Im Koenigreich der Traeume
Objekt meiner Heiratsabsichten ausgesucht habe?«
»Was würdet Ihr normalerweise tun?«
»Was meint Ihr? Wie schätzt Ihr mich ein?«
Ihre zarten Augenbrauen zogen sich zusammen, und ihr großzügiger Mund zuckte amüsiert, als sie ihn eine ganze Weile nachdenklich musterte. »So, wie ich Euch kennengelernt habe, kann ich nur vermuten, daß Ihr die Dame übers Knie legt und sie so lange durchprügelt, bis sie sich Euren Wünschen fügt.«
»Ihr meint«, erwiderte Royce mit unbewegtem Gesicht, »daß das die falsche Methode ist, eine solche Angelegenheit zu regeln?«
Jenny erkannte das humorvolle Funkeln in seinen Augen und brach in silberhelles Lachen aus. Royce war es, als füllte sich das Zelt mit Musik.
»Ladies... das heißt, anständige Damen edlen Geblüts«, erklärte Jenny, nachdem sie sich erholt hatte, und machte mit einem Blick deutlich, daß vermutlich seine letzten Erfahrungen mit Frauen aus gänzlich anderen Schichten stammten, »haben sehr genaue Vorstellungen davon, wie ein edler Herr, der ihr Herz für sich gewinnen will, sie behandeln muß.«
»Bitte verratet mir, was sich die hochwohlgeborenen Damen wünschen.«
»Ritterlichkeit und Höflichkeit, selbstverständlich. Aber da ist noch mehr als das«, setzte sie mit einem wehmütigen Schimmer in ihren saphirblauen Augen hinzu. »Eine Lady wünscht sich, daß ihr Ritter nur Blicke für sie hat und nichts anderes wahrnimmt, wenn er einen Raum betritt. Er sollte blind für alles sein, nur nicht für ihre Schönheit.«
»In diesem Fall läuft der Ritter aber Gefahr, ständig über sein Schwert zu stolpern«, gab Royce zu bedenken, noch ehe er begriff, daß Jennifer über ihre eigenen Träume und Wünsche sprach.
Sie warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Und«, fuhr sie nachdrücklich fort, »sie möchte auch glauben können, daß er eine romantische Natur ist - Ihr seid offensichtlich kein bißchen romantisch veranlagt.«
»Nicht wenn romantisch sein bedeutet, daß ich mich durch ein Zimmer tasten muß wie ein Blinder«, neckte er sie. »Aber erzählt weiter - was schätzen die Damen sonst noch an einem Mann?«
»Loyalität und Ergebenheit. Und schöne Worte - ja, das mögen sie besonders.«
»Was für schöne Worte?«
»Zärtliche Worte von Liebe und Verehrung«, antwortete Jenny verträumt. »Eine Lady will hören, daß ihr Ritter sie über alle Maßen liebt und daß sie für ihn das Allerschönste ist, was es auf der Welt gibt. Sie würde sich wünschen, daß er zu ihr sagt, daß ihn ihre Augen an einen klaren Bergsee oder den Himmel erinnern und ihre Lippen aussehen wie Rosenblüten ...«
Royce studierte überrascht ihr Gesicht. »Träumt Ihr auch davon, daß ein Mann so etwas zu Euch sagt?«
Sie wurde blaß, als hätte er ihr einen Schlag versetzt, aber dann schien sie sich zu fassen. »Selbst unscheinbare Mädchen haben Träume, Mylord«, entgegnete sie mit einem Lächeln. »Und ...«
»Jennifer«, fiel er ihr scharf und doch voller Mitgefühl und Verblüffung ins Wort, »Ihr seid nicht unscheinbar. Ihr seid ...« Er fühlte sich in diesem Augenblick noch mehr zu ihr hingezogen und betrachtete sie eingehend, um herauszufinden, was genau ihn so sehr an ihr faszinierte. Es war nicht nur ihr Gesicht oder ihr Körper. Jennifer Merrick war liebenswürdig und besaß Herzensgüte, die ihn erwärmte, einen wachen Verstand, der ihn herausforderte - und eine Ausstrahlung, der er sich nicht entziehen konnte und die ihn immer mehr in ihren Bann schlug. »Ihr seid nicht unscheinbar.«
Sie lachte ohne Groll und schüttelte den Kopf. »Versucht unter keinen Umständen einer Lady mit unwahren, zungenfertigen Schmeicheleien den Kopf zu verdrehen, damit werdet Ihr keinen Erfolg haben, solange Ihr ihr noch keinen Antrag gemacht habt.«
»Wenn ich das Heiratsversprechen nicht aus der Dame meines Herzens herausprügeln und ihr noch dazu keine galanten Komplimente machen darf«, entgegnete Royce, ohne den Blick von ihrem rosigen Mund wenden zu können, »muß ich mich wohl oder übel auf meine einzige andere Fertigkeit verlassen ...«
Er schwieg bedeutungsvoll, bis Jenny ihre Neugier nicht länger bezähmen konnte. »Von welcher Fertigkeit sprecht Ihr?«
Er zwinkerte ihr zu und sagte mit einem scharfen Grinsen: »Die Bescheidenheit verbietet mir, das näher auszuführen.«
»Seid nicht so schüchtern«, rügte Jenny - sie war so gespannt, daß sie kaum wahrnahm, wie Royce die Hand hob und sie ihr auf die Schulter legte. »Worin seid Ihr so
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