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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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und zwar vom ersten Augenblick an, in dem Katherine lachend verkündet hatte: »Wenn man dem Klatsch der Bediensteten glaubt, seid Ihr so etwas wie ein Engel oder eine Heilige. Man erzählt sich, daß Ihr vor zwei Tagen Eurem Haushofmeister ordentlich die Leviten gelesen habt, weil er einen Eurer Diener ungerechtfertigt geschlagen hat. Und mit einem mißratenen, kleinen Lümmel, der sehr gut mit Steinen und Dreckklumpen zielen kann, seid ihr angeblich äußerst milde und gnädig umgegangen.«
    Aus dieser ersten Begegnung war so etwas wie eine Freundschaft entstanden, und seither war Katherine fast ständig mit Jenny zusammen, half ihr, wenn sie konnte, bei den vielen Vorbereitungen und wies der Dienerschaft die zu bewältigenden Aufgaben zu, wenn Jenny oder Tante Elinor mit etwas anderem beschäftigt waren.
    Jetzt lenkte sie Jennys Aufmerksamkeit von Sir Bardrick ab, indem sie im scherzhaften Ton fragte: »Seid Ihr Euch überhaupt bewußt, daß Euch Euer Gemahl sogar jetzt mit einem Blick betrachtet, den selbst mein unromantischer Mann als liebevoll bezeichnet?«
    Unwillkürlich sah Jenny in dieselbe Richtung wie Lady Katherine Melbrook. Royce war von Gästen, unter denen sich auch Lord Melbrook befand, umringt, aber er schien sich gar nicht um sie zu kümmern und vollkommen ins Gespräch mit den Männern vertieft zu sein.
    »Er schaut weg in dem Moment, in dem Ihr euch zu ihm umdreht.« Katherine kicherte. »Jedenfalls konnte er die Augen nicht von Euch wenden, als Lord Broughton gestern den ganzen Abend an Eurem Rockzipfel hing. Liebe Güte, er war fast grün vor Eifersucht! Wer hätte gedacht«, plapperte sie munter weiter, »daß unser gefürchteter, reißender Wolf knappe zwei Monate nach seiner Hochzeit so zahm wie ein Kätzchen sein würde?«
    »Er ist kein Kätzchen«, platzte vehement Jenny heraus, ehe sie sich zurückhalten konnte, und Katherine blieb der Mund vor Staunen offen stehen.
    »Ich ... bitte, vergebt mir, Jennifer. Ihr müßt Euch in einer schrecklichen Lage befinden. Wir alle verstehen das - wirklich.«
    Jenny riß erschrocken die Augen auf, weil sie fürchten mußte, daß inzwischen alle Welt über das Zerwürfnis zwischen ihr und Royce Bescheid wußte. Trotz der Mißstimmung hatte sie sich vor etwa einer Woche bereit erklärt, sich vor den Gästen, die zum Turnier kamen, nichts anmerken zu lassen. »Alle verstehen das?« wiederholte Jenny vorsichtig. »Was verstehen alle?«
    »Wie schwierig der morgige Tag für Euch wird. Schließlich sitzt Ihr auf der Galerie neben den Leuten Eures Gemahls, und Ihr werdet ihm vor Euren Verwandten Euer Wohlwollen zeigen und ihm das Zeichen Eurer Gunst überreichen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, das eine oder das andere zu tun«, entgegnete Jenny ruhig, aber entschieden.
    Katherines Reaktion auf diese Eröffnung jedoch war alles andere als ruhig. »Jenny, Ihr habt doch nicht vor, auf der anderen Seite zu sitzen - bei den Schotten!«
    »Ich bin Schottin«, machte Jenny deutlich, aber dieses Bekenntnis fiel ihr keineswegs so leicht, wie sie gedacht hatte, und ihr Magen krampfte sich zusammen.
    »Ihr seid jetzt eine Westmoreland - selbst Gott hat verfügt, daß der Platz einer Frau, gleichgültig, was auch geschieht, an der Seite ihres Mannes ist.« Bevor Jenny darauf eine Antwort geben konnte, umfaßte Katherine ihre Schultern und sagte eindringlich: »Ihr habt keine Ahnung, was Ihr heraufbeschwört, wenn Ihr Euch in aller Öffentlichkeit zu seinen Gegnern bekennt. Jenny, wir sind in England, und Euer Ehemann ist... ist eine Legende! Ihr macht ihn zum Gespött aller. Jeder Mensch, der Zuneigung zu Euch gefaßt hat, wird Euch aus dem Herzen dafür hassen, auch wenn die meisten Euren Mann verhöhnen werden, weil es ihm nicht gelungen ist, das Herz seiner eigenen Frau zu erobern. Bitte, ich flehe Euch inständig an, tut ihm und Euch selbst so etwas nicht an!«
    »Ich ... ich muß meinen Mann erinnern, daß er noch eine Pflicht zu erledigen hat«, wich Jenny ihr aus. »Bevor uns klar war, daß so viele Besucher zu unserem alljährlichen Turnier kommen würden, haben wir die Vasallen gebeten, heute abend nach Claymore zu kommen, damit sie ihren Treueschwur leisten können.«
    Zwei der Bediensteten standen während der Unterhaltung direkt hinter den beiden Frauen und hatten alles mit angehört. Jetzt starrten sie Jenny fassungslos nach, erholten sich aber rasch von dem Schock und liefen zum Schmied, der mit etwa einem Dutzend Knechten von Claymore

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