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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sagte sie zu Agnes, als sie ein paar kostbare Zobelfelle aufhob, »wir könnten das als Futter für ein Cape für den Duke hernehmen.«
    »Ihr meint doch nicht etwa, daß man den cremefarbenen Satin damit füttern kann?« protestierte Agnes beinahe verzweifelt, aber dann hielt sie den Mund und setzte ihre übliche abweisende Miene wieder auf.
    Jenny fiel fast ein Stein vom Herzen, weil das Mädchen - das, wie sie gerade erfahren hatte, die Näherin der früheren Burgherrin gewesen war - endlich einmal freiwillig ein Wort geäußert hatte. Natürlich hatte sie nicht den cremefarbenen Satin gemeint und fand die Idee selbst gräßlich, ließ sich jedoch nichts anmerken und sagte: »Den cremefarbenen Satin? Glaubst du, der Duke würde so etwas tragen?«
    »Das ist vielleicht etwas für Euch, aber nicht für ihn«, meinte Agnes mit erstickter Stimme, weil sie gezwungen war, gegen ihren Geschmack zu verstoßen. Innerlich rebellierte sie gegen die Verschwendung so edler Zobelfelle.
    »Oh«, machte Jenny und deutete auf die weißen Felle. »Und das?«
    »Mit dem Hermelin besetzt man den Saphirbrokat.«
    »Und was würde für den Duke passen?« beharrte Jenny, um das Gespräch nicht abreißen zu lassen.
    »Dunkelblauer, schwarzer und dunkelbrauner Samt und die dunklen Wollstoffe.«
    »Ich kenn mich nicht gut aus mit Mode«, gestand Jenny lächelnd. »Als ich noch jung war, haben mich Kleider nie sonderlich interessiert, und später - in den vergangenen Jahren -lebte ich in einem Kloster, und dort trugen alle die gleichen Gewänder. Aber ich habe schon gemerkt, daß du einen großartigen Blick für diese Dinge hast und dir genau vorstellen kannst, wie man die Stoffe verwenden kann. Ich bin froh, daß du mich berätst.«
    Agnes machte ein erschrockenes Gesicht, zeigte gleichzeitig aber etwas, das einem Lächeln nahekam. Jenny vermutete, daß sich die Zofe eher über ihr Geständnis, in einem Kloster gewesen zu sein, als über das Kompliment an ihren Geschmack amüsierte. Die anderen zwei Näherinnen, beide schlichte junge Frauen, schienen auch allmählich aufzutauen. Vielleicht betrachteten sie Jenny weniger als ihre >Feindin<, seit sie wußten, daß sie die vergangenen Jahre in der Abgeschiedenheit eines friedlichen katholischen Klosters verbracht hatte.
    Agnes trat vor und begann die Stoffe einzusammeln, auch die, die bereits für spezielle Kleidungsstücke bestimmt waren.
    »Kannst du die Schnitte für den Umhang und das Kleid entwerfen?« erkundigte sich Jenny, während sie den Brokat zusammenfaltete. »Ich habe keine Erfahrung mit solchen Dingen, obwohl ich gern beim Zuschneiden helfen würde. Ich fürchte, ich bin geschickter mit der Schere als mit der Nadel.«
    Ein unterdrückter Laut wie ein verschlucktes Kichern entfuhr einer der jungen Frauen, und Jenny drehte sich überrascht zu der Näherin mit Namen Gertrude um, die sofort errötete.
    »Hast du gelacht?« fragte Jenny hoffnungsvoll - gleichgültig, was die Heiterkeit hervorgerufen hatte, sie war besser als dieses feindselige Schweigen, und Jenny sehnte sich so sehr nach ein wenig Unterhaltung und Freundschaft unter Frauen.
    Gertrude wurde noch röter.
    »Du hast gelacht, nicht wahr? Weil ich gesagt habe, daß ich einigermaßen gut mit Scheren umgehen kann?«
    Die Lippen der jungen Frau zuckten, und ihre Augen tränten, während sie verzweifelt versuchte, sich das Lachen zu verbeißen. Ohne selbst zu merken, daß sie die Frau regelrecht streng anstarrte, bemühte sich Jenny herauszufinden, was an ihrer Fertigkeit mit der Schere so lustig sein könnte. Plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie schnappte nach Luft. »Ihr habt von der Sache gehört, wie? Ihr wißt, was ich mit den Sachen eures Herrn gemacht habe, stimmt’s?«
    Die arme Frau konnte kaum noch an sich halten und sah hilfesuchend ihre Freundin an, aber das brachte sie erst recht aus der Fassung. »Dann ist es also wahr, Mylady?« stieß sie mühsam hervor.
    Mit einemmal kam Jenny ihre damalige Verzweiflungstat auch ziemlich spaßig vor. Sie nickte fröhlich. »Es war eine schreckliche Sache - schlimmer noch als die Ärmel seiner Hemden zuzunähen und ...«
    »Ihr habt die Ärmel seiner Hemden zugenäht?«
    Bevor Jenny darauf antworten konnte, prusteten die Näherinnen lauthals los, stießen sich gegenseitig in die Rippen und nickten anerkennend. Selbst Agnes' Mundwinkel zuckten.
    Nachdem die beiden jungen Frauen aus dem Dorf gegangen waren, nahm Jenny Agnes mit in Royces Zimmer, um ihr ein paar

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