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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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fassungsloses Lächeln zeigte, dann nichts als Zorn ausdrückte. »Willst du mir allen Ernstes klarmachen«, wetterte er, während er das Hemd von dem Kleiderstapel riß, den man ihm aus dem Zelt der Mädchen gebracht hatte, »daß dir diese zwei naiven Gören tatsächlich entwischt...«
    Er fuhr mit einer Hand in den Hemdärmel und erstarrte. Als er nicht durch die Öffnung am Handgelenk kam, stieß er einen bösen Fluch aus, nahm sich ein anderes Hemd und untersuchte es eingehend, ehe er Anstalten machte, es anzuziehen. Im nächsten Augenblick riß der Ärmel ab und fiel zu Boden.
    »Ich schwöre bei Gott«, zischte er durch zusammengebissene Zähne, »wenn ich diese blauäugige Hexe jemals zwischen die Finger kriege, werde ich ...«
    Wild schleuderte er das kaputte Hemd beiseite, stapfte zur Truhe, um sich ein frisches zu holen und zerrte es sich über den Kopf. Er war zu wütend, um den Satz zu beenden. Ohne nachzudenken griff er nach seinem kurzen Schwert, schnallte es sich um die Taille und marschierte an Godfrey vorbei. »Zeig mir, wo du sie zuletzt gesehen hast«, befahl er.
    »Es war dort, bei den Bäumen«, erwiderte Godfrey eilfertig. »Royce ...« begann er, als er auf die beiden Nonnenhauben deutete, die noch immer an den Ästen hingen. »Es ... äh ... es ist doch nicht nötig, daß die anderen Männer von dem Vorfall erfahren, oder?«
    Ein kurzes Lächeln flackerte in Royces Augen auf, als er einen sarkastischen Blick auf den großen Mann an seiner Seite warf. Ihm wurde bewußt, welch schwerer Schlag Godfreys Stolz erlitten haben mußte und daß er hoffte, diese Niederlage würde keine weiten Kreise ziehen.
    »Es besteht kein Grund, alle in Alarmbereitschaft zu versetzen«, meinte Royce, als er mit ausgreifenden Schritten zum Flußufer ging und mit Blicken die Bäume und Büsche absuchte. »Es wird uns nicht schwerfallen, die zwei zu finden.«
    Eine Stunde später war er sich dessen nicht mehr so sicher, und seine anfängliche Belustigung war grenzenlosem Zorn gewichen. Er brauchte die beiden als Unterpfand. Sie waren der Schlüssel, der ihm die Pforten zur Festung von Merrick öffnen sollte, und solange sie in seiner Gewalt waren, konnte er möglicherweise Blutvergießen und den Verlust von Menschenleben vermeiden.
    Die fünf Männer durchkämmten den Wald und arbeiteten sich langsam in östlicher Richtung vorwärts, weil sie, wie Jenny vorausgesehen hatte, annahmen, daß eins der Mädchen beim Weglaufen das Taschentuch verloren hatte. Aber als sie keine Spuren fanden, die von der Stelle wegführten, kam Royce zu dem Schluß, daß eines der Mädchen - ohne Zweifel das blauäu-gige Frauenzimmer - soviel Geistesgegenwart besessen hatte, das kleine weiße Tuch dazu zu benutzen, sie in die Irre zu führen. Unfaßbar! Aber offensichtlich traf seine Vermutung ins Schwarze.
    Flankiert von Godfrey auf der einen und dem verächtlich grinsenden Arik auf der anderen Seite, stapfte Royce zu den grauen Hauben und riß sie ungeduldig von den Ästen.
    »Schlagt Alarm und bildet Trupps, die jeden Zentimeter des Waldes absuchen«, ordnete er an, als er an dem Zelt der Frauen vorbeistürmte. »Ich bin sicher, daß sie sich irgendwo im Gestrüpp verstecken. Das Unterholz ist so dicht, daß wir beim Suchen vielleicht nur ein paar Meter von ihnen entfernt waren.«
    Die Männer bildeten zwei Reihen - einer war jeweils nur eine Armeslänge vom Nebenmann entfernt - und schritten den Wald ab. Sie begannen am Flußufer und hefteten die Blicke auf den Boden, während sie sich langsam vorwärts bewegten. Sie schauten unter jedem Busch und Baumstamm nach. Die Minuten dehnten sich zur Stunde aus, dann zu zweien, bis es schließlich Nachmittag wurde.
    Royce baute sich am Flußufer auf, wo die Mädchen zuletzt gesehen worden waren, und spähte zu dem dicht bewaldeten Hügel im Norden. Seine Miene versteinerte mit jedem Augenblick mehr, der ergebnislos verstrich. Der Wind hatte aufgefrischt und der Himmel eine bleigraue Färbung angenommen.
    Stefan, der in der letzten Nacht mit ein paar Männern auf der Jagd gewesen war, um für Frischfleisch zu sorgen, kam auf ihn zu. »Ich habe gehört, daß die Nonnen heute morgen geflohen sind«, sagte er und folgte besorgt Royces Blick zum höchsten Berg im Norden. »Glaubst du, sie könnten es wirklich bis zum Gipfel geschafft haben?«
    »Sie hatten nicht genug Zeit, zu Fuß so weit zu kommen«, erwiderte Royce zornbebend. »Aber für den Fall, daß sie die längere Route genommen haben und den

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