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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Chancen, ihnen zu entkommen, wesentlich größer, selbst wenn wir dann nicht so leicht ein Versteck finden. Am besten wäre, wir würden ihnen zwei Pferde wegnehmen und trotzdem zusehen, daß wir sie auf die falsche Fährte führen. Verstecken und gleichzeitig weglaufen ...«
    »Aber wie?« fragte Brenna. Ihre Stirn war tief gefurcht, weil sie so angestrengt nachdachte.
    »Keine Ahnung, aber irgend etwas müssen wir versuchen.« Tief in ihre Überlegungen versunken, starrte sie blicklos an dem großen, bärtigen Krieger vorbei, der sich von den anderen abgesondert hatte und sie eingehend betrachtete.
    Die Feuer erloschen, die Wachmänner holten das Eßgeschirr aus ihrem Zelt und fesselten wieder ihre Hände. Bis jetzt hatte keins der Mädchen eine akzeptable Idee, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen konnten, aber sie sprachen über mehrere absurde Möglichkeiten.
    »Wir dürfen nicht hier bleiben wie willige Geiseln, die dieses Ungeheuer für seinen Vorteil nutzen kann«, brach es aus Jenny heraus, als sie nebeneinander in der Dunkelheit lagen. »Wir müssen fliehen.«
    »Jenny, hast du auch schon bedacht, was er mit uns macht, wenn ... falls«, verbesserte sich Brenna schnell, »er uns erwischt?«
    »Ich glaube nicht, daß er uns tötet«, versicherte Jenny nach kurzem Nachdenken. »Er kann uns ja nicht mehr als Faustpfand benutzen, wenn er uns nicht am Leben läßt. Vater würde in jedem Fall darauf bestehen, uns zu sehen, ehe er kapituliert. Der Earl muß uns lebend und atmend zeigen, sonst zerreißt ihn Vater in Stücke.« Jenny hielt es für besser und weniger angsteinflößend, den Schwarzen Wolf als Earl of Claymore zu betrachten.
    »Du hast recht«, stimmte Brenna zu und versank gleich darauf in tiefen Schlaf.
    Jenny hingegen fand erst einige Stunden später so viel Ruhe, daß auch sie einschlief. Obwohl sie nach außen Mut und Zuversicht zur Schau stellte, fürchtete sie sich mehr als je zuvor in ihrem Leben. Sie hatte Angst um Brenna, um sich selbst und um ihren Clan und nicht die leiseste Idee, wie sie fliehen konnten. Sie wußte nur, daß sie es versuchen mußten.
    Auch wenn ihre Entführer sie nicht sofort umgebracht hatten und das höchstwahrscheinlich auch nicht tun würden, gab es noch andere - undenkbare - Dinge, die Männer Frauen antun konnten und die weitaus schlimmer waren als ein gemeiner Mord. Sie sah das Bild eines finsteren Gesichts, das hintereinem dichten schwarzen Bart verborgen war, vor sich und schauderte bei der Erinnerung an diese eigenartigen silbernen Augen, in denen sich am Abend die züngelnden Flammen widergespiegelt hatten. Heute hatten diese Augen dieselbe Farbe gehabt wie der Himmel bei einem Unwetter - aber einen kurzen Moment, als er ihren Mund betrachtet hatte, war der Ausdruck plötzlich ganz anders gewesen. Diese unbestimmbare Veränderung war furchteinflößender gewesen als alles andere. Sein schwarzer Bart, redete sie sich ein, machte ihn so schrecklich, weil er seine Gesichtszüge verdeckte. Ohne den Bart würde er sicher aussehen wie jeder andere ältere Mann von ... fünfunddreißig? Vierzig? Sie hatte Schauermärchen über ihn gehört, seit sie ein drei-, vierjähriges Kind gewesen war, also mußte er schon ziemlich alt sein. Sie fühlte sich irgendwie besser, als ihr klar wurde, daß er schon alt war. Nur der Bart machte ihn so abschreckend, beruhigte sie sich immer wieder. Sein Bart, die Größe, die mächtige Gestalt und seine seltsamen silberfarbenen Augen - all das ließ ihn einfach furchtbar erscheinen.
    Der Morgen brach an, und noch immer hatte Jenny keinen Plan, wie sie heimlich und so schnell wie möglich weit weg vom Heerlager kommen und gleichzeitig Wegelagerern und Räubern oder noch schlimmerem aus dem Weg gehen konnte.
    »Wenn wir nur irgendwie an Männerkleidung herankämen«, sagte Jenny nicht zum erstenmal, »dann hätten wir eine größere Chance, unser Ziel heil zu erreichen.«
    »Wir können unsere Wachen nicht gut fragen, ob sie uns ihre Hosen und Hemden leihen«, erwiderte Brenna ratlos. »Ich wünschte, ich hätte wenigstens mein Nähzeug bei der Hand«, fügte sie mit einem leisen Seufzer hinzu. »Ich bin so unruhig, daß ich kaum still sitzen kann, wenn ich nichts zu tun habe. Außerdem kann ich viel klarer denken, wenn ich eine Nadel in der Hand halte. Glaubst du, daß mir unser Wachmann eine Nadel beschaffen würde, wenn ich ihn freundlich darum bitte?«
    »Wohl kaum«, antwortete Jenny geistesabwesend. Sie zupfte am Saum ihres

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