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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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von uns, Jennifer, und er hätte gewollt, daß du den Dolch bekommst. Er hätte auch gewollt, daß du ihn morgen bei dem Turnier zu seinem ehrenden Angedenken trägst.«
    »Ja«, sagte Jenny, und die Tränen schossen ihr in die Augen, »das werde ich tun.«
    Er erzählte ihr, daß sie gezwungen gewesen waren, William in ungeweihtem Boden zu begraben, und von den Gebeten für den mutigen jungen Mann, der einst Lord von Merrick geworden wäre und dessen Leben vor der Blüte seiner Jahre ein Ende gesetzt worden war. Als ihr Vater endete, fühlte sich Jenny, als wäre William noch einmal gestorben - und die Erinnerung an das Grauen der verhängnisvollen Nacht war ihr wieder frisch im Gedächtnis.
    Als es für sie Zeit zum Aufbruch wurde, deutete ihr Vater auf eine Truhe in der Ecke seines Zelts. »Dies sind die Sachen deiner Mutter, meine Liebe«, erklärte er, während Beckys Vater und Malcolm die Truhe hinaustrugen. »Ich weiß, daß du sie gern bei dir haben möchtest. Du sehnst dich sicher nach vertrauten Dingen, besonders seit du mit dem Mörder deines Bruders unter einem Dach leben mußt. Sie werden dir ein Trost sein und dich vor allem daran erinnern, daß du die Countess von Rockbourn bist und immer bleiben wirst. Ich habe mir die Freiheit herausgenommen«, fügte er hinzu, »dein Banner - das Banner der Rockbourns - morgen bei dem Turnier neben unserem auf dem Pavillon aufziehen zu lassen. Ich dachte, du würdest es gern dort sehen, während wir mit dem Schlächter deines geliebten Bruders William kämpfen.«
    Jenny war so benommen vor Schmerz und Schuld, daß sie kaum ein Wort herausbrachte, und als sie aus dem Zelt in das schwindende Nachmittagslicht trat, merkte sie, daß alle, die sie bei ihrer Ankunft nicht gesehen hatte, jetzt auf sie warteten, um sie zu begrüßen. Es hatte den Anschein, als wären alle Bewohner der Dörfer rund um Merrick und alle männlichen Verwandten gekommen.
    »Wir vermissen Euch sehr, Mädchen«, sagte der alte Waffenmeister.
    »Wir werden alles tun, daß Ihr morgen stolz auf uns sein könnt«, versicherte ein entfernter Cousin, der sie nie gemocht hatte. »Genau wie Ihr uns stolz darauf macht, Schotten zu sein.«
    »König Jakob«, verkündete ihr Vater mit seiner weittragenden Stimme, so daß alle es hören konnten, »hat mich gebeten, dir seine persönlichen Grüße zu übermitteln und dich zu ermahnen, niemals die Moore und Berge deiner Heimat zu vergessen.«
    »Vergessen?« flüsterte Jenny. »Wie könnte ich das Moor und die Berge je vergessen?«
    Ihr Vater umarmte sie lange und herzlich - eine Liebkosung, die so uncharakteristisch für ihn war, daß Jenny beinahe vollkommen die Beherrschung verloren und ihn gebeten hätte, nie mehr zu ihrem Mann und in die Festung Claymore zurückkehren zu müssen.
    »Ich vertraue darauf«, sagte er, als er sie zu ihrem Pferd begleitete, »daß deine Tante Elinor gut für alle sorgt und sich um die wichtigen Dinge kümmert.«
    »Für uns sorgt und sich um Wichtiges kümmert?« wiederholte Jenny verständnislos.
    »Ich meine«, berichtigte er sich schnell, »daß sie ihre Arzneimittel herstellt und darauf achtet, daß es dir immer gutgeht.«
    Jenny nickte, betrachtete geistesabwesend Williams Dolch und dachte an Tante Elinors Ausflüge in den Wald, bei denen sie Kräuter sammelte.
    Sie wollte gerade aufsteigen, als Brennas verzweifelter Blick sie an die vorsichtig formulierte Bitte erinnerte, die die jüngere Schwester dem gestrigen Brief ihres Vaters angefügt hatte.
    »Vater«, sagte Jenny, indem sie sich noch einmal zu ihm umdrehte, und sie brauchte ihre Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft nicht zu heucheln, als sie fortfuhr: »Wäre es möglich, daß Brenna mit mir kommt und den Abend bei mir in Claymore verbringt? Wir reiten dann morgen gemeinsam zum Turnierfeld.«
    Für einen Moment verdüsterte sich die Miene ihres Vaters, aber dann verzog er seine Lippen zu einem schwachen Lächeln und nickte. »Kannst du für ihre Sicherheit garantieren?« erkundigte er sich nach einer Weile, als hätte er doch Bedenken.
    Jenny bejahte.
    Der Earl of Merrick und sein Stiefsohn Malcolm blieben noch einige Zeit vor dem Zelt stehen und sahen Brenna und Jenny nach, die mit ihrer bewaffneten Eskorte in Richtung Festung ritten.
    »Meinst du, es klappt?« fragte Malcolm, ohne den verächtlichen Blick von Jennys Rücken zu wenden.
    Lord Merrick nickte und erwiderte entschieden: »Wir haben äußerst geschickt an ihr Pflichtbewußtsein appelliert, und ihr

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