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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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verstand: »Offensichtlich ist eine Novizin so was wie ein Freiwilliger, der seine Kriegsausbildung noch nicht beendet und seinem Lord noch nicht die Treue geschworen hat.«
    »Glaubst du, daß sie die Wahrheit sagt?«
    Royce zog eine Grimasse und trank einen Schluck von seinem Ale. »Sie hat viel zuviel Angst, um zu lügen. Um genau zu sein, sie hat sogar zuviel Angst, um ein vernünftiges Wort von sich zu geben.«
    Stefan kniff die Augen zusammen - entweder aus Eifersucht, oder weil er ungehalten über die Respektlosigkeit seines Bruders war. »Und zu schön, um allzu harsch befragt zu werden?«
    Royce funkelte ihn böse an, aber sein Verstand beschäftigte sich bereits wieder mit dem Wesentlichen. »Ich möchte wissen, wie gut die Burg der Merricks befestigt ist, und muß mir Klarheit über die Lage der Ländereien verschaffen. Alles, was wir in Erfahrung bringen können, hilft uns. Andernfalls mußt du den Ritt, den du gestern so hastig abgebrochen hast, noch einmal antreten«, sagte er mit tödlicher Endgültigkeit.
    Brenna wich verschüchtert zurück, als der Hüne Arik erneut ihr Zelt betrat - die Erde schien unter seinen mächtigen Schritten zu beben. »Nein, bitte«, hauchte sie verzweifelt. »Bringt mich nicht noch einmal zu ihm.«
    Er achtete gar nicht auf Brenna, marschierte zielstrebig auf Jenny zu, umklammerte mit seiner riesigen Hand ihren Arm und hievte sie auf die Füße. Die Legenden, die man sich von ihm erzählt, dachte Jenny erschrocken, sind kein bißchen übertrieben, was seine Größe und die Streitaxt betrifft - der Griff dieser Waffe war so dick wie ein starker Baumast.
    Der Wolf ging rastlos in seinem Zelt auf und ab, blieb jedoch sofort stehen, als Jenny unsanft hereingeschubst wurde. Seine silbernen Augen schätzten sie prüfend ab, während sie trotz der auf dem Rücken zusammengebundenen Hände aufrecht und stolz vor ihm stand. Obwohl ihr Gesicht keinerlei Gefühl ausdrückte, erkannte Royce überraschenderweise verschleierte Mißachtung in den blauen Augen, die seinem Blick trotzig begegneten. Mißachtung - und nicht die geringste Spur von Tränen oder Schrecken. Plötzlich erinnerte er sich, was er über Merricks älteste Tochter gehört hatte. Die jüngere wurde »das Juwel von Schottland« genannt, aber man munkelte, daß diese hier eine abweisende, stolze Erbin mit enormer Mitgift und einem so vornehmen Stammbaum war, daß es keinen Mann gab, der ihr auch nur das Wasser reichen konnte. Aber das war noch nicht alles - man erzählte sich auch, sie sei ein unscheinbares, ja unansehnliches Mädchen, das den einzigen Heiratsantrag, der ihr wahrscheinlich jemals gemacht wurde, verschmäht hatte, und anschließend sei sie vom Vater in ein Kloster gesteckt worden. Bei der dicken Dreckschicht, die sich inzwischen über ihr ganzes Gesicht verteilt hatte, war unmöglich auszumachen, wie unscheinbar sie wirklich war, aber die engelsgleiche Schönheit und Sanftmut ihrer jüngeren Schwester besaß sie sicher nicht. Das andere Mädchen hatte erbärmlich geweint - das hier blitzte ihn böse an.
    »Gütiger Gott, seid ihr wirklich Schwestern?« fragte er ungläubig.
    Sie reckte ihr Kinn ein Stückchen höher. »Ja.«
    »Erstaunlich«, erwiderte er spöttisch. »Echte Schwestern?« fügte er hinzu. »Antwortet mir!« knurrte er, als sie eisern schwieg.
    Jenny, die sich mehr fürchtete, als sie zeigte, bezweifelte mit einemmal, daß er vorhatte, sie zu foltern oder am Ende der Unterhaltung zu töten, wenn er sich nach den Verwandtschaftsgraden in ihrer Familie erkundigte. »Sie ist meine Stiefschwester«, gab sie zu, und plötzlich regte sich ihr Widerspruchsgeist und verdrängte die Angst. »Es fällt mir schwer, mich auf irgend etwas zu konzentrieren, solange meine Hände auf dem Rücken gefesselt sind. Es tut weh und ist außerdem vollkommen unsinnig.«
    »Ihr habt recht«, erwiderte er absichtlich barsch, als er sich an den Tritt in seine Lenden erinnerte, »man sollte Euch lieber die Füße fesseln.«
    Er war so verstimmt, daß ein amüsiertes und selbstzufriedenes Lächeln um Jennys Mundwinkel spielte. Royce entging das keineswegs, und er wollte seinen Augen nicht trauen. Erwachsene Männer, kampferprobte Krieger kuschten in seiner Gegenwart und zitterten vor Furcht, aber diese junge Krabbe mit der hochmütigen Haltung und dem eigensinnigen Kinn genoß es regelrecht, ihm die Stirn zu bieten. Plötzlich riß ihm der Geduldsfaden. »Genug der nichtssagenden Höflichkeiten«, versetzte er

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