Im Koenigreich der Traeume
und voller Angst sprang Jenny auf. »Das ist Wahnsinn! Teile König Jakob mit, daß ich keine >Wiedergutmachung< will.«
»Es spielt nicht die geringste Rolle, was wir wollen. Rom verlangt Wiedergutmachung, genau wie Schottland. Claymore ist bereits auf dem Weg hierher. Die Verlobungsdokumente werden unterzeichnet und gleich danach findet diese unselige Hochzeit statt. Jakob hat uns keine Wahl gelassen.«
Jenny schüttelte verzweifelt den Kopf und flüsterte erschrocken: »Nein, Papa, du verstehst mich nicht... Ich ... er hat sich auf mich verlassen und fest daran geglaubt, daß ich nicht fortlaufe, aber ich habe es trotzdem getan. Und wenn ich ihn wirklich zum Gespött aller gemacht habe, wird er mir das nie verzeihen.«
Das Gesicht ihres Vaters lief hochrot an. »Du willst gar nicht, daß er dir verzeiht! Wir müssen ihn in jeder nur erdenklichen Art besiegen. Jeder Merrick, jeder Schotte ist darauf angewiesen, daß du ihm so viele Niederlagen - kleine und große - beibringst wie nur möglich. Du hast Mut genug, das zu schaffen, Jennifer. Das hast du bewiesen, als du seine Gefangene warst...«
Jenny hörte gar nicht mehr, was er sagte. Sie hatte Royce Westmoreland gedemütigt, und jetzt kam er hierher; sie zitterte bei dem Gedanken daran, wie sehr er sie verabscheuen und wie wütend er sein mußte. Schreckensbilder von dem zornbebenden Schwarzen Wolf erstanden wieder vor ihren Augen: Sie sah den furchteinflößenden Mann mit aufgebauschtem schwarzem Umhang vor den züngelnden Flammen der Lagerfeuer stehen und erinnerte sich daran, wie sie in der Nacht nach ihrer Entführung vor seine Füße gesunken war; sie sah seinen Gesichtsausdruck wieder vor sich, nachdem sie sein Pferd in den Tod getrieben und als sie ihm die Wange aufgeschlitzt hatte. Sie hatte ihm viel angetan, aber trotzdem hatte er ihr vertraut. Doch das schlimmste war, daß sie ihn getäuscht und derart lächerlich gemacht hatte, daß ihn sogar seine Landsleute verspotteten.
»Er muß um einen Erben betrogen werden, wie er mich um meinen Erben gebracht hat!« Die Stimme ihres Vaters riß sie aus ihren Gedanken. »Gott hat mir diese Rache geschenkt - jetzt, da mir alle anderen Möglichkeiten verwehrt sind. Ich habe noch andere Erben, aber er wird nie einen bekommen. Niemals. Deine Ehe mit ihm wird meine Rache sein.«
Gequält rief Jenny aus: »Papa, bitte verlang das nicht von mir! Ich tue alles, was du willst, wenn du mir das ersparst. Ich gehe zurück ins Kloster oder zu Tante Elinor oder an jeden anderen Ort, den du für mich aussuchst.«
»Nein! Dann würde er eine Frau nach seiner Wahl heiraten und mit ihr einen Erben zeugen.«
»Ich kann das nicht!« beharrte Jenny und brachte das erste Argument vor, das ihr in den Sinn kam. »Ich kann nicht - es ist falsch. Es ist unmöglich. Wenn ... wenn der Schwarze Wolf mich - einen Erben«, verbesserte sie sich hastig und wurde rot, »haben will, wie könnte ich ihn daran hindern? Er ist doch viel, viel stärker als ich. Und nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist, wird er sich sicher nicht mit mir in ein und derselben Burg aufhalten wollen, geschweige denn in ...« sie suchte nach einem unverfänglichen Wort, aber ihr fiel nichts Passendes ein. »... in seinem Bett«, endete sie matt und senkte beschämt den Blick.
»Du irrst dich, mein Kind - du bist aus demselben Holz geschnitzt wie deine Mutter. Du hast etwas an dir, was die Lust in jedem Mann weckt, der dich ansieht. Der Wolf wird dich wollen, ob es ihm gefällt oder nicht.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Jedenfalls wird er sich kaum dagegen wehren können, wenn ich gestatte, daß deine Tante Elinor dich begleitet.«
»Tante Elinor?« wiederholte Jenny verständnislos. »Papa, ich weiß nicht, was du damit meinst - ich weiß nur, daß das alles nicht richtig ist.« Ihre Hände verkrampften sich in den Wollrock, und sie richtete flehende Blicke auf die Männer, die um sie herum standen. Aber in ihrem Geist sah sie einen anderen Royce Westmoreland vor sich als den, den diese Männer kannten -einen attraktiven Mann, der sie auf der Lichtung neckte, der auf dem kleinen Balkon neben ihr stand und mit ihr sprach, der sie überredete, zu ihm ins Bett zu kommen, während andere Entführer sie vergewaltigt und an seine Soldaten weitergegeben hätten.
»Bitte«, jammerte sie und sah einen nach dem anderen und zuletzt ihren Vater an, »versucht, mich zu verstehen. Ich bin meinem Clan
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