie bei ihrer eigenen, hätte ihm Streit eben so ein Greuel sein müssen wie ihr, doch dem war nicht so.
    Streit war entsetzlich, es war ihr unbegreiflich, wie er einen Streit auch nur riskieren konnte, aber er tat es. So war es eben. Gegen lär-menden Übermut war nichts einzuwenden, den erlaubte sie sich gelegentlich, doch nie wurde sie aus einem anderen Grund laut und erst recht nicht im Zorn.
    Es würde alles wieder gut werden. Das Ganze war nichts weiter als ein Ritual, das sie jetzt über sich ergehen lassen mußte – und alles, weil die Frühstückseier auf irgendeiner Ladentheke liegengeblieben waren, zusammen mit der Seife –, beides heimliche, hastige Besorgungen der allerletzten Minute im Eckladen, wo sie gern einkaufte und ein wenig schwatzte, auch wenn David behauptete, die Ware sei alles andere als frisch. Ein so nichtiger Anlaß zu solchem Zorn, doch auf keinen Fall durfte sie die Retourkutsche fahren und ihm vorhal-ten, daß er doch auch gelegentlich, nicht oft, aber manchmal, Dinge vergaß und daß davon die Welt nicht unterginge. Nein, statt dessen hielt sie den Mund. Um des lieben Friedens willen.
    Nicht, daß das Schweigen zwischen ihnen friedlich war. Es war ein spannungsgeladenes Schweigen, eine unheilschwangere Stille im Haus, während David sich – und auch Jeremy, den er mitnehmen 11
    würde – für den Besuch bei einem Kunden fertigmachte. Auch das hätte einen weiteren Anlaß zur Kränkung bedeutet, hätte sie dem Raum gegeben: Niemals ließ er Jeremy mit ihr allein, sondern nahm ihn überall mit hin, wie ein Maskottchen. So, als müsse der Kleine zwangsläufig die Treppe hinunterstürzen oder unter Qualen einen neuen Zahn kriegen, wenn er allein daheim bei der Mutter bliebe.
    Krankhaft übertriebene Vaterliebe; den Klienten schien das zu gefallen, es wies David als pflichtbewußten, verläßlichen Mann aus, so ihre Vermutung, ohne daß sie ihm auch nur ansatzweise unterstellen wollte, er nehme das Kind der Imagepflege wegen mit. Er brauchte es nicht zu beweisen: auf ihn konnte man sich verlassen. Ihr wurde warm ums Herz. Ach, Mist, verdammter! Warum hatte sie nur diese Eier vergessen, sie war sich ganz sicher gewesen, sie mit nach Hause genommen zu haben.
    Es war so still; zu still. Aus Gründen oder zu Zwecken, die man lieber nicht hinterfragte, war Jeanetta in ihrem eigenen Zimmer, wo sie es der Mama gleichtat und »aufräumte«, während die Mama dies mit weniger Eifer, aber größerer Effektivität im Elternschlafzimmer besorgte. Samstag und ein Gefühl der Desorientiertheit, Strukturlo-sigkeit, ohne das Gerüst von Terminen und Aufgaben, ein Vormit-tagsloch – wo Katherine doch stets beschäftigt sein mußte, nicht unbedingt produktiv, aber zu tun haben mußte. Was für ein Unsinn, zu denken, es gäbe in diesem Haus nichts zu tun, und irgendwann, zu ungewisser Zeit, käme Sophie. Zum Lunch, zum Tee? Beides? David hatte es nicht gesagt, hatte seinen Kundenbesuch listigerweise so gelegt, daß er sich mit dem Besuch seiner Mutter überschnitt. O ja, David war schlau.
    Katherine klammerte sich an die Vorfreude, als Gegengift zum Ge-fühl des Versagens und zu der leisen Panik, die sie stets so hilflos machte, wann immer David böse mit ihr war, und lächelte vor sich hin. Gott sei Dank, daß Sophie heute

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