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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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ihn wieder ein. Bis Jeanetta kreischend gegen die Tür zu hämmern begann, war David bereits wieder an seinem Platz und aß mit raschen, kontrollierten Bewegungen seine Vorspeise. Katherine saß wie gelähmt.
    »Laß uns ein wenig Musik hören«, schlug er vor. »Ich kann den Lärm wirklich nicht ertragen.«
    Monica saß mit Colin am Küchentisch. Ihr gediegenes Eßzimmer benutzen sie nur selten, es sei denn, sie hatten Gäste, was zwar relativ oft vorkam, aber weniger häufig, als Colin lieb gewesen wäre.
    Nicht, daß es ihm mit Monica je langweilig wurde, doch er genoß ihre durch die Anwesenheit anderer entschärfte Gesellschaft mehr.
    Waren sie beide allein, hatte Monica die unangenehme Eigenschaft, ihn Kreuzverhören zu unterziehen, und obwohl er die Unaufrichtigkeit fast zur Kunst erhoben hatte und ihm die Äußerung von Halb-wahrheiten fast zur zweiten Natur geworden war, so wurde er doch rot, wenn er sich genötigt sah, sie glattwegs anzulügen. Heute allerdings war Monica ungewöhnlich ausgeglichen, so daß er, dem eine flüchtige Erwähnung ihrerseits heute morgen über ein gemeinsames Mittagessen mit den Freundinnen einfiel, eine harmlose Nachfrage riskierte.
    »Na, wie geht’s denn deiner Busenfreundin Jenny? Habt ihr euch gesehen?«
    »Nee, mußte absagen. Wir sehen uns morgen.« Monicas Verstand arbeitete rascher als Colins, und sie hatte schnell – nicht zuletzt durch sein jämmerliches Beispiel – gelernt, daß es sich viel besser log, wenn der Großteil dessen, was man sagte, der Wahrheit entsprach.
    »Du Ärmste«, meinte Colin mitfühlend. »Dann bist du gar nicht zum Essen gekommen?«
    »Ach was, du kennst mich doch«, erwiderte Monica leichthin, »was zu beißen kriege ich immer. Magst du noch?« Sie deutete auf den 190
    Schellfischauflauf mit Sauce Mornay, frisch aus der Tiefkühltruhe, in die Mikrowelle, auf den Tisch.
    »Danke, nein. Nicht so unbedingt mein Fall, Fisch.«
    Normalerweise hätte sie jetzt verächtlich geschnaubt und irgend etwas feministisch Angehauchtes von sich gegeben, etwa: »Na, dann kauf doch du ein, da es nicht möglich zu sein scheint, jemanden zu finden, der es tut!«, doch an diesem Abend grinste sie lediglich, dieses Teufelsweib, ein verführerisches Grinsen, ein noch verführeri-scherer Duft.
    »Solltest du aber. Stärkt die Glieder.«
    »Stärkt welche Glieder?« grinste er zurück und strich die Fragen bezüglich des Mittagessens, denn offensichtlich würde Katherine nicht erwähnt werden.
    »Alle«, antwortete sie leichthin. »Hoffentlich.« Das Telefon im Edward VII.-Dekor auf dem Tischchen im Edward VII.-Stil in der Diele schrillte. Monica hechtete geradezu vom Tisch an den Hörer, bremste sich dann und dachte, als sie abnahm, daran, wie geschmacklos David den Apparat fände.
    »Hallo, Monica. Wie war’s?«
    Monica stockte das Herz fast vor Schreck.
    »Was meinst du damit? Wie war was?«
    »Dein Geschäftsessen oder was immer so brennend wichtig war, daß du mich versetzen mußtest«, sagte Jenny patzig, aber auch leicht verwirrt.
    »Ach so. Gut, hervorragend. Ich erzähl’s dir morgen.« Sie wandte der Küche ihren Rücken zu, damit Colin sie nicht grinsen sah. »Morgen wie üblich?«
    »Klar. Hör mal, ich muß mit dir über Katherine reden, nicht jetzt, aber morgen. Meinetwegen auch am Telefon, wenn du verhindert bist«, fügte sie spitz hinzu. »Ich mache mir nämlich ein klein wenig Sorgen, habe irgendwie ein schlechtes Gewissen…«
    Die Erwähnung Katherines verursachte, in Verbindung mit
    »schlechtem Gewissen« einen zweiten Schock, der aber mit dem nächsten Atemzug überwunden war.

    191
    »Sorgen? Wieso denn das? Worüber müßtest du dir oder ich mir oder überhaupt jemand Sorgen machen? Was hat sie denn erzählt, daß du dir Sorgen machst?«
    »Eigentlich nichts.« Monica atmete auf. »Nur ich habe den Eindruck, sie hat Probleme. Und ich hatte keine Lust, sie mir anzuhören.
    Sie hat übrigens Teppiche mitgebracht, bist leer ausgegangen, diesmal, dein Pech, aber die Sache lastet mir etwas auf dem Gewissen…
    ich kann nicht genau sagen, warum… ich glaube, wir sollten etwas tun, aber ich weiß nicht was…« Monica sah im Geiste wieder Katherine mit Colin flirten, dachte an die Horrorgeschichten, die sie mittags gehört hatte. Nein, mit Katherine wollte sie so wenig wie möglich zu tun haben.
    »Katherine Allendale«, sagte sie bestimmt, »kann sehr wohl auf sich selbst aufpassen.«
    Colin tat, als hätte er das letzte nicht gehört. Er

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