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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Königreiche vortrat. Bewaffnete Männer aus Merrick, aus Claymore, aus der Armee des englischen Königs und aus der Armee des schottischen Königs hatten sich an den Wänden aufgereiht und beobachteten aufmerksam das Geschehen. In der Nähe des Kamins standen Jennifers Vater und ihre Brüder Royce gegenüber, und die Blicke aller waren auf sie gerichtet.
    »Euer Gnaden«, begann Lord Hastings und schaute Jennifer dabei an, aber ihr Vater unterbrach ihn ungeduldig: »Mein liebes Kind«, rief er, »mach diesen Dummköpfen klar, daß du selbst lieber in die Einsamkeit eines Klosters fliehen wolltest, als ein Leben mit diesem ... diesem Bastard zu erdulden. Sag ihnen, daß du mich gebeten, ja geradezu angefleht hast, dich ins Kloster gehen zu lassen, und daß du wußtest...«
    »Ich wußte gar nichts«, weinte Jenny auf, weil sie die geheuchelte ehrenhafte Miene ihres Vaters nicht mehr ertragen konnte. »Nichts!«
    Jenny sah, daß Royce auf sie zukam, und erkannte den Ausdruck von beruhigender Gelassenheit in seinen grauen Augen, aber ihr Vater gab sich mit ihrer Behauptung nicht so einfach zufrieden.
    »Halt!« brüllte Lord Merrick und lief zu Jenny - Wut und Unglauben zeichneten sein Gesicht. »Was soll das heißen? Du willst uns allen Ernstes weismachen, du wußtest von nichts? An dem Abend, an dem ich dir eröffnet habe, daß du dieses Ungeheuer heiraten mußt, auf Geheiß unseres Königs, hast du mich regelrecht bekniet, dich nach Belkirk ins Kloster zurückgehen zu lassen.«
    Jenny wurde blaß, als die vergessene Bitte, die sie in ihrer Angst ausgesprochen und die ihr Vater als unmöglich und undurchführbar abgetan hatte, plötzlich wieder in ihrem Gedächtnis wach wurde ...Ich gehe zurück ins Kloster oder zu meiner Tante Elinor oder an irgendeinen Ort, den du für mich aussuchst...
    »Ich ... ich habe das an diesem Abend gesagt, weil ...« stammelte sie hilflos, und ihr Blick flog zu Royces hartem, eisigem Gesicht.
    »Na, bitte - das ist der Beweis«, triumphierte ihr Vater lautstark und nahm ihr so die Möglichkeit, eine nähere Erklärung abzugeben.
    Jenny spürte, daß Lord Hastings ihren Arm ergriff, aber sie riß sich los. »Nein, bitte, hört mich an«, rief sie, ohne den Blick von dem zuckenden Muskel an Royces Wange und den wutblitzenden grauen Augen zu wenden. »Hör mir zu«, flehte sie ihn an. »Ich habe meinen Vater gebeten, nach Belkirk zurückgehen zu dürfen. Ich hatte es vergessen, weil -« ihr Kopf zuckte zu ihrem Vater herum, »weil du nichts davon wissen wolltest. Aber ich habe nie, niemals dem Plan zugestimmt, zuerst zu heiraten und dann in einem Kloster Zuflucht zu suchen. Sag es ihm, Vater«, schrie sie. »Sag ihm, daß ich diesem Komplott niemals zugestimmt und nie davon erfahren habe.«
    »Jennifer«, begann ihr Vater und sah sie voller Bitterkeit und Abscheu an, »du hast dich in dem Augenblick damit einverstanden erklärt, in dem du mich gebeten hast, dich nach Belkirk gehen zu lassen. Ich habe lediglich ein sichereres und etwas weiter entfernt liegendes Kloster für dich ausgesucht. Ich hatte niemals auch nur den geringsten Zweifel, daß du zuerst dem ausdrücklichen Befehl unseres hochgeschätzten Königs nachkommen und diesen Rüpel heiraten würdest - das war deine Pflicht, wie du selbst sehr wohl weißt. Und nur aus diesem Grund habe ich dir zunächst deinen Wunsch abgeschlagen.«
    Jenny sah vom anklagenden Gesicht ihres Vaters zu Royces steinerner Miene, und sie hatte das schreckliche Gefühl, mit einem Schlag alles, was ihr lieb und teuer war, verloren zu haben. Wortlos drehte sie sich um, raffte ihre Röcke und ging ganz langsam, als befände sie sich in einem Alptraum in Richtung Treppe.
    Lord Hastings räusperte sich und ergriff das Wort: »Es scheint, als handele es sich hier um ein verhängnisvolles Mißverständnis zwischen allen Beteiligten. Claymore, wenn Ihr bitte so freundlich sein und uns für die Nacht Quartier in Eurem Torhaus gewähren würdet. Wir brechen morgen früh auf.«
    Stiefelabsätze knallten auf den Steinboden, als die Männer aus Merrick die Halle verließen. Jenny hatte den oberen Treppenabsatz fast erreicht, als Rufe und ein unmenschliches Gebrüll aus dem Mund ihres Vaters ihr Blut zum Gefrieren brachte.
    »Bastard! Ihr habt meinen Sohn getötet! Ich bringe Euch um ...«
    Das wilde Pochen ihres Herzens übertönte den plötzlichen Tumult, während sie herumwirbelte und die gewundene Treppe hinunterrannte. Als sie an dem erhöhten Tisch vorbeikam, sah

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