Im Koenigreich der Traeume
gleich vortrat, sich förmlich verbeugte und sagte: »Es ... es geht nur um Eure Sicherheit, Mylady.«
In dem Glauben, daß er damit auf den gestrigen Vorfall im Tal anspielte und meinte, sie könne wieder attackiert werden, wedelte Jenny ungeduldig mit der Hand. »Oh, aber ich will doch nur bis zu den Bäumen dort drüben gehen und ...«
»Tut mir leid, aber ich habe den ausdrücklichen Befehl, Euch ...«
»Ich verstehe«, erwiderte Jenny knapp, aber sie verstand ganz und gar nicht, und es gefiel ihr keineswegs, wie eine Gefangene behandelt zu werden. Sie war schon im Gehen begriffen, drehte sich jedoch noch einmal zu dem unglücklichen Wachmann um. »Sagt mir nur noch eines«, forderte sie mit leiser, unheilvoller Stimme, »besteht diese ... Beschränkung für alle, die sich in dieser Burg aufhalten, oder nur für mich.«
Der arme Mann sah angestrengt in die Feme. »Nur für Euch, Mylady, und für Eure werte Tante.«
Wütend und gedemütigt wandte sich Jenny ab. Erst in diesem Moment kam ihr in den Sinn, daß Arik nicht als Begleiter für Tante Elinor fungierte, sondern als ihr Bewacher.
»Ich kenne noch einen anderen verschwiegenen Ort«, sagte Bruder Gregory sanft, nahm ihren Arm und führte sie über den großen Hof.
»Ich kann das nicht glauben!« flüsterte Jenny zornig. »Ich bin hier eine Gefangene!«
Bruder Gregory faßte mit einer großen Geste den ganzen Hof und die mächtige Burg zusammen. »Oh, aber es ist ein prächtiges Gefängnis«, erklärte er mit anerkennendem Lächeln. »Diese Festung ist schöner als jede andere, die ich bis jetzt gesehen habe.«
»Aber sie ist ein Gefängnis«, beharrte Jenny düster, »mein Gefängnis.«
»Es ist möglich«, gab der Priester ohne Widerspruch nach, »daß Euer Gemahl gute Gründe hat, Euch hier in der Sicherheit der Burgmauern festzuhalten - andere Gründe, als Ihr vielleicht vermutet.«
Ohne darauf zu achten, wohin er sie brachte, folgte Jenny dem frommen Mann zur Kapelle. Er öffnete das Portal und trat zur Seite, um sie vorgehen zu lassen.
»Was für Gründe?« fragte sie nach, sobald sie sich in der kühlen, dämmrigen Kapelle befanden.
Bruder Gregory deutete auf eine der polierten Eichenbänke, und Jenny nahm Platz. »Selbstverständlich kann ich sie nicht genau kennen«, entgegnete er, »aber Seine Gnaden macht auf mich den Eindruck, daß er niemals etwas ohne triftigen Grund tut.«
Jenny sah ihn erstaunt an. »Ihr mögt ihn, stimmt’s?«
»Ja, aber viel wichtiger ist, ob Ihr ihn mögt.«
Jenny riß die Hände hoch. »Noch vor wenigen Minuten, als ich noch nicht wußte, daß ich den Burghof nicht verlassen darf, hätte ich diese Frage mit ja beantwortet.«
Bruder Gregory kreuzte die Arme vor der Brust und steckte die Hände in die weiten weißen Ärmel seines Gewands. »Und jetzt?« hakte er nach und zog eine blonde Augenbraue hoch. »Mögt Ihr ihn auch noch, nachdem Ihr entdeckt habt, daß Eure Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist?«
Jenny lächelte kläglich und nickte.
»Ich nehme das als ausreichende Antwort«, witzelte der Priester und ließ sich neben ihr auf der Bank nieder. »Und worüber wolltet Ihr Euch in aller Vertraulichkeit mit mir unterhalten?«
Jenny biß sich auf die Unterlippe und überlegte, wie sie ihm ihre Bedenken erklären sollte. »Habt Ihr etwas bemerkt... ich meine, kommt Euch das Verhalten aller, die hier leben, nicht auch etwas eigentümlich vor? Das heißt, nicht mir gegenüber, sondern dem Herrn dieser Burg gegenüber.«
»Eigentümlich in welcher Hinsicht?«
Jenny erzählte ihm, daß sich die Dienerinnen bekreuzigten, wenn Royce in ihre Nähe kam, und erwähnte auch, wie ungewöhnlich es war, daß niemand jubelte, als der Burgherr gestern nach langer Abwesenheit durch das Tal zu seinem Wohnsitz ritt. Sie endete mit einem Bericht über die jungen Frauen, die sich köstlich über die unfreiwillige Bestätigung des Gerüchts, daß sie die Kleider und Decken im Lager mit voller Absicht kaputt gemacht hatte, amüsiert hatten.
Statt über Jennys Zerstörungswut entsetzt zu sein, betrachtete Bruder Gregory seine Gesprächspartnerin mit belustigter Bewunderung. »Ihr habt tatsächlich die Decken der Soldaten zerschnitten?«
Sie nickte unbehaglich.
»Ihr seid eine Frau mit ungewöhnlich viel Courage, Jennifer, und ich habe das Gefühl, die werdet Ihr in Zukunft im Umgang mit Eurem Mann noch brauchen.«
»Es war keineswegs eine mutige Tat«, gestand sie mit einem jämmerlichen Lachen. »Ich hatte keine
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