Im Koenigreich der Traeume
neues Argument vor. »Du kannst nicht dein ganzes Leben lang damit verbringen, deinem Clan zu beweisen, daß du aufrichtig und vertrauenswürdig bist und bei allem, was du tust, nur an das Wohl und Wehe der Leute denkst.«
»Ich kann«, versetzte sie entschlossen. »Ich würde alles, wirklich alles tun, um wieder dazuzugehören. Sie sind mein Volk - ihr Blut fließt in meinen Adern und meins in den ihren.«
»Du solltest die Sache auf sich beruhen lassen und dein Los hinnehmen«, drängte Royce. »Du hast dich da auf eine Herausforderung eingelassen, bei der du kaum einen Sieg erreichen kannst.«
»In den vergangenen Tagen war dieser Sieg eine Zeitlang gar nicht so unwahrscheinlich, wie du denkst«, sagte sie melancholisch. »Jetzt, nach Alexanders Tod, wird William eines Tages Earl, und er ist ein guter, wunderbarer Junge - na ja, eigentlich schon ein Mann ... zwanzig Jahre alt. Er ist zwar nicht so stark wie Alexander war, oder wie Malcolm, aber er ist klug, zuverlässig und gerecht. Er spürt, welch schweren Stand ich im Clan habe, und wenn er einmal Laird ist, würde er alles tun, um die Dinge richtigzustellen. Doch seit heute nacht ist es unmöglich für mich, die Achtung meines Volkes jemals wiederzuerlangen.«
»Was hat die heutige Nacht damit zu tun?«
Jenny sah ihn wie ein waidwundes Reh an, dennoch schlug sie einen ruhigen, sachlichen Ton an. »Heute nacht wurde ich zur Bettgenossin und Verbündeten ihres schlimmsten Feindes -die Mätresse des erbitterten Kriegsgegners meines Volks. In der Vergangenheit haben sie mich wegen Dingen ausgegrenzt, die ich nicht getan habe. Jetzt haben sie einen ebenso guten Grund, mich zu verachten, wie ich selbst. Diesmal habe ich etwas Unverzeihliches gemacht. Selbst Gott wird mir nicht vergeben ...«
Die unbestreitbare Wahrheit dieser Überlegungen traf Royce mit mehr Wucht, als er sich selbst eingestehen wollte. Er hatte sie gezwungen, seine Bettgenossin zu werden -, aber seine Schuldgefühle wurden durch das Wissen gemildert, daß das Leben, das sie verloren hatte, keineswegs schön und lebenswert gewesen war. Er umfaßte ihre Schultern und drehte sie zu sich um, dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, seinem Blick zu begegnen. Selbst jetzt, da er sich um sie sorgte und grenzenloses Mitleid empfand, reagierte er heftig auf ihre Nähe und fühlte schon bei dieser unschuldigen Berührung das Verlangen in seinen Lenden.
»Jennifer«, sagte er bestimmt, »ich wußte nicht, wie die Dinge zwischen dir und deinem Clan stehen, aber ich habe dich heute nacht zu meiner Geliebten gemacht, und daran kann niemand mehr etwas ändern.«
»Aber wenn du etwas ändern oder rückgängig machen könntest, würdest du es dann tun?« fragte sie mit einem rebellischen Blick.
Royce betrachtete diese ungeheuer reizvolle Frau, die seinen Körper in diesem Augenblick entflammte. Ehrlich antwortete er: »Nein.«
»Dann mach dir auch nicht die Mühe, zerknirscht und reuevoll auszusehen«, versetzte sie scharf.
Seine Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Grinsen, während er seine Hand über ihre Wange zum Nacken gleiten ließ. »Sehe ich zerknirscht aus? Ich empfinde keine Reue. Ich bedauere nur, daß ich deine Lage verschlimmert habe, aber ich bereue keineswegs, daß ich dich vor einer Stunde in meinen Armen gehalten habe und dich in ein paar Minuten wieder in den Armen halten werde.« Sie funkelte ihn böse an, um ihn für diese Arroganz zu bestrafen, aber Royce redete unbeirrt weiter: »Ich glaube nicht an deinen Gott und auch an keinen anderen, aber ich habe mir von denjenigen, die glauben können, sagen lassen, daß dein Gott gerecht und gütig ist. Wenn das zutrifft, wird er dir an dem, was geschehen ist, keine Schuld geben. Du hast unserem Handel nur zugestimmt, weil du um das Leben deiner Schwester fürchten mußtest. Du hast es nicht gewollt, mußtest dich aber meinen Wünschen fügen. Und was in meinem Bett zwischen uns vorgefallen ist, fand auch gegen deinen Willen statt, stimmt’s nicht?«
Sobald die Frage formuliert war, hätte sich Royce am liebsten auf die Zunge gebissen. Das brachte ihn vollkommen durcheinander. Obwohl er darauf wartete, daß Jenny ihm versicherte, ihr Gott könne sie wegen der heutigen Verfehlung nicht verdammen, hoffte er gleichzeitig, sie würde nicht leugnen, daß sie etwas bei ihrem Liebesspiel empfunden hatte und daß sie ihn genau sosehr begehrte wie er sie. Plötzlich verspürte er den unwiderstehlichen Drang, ihre
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