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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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machte sich ans Ab-räumen – eine der wenigen Haushaltspflichten, für die er sich zu-ständig zu fühlen gelernt hatte –, besorgte Portwein zum Käse und holte auch ein Glas für seine Frau, in der Hoffnung, die Ausgelas-senheit zu verlängern. Doch der Stimmung mußte gar nicht nachge-holfen werden, sie blieb auch ohne Stimulans hervorragend. Im Haus war Ruhe eingekehrt, später am Abend, die Kinder im Bett, keine Störungen mehr zu erwarten. Im Vorbeigehen küßte er ihren Hals.
    »Wollen wir mal früh ins Bett, heute?« fragte er bedeutsam.
    Sie nickte heftig.
    »Laß das Geschirr ruhig stehen; die Töpfe sind gemacht, der Rest kann bis morgen warten. Wirbel nicht herum, ich mach das morgen schon.« David lehnte sich zurück und zündete ein Zigarillo an.
    »Wie kannst du das so einfach hinnehmen?« flüsterte Katherine.
    »Sie macht ein Höllenspektakel.«
    »Wenn schon.« Er sah nicht einmal zur Tür des Erkers hinüber, die unter den zunehmend verzweifelten Fußtritten Jeanettas vibrierte.
    »Das ist nur ein Wutanfall. Sie wird es lernen müssen, Katherine, wir müssen es alle irgendwann lernen. Sie hat keine Manieren. Hör doch, selbst die Geräusche, die sie macht, sind häßlich. Du weißt, wie ich alles Häßliche verabscheue. Sie wird es einfach lernen müssen, wenn sie weiter hier leben will.«

    192
    »Ich hasse es, wenn du sie dort einsperrst. Muß sie es denn so lernen?«
    »Ja. Genau so.«
    »Ich bringe sie jetzt ins Bett«, erklärte Katherine und ging auf die Tür zu.
    »Das wirst du nicht. Sie bleibt dort drin. Sie wird nicht einmal frie-ren.«
    »Nein, David! Nein, bitte nicht!«
    Er schob ihr ein randvolles Glas Wein über den Tisch. »Komm, trink, mein Schatz. Nun komm, du siehst ein wenig blaß aus.«
    Katherine griff den Stiel des Glases und kippte den Wein, wie sie Männer Bier hatte kippen sehen. Der Lärm hinter der Tür ließ nach, als ob Jeanetta eine Verschnaufpause machte.
    »Siehst du«, sagte er aufmunternd und massierte Katherines ver-spannte Schultern. Er legte ihr die Arme um den Hals und flüsterte ihr ins Ohr. »Komm ins Bett, mein Schatz, komm…« Sie folgte ihm die Treppe hinauf.
    Mr. und Mrs. Harrison sahen fern. Noch über den Lärm hinweg –
    Harrison drehte immer voll auf – hörte Eileen Harrison über sich in der Küche der Pearsons dumpf die umherirrenden Schritte. Sie blickte vielsagend zu Eric hinüber, doch der war ganz bei seiner Sportsendung, die immer auf die Nachrichten folgte. Da es jedoch im Anschluß ein hübsches Stück Melodrama gäbe, neueste Folge einer Arztserie, nahm Mrs. Harrison den Sport in Kauf und strickte an der lila Wolljacke weiter, ein hinterlistiges Geschenk für die Schwiegertochter, die die Farbe abscheulich finden, das Teil aber dennoch würde tragen müssen, wenn sie zu Besuch kamen. Na gut. Harrison konnte sich über die Kricketspiele immer so aufregen; es war ihr ein Rätsel.
    »Der Hund hat noch nie was getaugt! Sieh dir bloß den Spielstand an! Der blöde Hund hat sich mal wieder in der Kneipe rumgetrieben statt auf dem Trainingsplatz! Heute nachmittag hättest du ihn sehen sollen, fällt über seine eigenen Füße, der Idiot! Kannst sagen was du willst, aber die einzig vernünftigen Kricketspieler, die wir noch haben, sind die Pakis, allesamt. Der Rest? Krüppel!«

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    Ein Licht ging Mrs. Harrison auf und erhellte eine Kette von Einfällen. Irgend etwas an ihm hatte ihr die ganze Zeit schon mißfallen, seit er auf den Stufen so zugange gewesen war, als sie heimkamen.
    Langweilige Strickarbeit und langweilige Nachrichten machten sie wacher als sonst. Sie legte ihr Strickzeug weg und wandte sich ihm zu. Er schrak zurück.
    »Eric, du hast mich angelogen! Du hast mich verdammt noch mal angelogen, stimmt’s? Du brauchst es gar nicht erst abstreiten, ich weiß es genau! Was du heut nachmittag gesagt hast, von wegen, daß du nur mal eben runtergeflitzt bist, um einen Eimer Wasser zum Putzen zu holen, und daß dieser besoffene Dreckskerl nicht viel mehr zu Gesicht bekommen haben kann als den Lack der Haustür, bevor du ihn erwischt hast… Kann nicht im Haus gewesen sein, hast du gesagt. Ach! Ich hätte es wissen müssen! Wo war denn der Eimer Wasser, hä? Ich weiß, was du gemacht hast, du hast hier unten gesessen, während ich mit dem Rest der Bagage unterwegs war! Haustür sperrangelweit auf, und du hier unten vor der Flimmerkiste, bei deinem verdammten Kricket! So war’s nämlich. Gib’s zu, sonst frage ich morgen Mark, dem

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