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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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verhöhnen. »Stets zu Euren Diensten, Ma’am. Wenn es sonst noch etwas gibt, das ich tun kann, um Euch Euren Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen, zögert nicht, nach mir zu rufen.«
    »Gut, dann löst meine Fesseln«, forderte sie dreist, und ihm blieb beinahe der Mund offenstehen.
    »Nein«, brauste Royce im nächsten Moment auf. Die Klappe fiel und traf hart Jennys Hinterteil. Sie machte einen Satz nach vorn und schrie leise auf, als eine Hand sie von hinten ergriff. Aber es war nur einer von etwa einem Dutzend Wachmännern, die vor dem Zelt des Wolfs Stellung bezogen hatten.
    Als Jenny in ihr Zelt zurückkam, war Brenna aschfahl vor Angst, weil man sie so lange ganz allein an diesem unfreundlichen Ort gelassen hatte.
    »Mir ist rein gar nichts geschehen«, versicherte Jenny, als sie sich ungeschickt auf den Boden setzte.

Kapitel vier
    Ein Feuer nach dem anderen flammte im Tal auf, in dem der Wolf und sein Heer auch die folgende Nacht verbrachten. Jenny stand mit gefesselten Händen am offenen Eingang ihres Zelts und beobachtete nachdenklich die Aktivitäten um sie herum. »Wenn wir einen Fluchtversuch wagen, Brenna ...« begann sie. »Flucht?« wiederholte ihre Schwester und schnappte erschrocken nach Luft. »Heilige Mutter Gottes, wie können wir von hier fliehen, Jenny?«
    »Ich habe noch keinen Plan, aber irgendwie muß es uns gelingen, und zwar sehr schnell. Ich habe die Unterhaltung von ein paar Männern da draußen belauscht. Sie sind der Meinung, daß man uns benutzt, um Vater dazu zu zwingen, sich dem Wolf ohne Kampf zu ergeben.«
    »Meinst du, Vater würde sich darauf einlassen?« wollte Brenna wissen.
    Jenny biß sich auf die Unterlippe. »Ich weiß es nicht. Es gab eine Zeit - bevor Alexander nach Merrick kam -, da hätten meine Verwandten und Clansmänner lieber ihre Waffen abgelegt, als zu riskieren, daß mir auch nur ein einziges Haar gekrümmt wird. Aber jetzt bedeute ich ihnen überhaupt nichts mehr.«
    Brenna hörte den bitteren Unterton in der Stimme ihrer Schwester und hätte sie gern getröstet, aber sie wußte, daß Alexander alles getan hatte, um die junge Herrin bei dem Clan so unbeliebt zu machen, daß niemand ihr mehr auch nur einen Funken Zuneigung entgegenbrachte.
    »Dich lieben sie«, fuhr Jenny fort, »deshalb ist schwer vorauszusehen, wie sie sich entscheiden oder wie groß der Einfluß ist, den Vater auf sie ausüben kann. Wie auch immer - wenn wir bald entkommen, könnten wir Merrick erreichen, bevor sie einen Entschluß fassen. Wir müssen unbedingt rechtzeitig dort sein.«
    Von all den Hindernissen, die sie überwinden mußten, machte sich Jenny am meisten Sorgen über den langen Weg nach Merrick. Sie schätzte, daß man von hier aus etwa zwei Tage brauchte, wenn man ein Pferd zur Verfügung hatte, und jede Stunde, die sie auf der offenen Straße verbrachten, brachte große Gefahren. Banditen trieben überall ihr Unwesen, und zwei alleinreisende Frauen wären sogar für ehrenwerte Männer eine verlockende Beute. Die Straßen waren nicht sicher - genausowenig wie die Herbergen. Als einzige ungefährliche Unterkünfte blieben nur Klöster und Pfarrhöfe, in denen alle respektablen Reisenden Unterschlupf für die Nacht suchten.
    »Die Schwierigkeit ist, daß wir keine Möglichkeit haben, uns davonzustehlen, solange unsere Hände gefesselt sind«, überlegte Jenny laut, ohne die Männer im Lager aus den Augen zu lassen. »Das bedeutet, wir müssen sie irgendwie davon überzeugen, daß es besser ist, wenn sie die Stricke lösen, oder wir müssen während einer der Mahlzeiten, wenn unsere Hände frei sind, in den Wald fliehen. Aber in diesem Fall würden sie unsere Abwesenheit bemerken, sobald sie die Schüsseln aus unserem Zelt holen, und wir wären noch nicht weit genug weg. Trotzdem - wenn das die einzige Gelegenheit ist, die sich uns in den nächsten zwei Tagen bietet, müssen wir sie ergreifen«, schloß sie vergnügt.
    »Und wenn wir uns in den Wald schleichen können, was dann?« fragte Brenna und verdrängte tapfer ihre Angst, die sie schon bei dem bloßen Gedanken daran, ganz allein im finsteren Wald zu sein, empfand.
    »Ich weiß noch nicht - wir müssen uns wahrscheinlich erst einmal irgendwo verstecken, bis sie die Suche nach uns aufgegeben haben. Vielleicht gelingt es uns auch, sie irgendwie zum Narren zu halten und glauben zu machen, daß wir nach Osten statt nach Norden geflohen sind. Wenn wir allerdings zwei Pferde stehlen könnten, wären unsere

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