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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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daß sie plapperte, gesprächig gemacht von plötzlicher Nervosität. Das Blut stieg ihr in den Kopf, der Rockbund drückte, ihre Hände, als sie sich das Haar aus dem Gesicht schob, fühlten sich verschwitzt und klebrig an. Wie immer in seiner Gegenwart, war sie sich ängstlich ihres Äußeren bewußt, zerrte an ihrem Rock, schlug die Beine übereinander, zupfte am tiefen Dekolleté ihrer kirschroten Bluse, deren oberster Knopf wie aus freien Stücken aufgegangen war, die ganze Zeit wohl wissend, daß er sie 169
    beobachtete und daß ihm ihre verräterischen Handgriffe nicht entgingen, geschmeichelt durch die Aufmerksamkeit, mehr noch jedoch durch das, was er ihr anvertraut hatte, und schlicht überwältigt von der konkreten Körperlichkeit dieses großgewachsenen, dunklen Mannes, der so anders war als ihr geschliffener, wendiger, zart gebauter, blonder Colin, den sie im Geiste wie einen Schmetterling auf Parties von Frau zu Frau flattern sah, goldbestäubt. Und sie? Auf was ließ sie sich hier bloß ein? Die brave, treue Ehefrau, die sich rächte.
    Und es genoß. David setzte sich dicht neben sie aufs Sofa, sein Kör-pergewicht so konkret wie ihr Verlangen, und als er sie küßte, wehrte sie sich nicht, auch dann nicht, als der zweite Kuß ihr den weinbe-schlagenen Atem von den Lippen sog und seine Finger unter die Knopfleiste ihrer Bluse wanderten. »Und Katherine?« hauchte sie.
    »Was ist mit Katherine?« Ihre Gedanken voller Fragen und verspäteter Schuldgefühle. »Nicht da«, murmelte er. »Kommt erst in ein paar Stunden wieder. Sagte ich doch. Reichlich Zeit. Du bist wundervoll, Monica, so kräftig, so schön.« Jetzt glitten sie allmählich vom Chesterfield auf den weichen Teppich hinunter, und die kirschrote Bluse rutschte ihr von der Schulter. Sanft drückte er ihren Kopf in seine Armbeuge, schob die Bluse hoch, befreite eine ihrer großen Brüste aus dem Spitzen-BH, neigte den Kopf und nahm die Brustwarze zwischen die Lippen. Ihre Hand fuhr flatternd zu halbherzigem Protest hoch und legte sich dann auf seinen Hinterkopf, wo ihre Finger in den dichten, weichen Locken wühlten. Sie zog ihn zu sich heran.
    Als er kurz aufblickte, waren seine Pupillen schwarz. »Keine Eile«, murmelte er, »wir haben Zeit.« Aus einer fernen Ecke des Raums erklang aus dem Radio unschuldige Konzertmusik. Die harmoni-schen Klänge verschmolzen für Monica mit ihren eigenen Atembe-wegungen und den durch seine Zunge ausgelösten Empfindungen.
    Katherine wußte, daß sie sich auf den Heimweg machen mußte.
    Zwar hatten die blauen Flecken am Hals und um die Augen keine Macht mehr über sie, doch verstärkten sie auf eigenartige Weise die Mattigkeit, die sie infolge der Hitze und des Glases Wein verspürte, das sie in derselben Zeit geleert hatte wie Jenny deren drei. Im Spiegel auf der Damentoilette bei Selfridges schrie ihr das gräßlich übertriebene Make-up entgegen, das wegen der gelblich verfärbten Au-170
    genlider leider notwendig war. Sie konnte sich nur an einen Schlag auf das eine Auge erinnern, doch es erschien ihr nur recht und billig, daß sich zwei Veilchen gezeigt hatten. Sie verliehen dem Angriff eine Art Symmetrie, und sie wußte inzwischen ja auch, daß das allein ihre Schuld gewesen war. In den Tagen seit dem Überfall hatte sie immer häufiger Zuflucht zu solchen Begründungen nehmen müssen.
    Jedesmal, wenn ihr auf der Straße dunkle Gesichter begegneten, rettete sie sich auf das nächstgelegene stille Örtchen, um Alpträumen am hellichten Tag und unkontrollierbar zitternden Knien vorzubeu-gen. »Das hast du nur dir selbst zuzuschreiben«, hatte David be-kümmert gesagt. »Du mußt lernen, vernünftig zu sein. Wir wollen es niemandem sagen, denn weißt du, man würde dich auslachen, Liebling, alle würden sich krank lachen. Also, zeig ihnen, daß du erwachsen bist. Sei normal.« Sie gab sich alle Mühe, sich auf eine Weise zu verhalten, die sie für normal hielt, deren Konturen jedoch immer wieder verschwammen, bis jeder Schritt Überwindung kostete.
    Vorbei die Zeit, da sie sich in der Menschenmenge gefühlt hatte wie ein Fisch im Wasser. Dann geh nach Hause. Es überstieg ihre Kraft, heute ins Fitneß-Center zu gehen, und sie hatte keinen Pfennig Geld in der Tasche. Wenn Jenny ihr auch nur fünf Pfund für die Teppiche angeboten hätte, dann hätte sie jetzt noch bleiben können, doch Jenny hatte es nicht getan, und sie konnte unmöglich darum bitten, nicht einmal, um die Not zu lindern, die ihr tägliches

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