Im Koenigreich der Traeume
Man kann auch viel aus Früchten wie Äpfeln, Birnen und Quitten machen, aber man braucht dazu Honig, Mandeln und Datteln ... und natürlich Zimt - glasierte Früchte sind eine Köstlichkeit! Aber, wie schon gesagt, in dieser Küche hier findet man so gut wie gar nichts, mit dem etwas anzufangen wäre.«
Royce ließ sie nicht aus den Augen und vergaß den Gänseschenkel, den er noch in der Hand hielt. »Meint Ihr, die Dinge, die man zum Kochen brauche, lassen sich hier in der Umgebung von Claymore oder vielleicht auf dem Markt im Dorf auftreiben?«
»Zumindest die meisten, könnte ich mir vorstellen«, erwiderte Tante Elinor prompt.
»In diesem Fall«, erklärte Royce feierlich wie ein König, der einen Erlaß verkündet, »untersteht die Küche ab jetzt Eurer Verantwortung, Mylady, und wir alle freuen uns darauf, in Zukunft delikate Speisen auf den Tisch zu bekommen.« Er schaute Albert Prisham entgegen, der sich in diesem Augenblick dem Tisch näherte, stand auf und informierte ihn: »Ich habe soeben Lady Elinor damit beauftragt, in der Küche nach dem Rechten zu sehen und ab jetzt die Zubereitung der Mahlzeiten zu beaufsichtigen.«
Das Gesicht des dürren Haushofmeisters blieb gleichgültig, als er sich verbeugte - nur die Hand umklammerte den weißen Stab fester. »Wie ich bereits sagte, Euer Gnaden, Essen ist für mich nicht von Bedeutung.«
»Es sollte aber eine größere Rolle für Euch spielen, Sir Albert«, wies ihn Tante Elinor entschieden zurecht. »Ihr habt bis jetzt nur die falschen Nahrungsmittel zu Euch genommen. Zwiebeln, fettes Fleisch und harte Käsesorten - dürfen Leute nicht essen, die Gicht haben.«
Sein Gesicht versteinerte sich. »Ich habe keine Gicht, Mylady.«
»Dann werdet Ihr sie noch bekommen«, prophezeite Tante Elinor vergnügt, während sie sich erhob. Sie war begierig darauf, Gärten und Wälder nach geeigneten Kräutern, Gewürzen und Nahrungsmitteln zu durchforsten.
Sir Albert gönnte ihr nicht einmal einen Blick und sagte zu seinem Herrn: »Wenn Ihr bereit seid, Euch die Ländereien anzusehen, können wir sofort aufbrechen, Mylord.« Und als Royce nickte, setzte er kühl hinzu: »Ich hoffe, Ihr werdet mit Ausnahme der Küche nichts an meiner Arbeit zu beanstanden haben.«
Royce bedachte ihn mit einem sonderbar scharfen Blick, dann lächelte er Jennifer zu und drückte ihr einen kleinen, liebevollen Kuß auf die Wange, dabei flüsterte er ihr ins Ohr: »Ich schlage vor, du ruhst dich heute nachmittag gründlich aus, weil ich vorhabe, dich wieder die ganze Nacht wachzuhalten.«
Jenny spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg.
Arik stand auf, um sich, wie stets und ständig, an Royces Fersen zu heften und bei ihm zu bleiben, während er sein Land inspizierte, doch Royce hielt ihn auf. »Du begleitest Lady Elinor bei ihren Expeditionen«, sagte er und fügte in bedeutungsvollem Ton dazu: »Und gib acht, daß kein Unglück geschieht.«
Ariks Gesicht erstarrte bei diesem abartigen Auftrag für einen unerschrockenen Krieger. Er stakste davon, und es war nicht zu übersehen, daß er wütend und in seinem Stolz gekränkt war, weil ausgerechnet er auf eine alte Dame aufpassen sollte. Aber Tante Elinor war überglücklich und trabte ihm aufgeregt hinterher. »Wir werden wunderschöne Ausflüge machen, mein lieber Junge«, rief sie begeistert, »und diese Aufgabe wird uns nicht nur einen Tag beschäftigen, sondern gleich mehrere, da wirklich rein gar nichts von den Ingredienzien vorrätig ist, die ich für meine Heilmittel und Salben unbedingt brauche. Und der Bestand an Kräutern und Gewürzen ist auch kläglich. Ganz wichtig sind Nelken gegen Zahnschmerzen und zur Kräftigung der Muskeln und Sehnen, und natürlich Muskatblüten. Muskatblüten beugen Koliken vor, müßt Ihr wissen, und helfen bei Ausfluß und Durchfall. Und dann noch die Muskatnuß! Geriebene Muskatnuß wirkt wahre Wunder bei Erkältungen und schlechter Laune. Ich werde mich ganz besonders um Eure Diät kümmern, da Euer Gemütszustand wirklich zu wünschen übrig läßt. Ihr habt eine melancholische Veranlagung - das ist mir schon beim ersten Blick aufgefallen ...«
Sir Eustace sah die anderen Ritter an und grinste boshaft. »Lionel«, rief er so laut, daß ihn der blonde Hüne noch hören konnte, »würdest du sagen, unser Arik sieht im Moment >melancholisch< aus? Oder wäre vielleicht >verärgert< die bessere Bezeichnung?«
Sir Lionel hörte für einen Moment auf zu kauen und studierte Ariks geraden,
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