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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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ungnädig und ging langsam auf sie zu.
    Jennys Belustigung verflog - sie wich einen Schritt zurück, blieb dann aber stehen, um der Gefahr tapfer ins Auge zu sehen.
    »Ich möchte Antworten auf einige Fragen haben. Wie viele bewaffnete Männer hält Euer Vater in der Festung von Merrick?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Jenny entschieden, machte diese mutige Vorstellung jedoch sofort zunichte, indem sie vorsichtig einen weiteren Schritt zurücktrat.
    »Rechnet Euer Vater damit, daß ich seine Festung angreife?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ihr stellt meine Langmut auf eine zu harte Probe«, warnte er ungerührt. »Würdet Ihr es vorziehen, wenn ich diese Fragen Eurer zarten Schwester stelle?«
    Diese Drohung tat die gewünschte Wirkung - ihr Trotz verwandelte sich in schiere Verzweiflung. »Wieso sollte er nicht annehmen, daß Ihr ihn angreift? Seit Jahren kursieren Gerüchte, daß Ihr ins Land einfallt. Jetzt habt Ihr sogar einen Vorwand, obwohl Ihr sicher keinen braucht.« Jennifer stieß entgegen aller Vernunft einen Angstschrei aus, als er ihr noch näher kam. »Ihr seid ein Tier! Ihr habt Spaß daran, unschuldige Menschen zu töten.« Als er das nicht einmal abstritt, drehte sich Jenny beinahe der Magen um.
    »Da Ihr schon so viel wißt«, sagte er gefährlich leise, »könnt Ihr mir gewiß auch erzählen, wie viele Krieger für Euren Vater kämpfen werden.«
    Jenny schätzte, daß mindestens noch fünfhundert Männer in Merricks Diensten stehen mußten. »Vielleicht zweihundert«, sagte sie.
    »Ihr seid eine törichte, leichtsinnige kleine Närrin!« zischte Royce, faßte nach ihrem Arm und schüttelte sie grob. »Ich könnte Euch mit bloßen Händen in Stücke reißen, und trotzdem wagt Ihr es, mich anzulügen?«
    »Was erwartet Ihr von mir?« rief Jenny - sie zitterte am ganzen Leib, blieb aber hartnäckig. »Soll ich meinen eigenen Vater an Euch verraten?«
    »Ehe Ihr dieses Zelt verlaßt«, versprach er, »werdet Ihr mir alles, was Ihr über seine Pläne wißt, erzählen - freiwillig oder mit einem bißchen Unterstützung meinerseits, die Euch bestimmt nicht gefallen wird.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie viele Männer er um sich geschart hat«, schrie sie hilflos. »Das ist die Wahrheit«, behauptete sie fest. »Gestern habe ich meinen Vater nach zwei Jahren wiedergesehen, und vorher hat er kaum ein Wort mit mir gesprochen.«
    Royce war über diese Antwort so verblüfft, daß er sie eine Weile fassungslos anstarrte. »Warum nicht?«
    »Ich ... ich habe ihn verärgert«, bekannte sie.
    »Das kann ich mir sehr gut vorstellen«, erwiderte er schonungslos. Er hielt Jenny für das unerfreulichste und lästigste weibliche Wesen, dem er je begegnet war. Gleichzeitig stellte er erschrocken fest, daß sie den sanftesten, einladendsten Mund hatte, den er in seinem Leben gesehen hatte - und die strahlendsten blauen Augen.
    »Er hat nicht mit Euch gesprochen und Euch in all den Jahren keine Beachtung geschenkt? Und dennoch riskiert Ihr Euer Leben, um ihn vor mir zu schützen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Es hätte einige ehrliche und sicherere Erklärungen dafür gegeben, aber Wut und Schmerz dämpften Jennys Verstand. »Weil«, versetzte sie giftig, »ich Euch und alles, was Ihr repräsentiert, verabscheue.«
    Royce starrte sie lange ungläubig an - trotz seines Zorns nötigte ihm dieser Mut einige Bewunderung ab. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle umgebracht, aber das hätte ihm auch nicht zu den Erkenntnissen verholfen, die er suchte. Er war ratlos und wußte nicht, wie er mit dieser verdrehten Person fertig werden sollte - am verführerischsten erschien es ihm, ihr den Hals umzudrehen, aber das war in dieser Situation keine brauchbare Lösung. Es war immerhin möglich, daß sich Lord Merrick kampflos ergab, wenn sich seine beiden Töchter in der Gewalt des Feindes befanden. »Verschwindet«, befahl er knapp.
    Jenny brauchte keine weitere Aufforderung, diesen verhaßten Menschen zu verlassen. Sie wirbelte herum, um aus dem Zelt zu fliehen, aber die mit Holz verstärkte Leinenklappe war heruntergeschlagen, und sie konnte sie mit den gefesselten Händen nicht öffnen.
    »Ich sagte, Ihr sollt von hier verschwinden!« brüllte Royce, und sie drehte sich zu ihm um.
    »Es gibt nichts, was ich lieber täte, aber ich kann nicht gut durch geschlossene Zeltwände gehen.«
    Wortlos streckte er die Hand aus und hob die Klappe an, dann bückte er sich zu ihrer Überraschung, um sie mit einer duckmäuserischen Verbeugung zu

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