Im Koenigreich der Traeume
breiten Rücken. Seine Augen funkelten vor Vergnügen, als er nach kurzem Nachdenken erwiderte: »Arik ist verdrossen.«
Sir Godfrey lehnte sich zurück, um sich mit einem kritischen Blick Sicherheit zu verschaffen. »Betrübt paßt besser«, behauptete er bestimmt.
»Nein, eher gereizt«, steuerte Stefan Westmoreland grinsend bei.
In aller Kameradschaft sahen die Männer Jennifer an und luden sie so ein, an ihrem Spaß teilzuhaben, aber es blieb ihr erspart, etwas zu sagen, da sich Arik umdrehte und die Versammlung mit einem mörderischen Blick anfunkelte, der einen Felsbrocken zu Pulver zerbersten lassen konnte und die meisten Männer in Todesängste versetzt hätte. Unglücklicherweise hatte er bei den Rittern den gegenteiligen Effekt - sie erwiderten den Blick und brachen in schallendes Gelächter aus. Das Johlen und Grölen hallte von den Steinwänden wider und verfolgte Arik, bis er die Tür hinter sich zuschlug.
Nur der junge Gawin, der zum richtigen Zeitpunkt gekommen war, um Arik und Tante Elinor gemeinsam Weggehen zu sehen, sprang für den blonden Hünen ein. Er blickte die anderen finster an, als er sich an den Tisch setzte, und sagte: »Das ist keine richtige Aufgabe für einen starken Ritter - Kindermädchen spielen für eine alte Frau und zusehen, wie sie Kräuter pflückt und Nüsse sammelt. Das ist was für eine Zofe, aber nicht für einen tapferen Kämpfer.«
Lionel versetzte dem Jungen einen gutgemeinten Klaps. »Eine solche Einstellung wird dich für immer bei Lady Anne in Ungnade fallen lassen, mein Junge. Wenn du auf sie achtgeben würdest, während sie Blumen pflückt, würdest du bei der Lady weiterkommen als mit deinen Drohgebärden und den Versuchen, sie mit deiner düsteren Miene zu beeindrucken, wie du es gestern abend gemacht hast.« Lionel wandte sich an Jennifer und sagte: »Dieser Hänfling jagt seiner Angebeteten Angst ein, statt ihr den Hof zu machen. Er hält das für besonders männlich, und während er finstere Blicke um sich wirft, scharwenzelt Roderick um die schöne Maid herum und gewinnt ihr Herz. Könntet Ihr ihm nicht einmal den Standpunkt einer Lady klarmachen?«
Jenny spürte, wie peinlich dieses Gespräch Gawin war, und sagte: »Ich kann natürlich nicht für Lady Anne sprechen, aber ich persönlich kann an Sir Roderick nichts entdecken, das einer Frau den Kopf verdrehen könnte.«
Gawin sah sie voller Dankbarkeit an, dann wandte er sich triumphierend an seine Kameraden und verschlang heißhungrig das fade, geschmacklose Essen, das er auf seinen Teller gehäuft hatte.
Jenny verbrachte einen Teil des Nachmittags mit den Näherinnen, die Sir Albert aus dem Dorf herbeordert hatte, damit sie der neuen Herrin halfen, ihre Garderobe zu vervollständigen. Der Haushofmeister war bestimmt tüchtig, dachte Jenny, als sie in den Truhen wühlte, die man ihr gebracht hatte. Tüchtig und eiskalt. Sie mochte ihn ganz und gar nicht, obwohl sie selbst nicht genau wußte, warum. Nach allem, was Agnes heute morgen gesagt hatte, schienen ihn die Bediensteten sehr zu schätzen und zu fürchten. Sie war unzufrieden mit sich selbst, weil sie auf alles und jeden hier so emotional reagierte und es ihr nicht gelang, das eiserne Schweigen der Näherinnen und Zofen zu brechen. Sie betrachtete die kostbaren bunten Stoffe, die auf ihrem Bett und über den Stühlen ausgebreitet lagen. Die fließenden hellen Farben funkelten wie Juwelen - rubinfarbener Satin mit Goldfäden, Silber- und Goldbrokat, amethystfarbener Samt, Taft, der so intensiv schimmerte, als wäre er mit Diamanten besetzt, und schwere Seide, die in allen Farben von perlweiß bis zu smaragdgrün und onyx schillerte. Daneben lagen weiche englische Wollstoffe in jeder nur erdenklichen Farbe - hellgelb, scharlachrot, tiefblau, tannengrün, oder unauffälligere Töne wie elfenbein, grau, braun und schwarz. Es gab auch gestreifte italienische Baumwollstoffe, reich besticktes Leinen für Kleider und Hemden und hauchdünnen Damast für Unterwäsche, leuchtende Tücher für Schleier und weiches Leder für Handschuhe und leichtes Schuhwerk.
Selbst wenn sie für Royce, Tante Elinor und sich selbst komplette neue Garderoben nähen ließ, konnte sich Jenny kaum vorstellen, alle Stoffe je zu verbrauchen. Die riesengroße Aufgabe, die vor ihr lag, erdrückte sie, und ihr wurde erst jetzt richtig bewußt, daß sie im Grunde keine Ahnung von Mode hatte. Jenny drehte sich benommen zu den Pelzen um, die aus einer der Truhen quollen. »Ich denke«,
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