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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Pflichtbewußtsein wird jede Lust, die sie für diesen Schlächter empfinden mag, übertreffen. Sie wird morgen unter unserem Zeltdach auf der Tribüne sitzen und unter den Augen ihres Mannes und all dieser schurkischen Engländer unseren Männern zujubeln.«
    Malcolm gab sich keine Mühe, seinen Abscheu gegen die Stiefschwester zu verbergen, als er in schneidendem Tonfall nachfragte: »Aber wird sie auch jubeln, wenn wir ihn auf dem Feld töten? Das bezweifle ich. An dem Abend in Claymore hat sie sich ihm geradezu an den Hals geworfen und ihn angefleht, ihr zu vergeben, daß sie, statt ihn zu heiraten, ins Kloster zurückgehen wollte.«
    Lord Merrick schwang herum, und seine Augen blitzten wie blankes Eis. »Mein Blut fließt in ihren Adern. Sie liebt und respektiert mich, und sie wird sich meinem Willen beugen - im Grunde hat sie das schon getan, sie weiß nur noch nichts davon.«
    Der Burghof erstrahlte in orangefarbenem Fackellicht, und Gäste sowie Dienstboten drängten sich, um zuzusehen, wie Royce Sir Godfreys Knappen zum Ritter schlug. Wegen der sechshundert Gäste, die in der Festung nächtigten, und der dreihundert Vasallen und Bediensteten hatte man beschlossen, die Zeremonie im Burghof und nicht wie üblich in der Kapelle abzuhalten.
    Jenny stand ganz still an der Seite. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, da sie die Sorgen und den Kummer wenigstens für die Dauer des festlichen Rituals vergessen konnte. Der Knappe, ein kräftiger junger Mann namens Bardrick, kniete in der traditionellen Kleidung vor Royce: einem langen weißen Waffenrock, einer roten Jacke mit Kapuze und einem schwarzen Mantel. Er hatte vierundzwanzig Stunden gefastet und die Nacht bei Gebeten in der Kapelle verbracht. Bei Sonnenaufgang hatte Bruder Gregory dem Jungen die Beichte abgenommen, eine Messe gelesen und ihm das heilige Sakrament der Kirche zuteil werden lassen.
    Jetzt brachten sie andere Ritter und einige Ladies, die als Gäste zu der Zeremonie geladen waren, die Teile der schimmernden Rüstung - eines nach dem anderen - nach vom und legten sie zu Royces Füßen nieder. Als das letzte Stück der Rüstung vor ihm lag, sah Royce Jenny erwartungsvoll an, die die goldenen Sporen - das unverkennbare Symbol der Ritterschaft, das kein gewöhnlicher Krieger tragen durfte - in den Händen hielt.
    Jenny raffte den langen Rock ihres grünen Samtkleides, trat vor und legte die Sporen ins Gras neben Royces Füße. Dabei richtete sie den Blick starr auf die goldenen Sporen an den Fersen von Royces kniehohen Lederstiefeln, und in diesem Moment schoß ihr die Frage durch den Kopf, ob sein eigener Ritterschlag auf dem Schlachtfeld von Bosworth ebenso pompös und großartig gewesen war wie der von Bardrick.
    Godfrey lächelte ihr zu, als er das letzte und wichtigste Stück der neuen Ausrüstung - ein edles Schwert, das quer über seinen Händen lag - nach vom brachte. Nach der Überreichung des Schwertes beugte sich Royce vor und stellte dem Knappen ernst und so leise, daß Jenny ihn nicht richtig verstehen konnte, drei Fragen. Royce schien offensichtlich mit Bardricks ebenso leisen Antworten zufrieden zu sein. Er nickte, dann folgte der eigentliche Akt, der aus dem Knappen einen Ritter machte.
    Ohne es selbst zu merken, hielt Jenny die Luft an, als Royce die Hand hob und Bardrick laut und klatschend ins Gesicht schlug.
    Bruder Gregory segnete den neuen Ritter, und Jubelrufe auf >Sir< Bardrick hallten von den Steinmauern wider, als er aufstand und sein Pferd vorgeführt wurde. Wie es der althergebrachten Tradition entsprach, sprang er auf den galoppierenden Hengst, ohne die Steigbügel zu berühren, dann sprengte er über die freie Fläche im Hof und warf den Dienern Münzen zu.
    Katherine Melbrook, eine hübsche brünette Lady, kaum älter als Jenny, ging lächelnd auf sie zu, während der frischgebackene Ritter zu den Liedern der Barden sein Pferd in dem gepflasterten Hof tänzeln ließ. In der vergangenen Woche hatte Jenny erstaunt festgestellt, daß sie in der Lage war, einige der Engländerinnen sympathisch zu finden, und noch mehr hatte sie überrascht, daß sie von ihnen akzeptiert wurde.
    Die Veränderung der englischen Adligen, die sich bei der Verlobungsfeier in Merrick so hochmütig und feindselig gezeigt hatten, war so kraß, daß Jenny ihren Argwohn nicht ganz beiseite schieben konnte. Lady Katherine Melbrook bildete die einzige Ausnahme, weil sie so ungezwungen und freundlich war, daß Jenny sie mochte und ihr vertraute,

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