Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
Vom Netzwerk:
unterbringen«, erklärte Katherine.
    »Wozu das denn?« fragte Jenny, um Unverfänglichkeit bemüht.
    »Na, ich denke, ich hoffe, daß die Oma mal bei uns einzieht. Davids Mutter, sie ist wirklich süß.«
    Jenny lachte und begann, die Teppiche wegzupacken. »Da wäre wahrscheinlich Platz für beide Omas.«
    Prompt erschien dieser trostlose Ausdruck auf Katherines Gesicht, der Jenny auf der Damentoilette im Kenwood House schon aufgefal-167
    len war, ein Gesichtsausdruck, der Beichte und Hilfeersuchen vorausging.
    »Ehrlich gesagt…«, setzte Katherine mit unsicherer Stimme an, holte tief Luft.
    »Meine Güte!« rief Jenny. »So spät schon! Ich muß los.«
    »Ich muß wieder an die Arbeit«, stellte Monica fest. Der sachliche Ton konnte über ihr Bedauern nicht hinwegtäuschen. »Aber es war wunderbar, wirklich köstlich. Ausgezeichnet, für einen Mann.« Die Neckerei fehl am Platz, Monica unsicher, sich auf unbekanntem Terrain bewegend. David war nicht minder zum Anbeißen, fand sie, die sie in der Sommersonne der Allendale-Küche dahinschmolz, überaus empfänglich für seine Reize. Ein ganzer Kerl, kein Freund von Selbstmitleid, trotz des dornigen Lebenswegs, den er in diesen zwei Stunden in Form von Anspielungen und Anekdoten skizziert hatte –
    weniger, um sich interessant zu machen als um zu unterhalten, wie ihr schien, und doch hatten sie die entlarvenden Momentaufnahmen einer schwierigen Kindheit, hatte sie seine Tapferkeit gerührt. Alles, hatte er betont, sein ganzes Vermögen, hatte er sich aus eigener Kraft erarbeitet, dank seiner eigenen Findigkeit, ohne Sponsoren, ohne Beziehungen, ohne silbernen Löffel, ganz im Gegenteil. Und nicht die Absicht, auch nur den kleinsten Teil davon wieder herzugeben, konnte sich Monica vorstellen, denn in seinen Worten schwang ein aggressiv besitzergreifender Ton mit. Aber was er von seiner Ehe berichtete, du meine Güte! Mit dem Großmut eines Heiligen nahm er das Fiasko hin, Katherines beschönigte Unverantwortlichkeit, er deutete lediglich Schwierigkeiten und Verfehlungen an, ohne sich weiter darüber auszulassen, betonte, wie er sich darüber freue, daß sie, Katherine und Jenny so gut befreundet seien. Ob sie das waren, zumindest sie und Katherine, dessen war sich Monica gar nicht mehr so sicher, nach dem, was sie gehört hatte, was er ertragen mußte. Der arme, tapfere Kerl! So stoisch! Monica kannte kaum wirksamere Aphrodisiaka als Mitleid und Wein, und an beiden hatte sie sich gütlich getan.
    »Ach, bleib doch noch ein bißchen«, bat David. Er stellte sich hinter ihren Stuhl, berührte flüchtig ihre Schulter, nicht auffordernd. Sie war nicht überrascht, hatte etwas in der Art erwartet, ja, war ent-168
    täuscht gewesen, daß sich bei den beiden vorausgegangenen Verabredungen nichts dergleichen ereignet hatte. Ihr Gewissen schwieg.
    »Katherine kommt vor fünf bestimmt nicht«, meinte David unvermittelt. »Komm und laß dir mein Atelier zeigen.«
    Sie folgte ihm die Treppen hinauf, als ginge es lediglich um eine weitere Führung, wie sie sie bei anderen Gelegenheiten, bei »offizi-ellen« Besuchen in diesem Haus erlebt hatte, sie ließ sich leiten, gab belanglos bewundernde Kommentare von sich, während sie in Wirklichkeit seinen Rücken studierte, gab sich so heiter gelassen wie ihre Umgebung, blieb hier und dort stehen, um zu gucken, wie sie es getan hätte, wäre sie eine Besucherin gewesen, der man das Haus zeigte. Als er die Tür zum Atelier aufschloß, wunderte sie sich zwar, weil sie sich keinen Grund dafür denken konnte, daß der Raum abgesperrt werden mußte, doch vergaß sie in dem Moment, danach zu fragen, als die Farben des Raums sie überfluteten. Das Licht, das durch die beiden Fensterseiten fiel, gedämpft durch die Jalousien, verwandelte den Raum in eine Landschaft, wie man sie durch eine Sonnenbrille sehen mochte: von größerer Tiefe in den Farbeffekten, und reicher, luxuriöser ausgestattet als bei einem Arbeitsraum erforderlich.
    »Einen kleinen Verdauungsbrandy?« schlug David vor. Monica setzte sich folgsam auf einen der Chesterfield-Sessel und sah ihm beim Hantieren in der Kochnische am anderen Ende des Raums zu, staunte über den krassen Unterschied zum Tohuwabohu im eigenen Heim, wo es keinerlei Möglichkeit gab, sich zurückzuziehen, und seufzte wohlig.
    »Es wäre nett, hier wohnen zu können. Hier in diesem Raum. Ich wünschte, ich hätte zu Hause eine Möglichkeit, ungestört arbeiten zu können…« Sie war sich dessen bewußt,

Weitere Kostenlose Bücher