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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf die Decke und bettete den Kopf in die Kuhle in der Mitte des Kissens. Sie hielt die Augen offen und starrte stur geradeaus. Was auch geschehen würde, sie wollte es sehen.
    »Na, schau an«, sagte Patsy, als sie Caseys Schlafzimmer betrat und eine große Leinentasche auf den Boden fallen ließ. »Sie sind hier! Ich dachte, die hätten Sie zurück ins Krankenhaus gebracht oder so. Wo sind überhaupt alle? Ich kann nicht glauben, dass man Sie hier alleine gelassen hat. Das war aber nicht sehr nett. Oder? Aber sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.« Sie lachte, beugte sich über das Bett und füllte Caseys Blickfeld.
    Sie sah ziemlich genauso aus, wie Warren sie beschrieben hatte, obwohl sie hübscher war, als Casey erwartet hatte. Ihre Augen waren von einem tiefen Braun, was durch ihren grauen Lidschatten und die üppig aufgetragene Wimperntusche etwas gedämpft wurde. Ihre rotblonden Haare waren zu einem schiefen Dutt hochgesteckt, und ihre üppigen Brüste quollen aus dem V-Ausschnitt eines knalllila Pullis. Ein kleiner goldener Ring blitzte in ihrem Bauchnabel über dem Bund ihrer tief sitzenden weißen Jeans.
    »Wo ist Warren? Im Fitness-Studio?«, fragte Patsy. »Hat er niemanden gefunden, der auf Sie aufpassen kann? Vielleicht hätte er mich doch nicht so schnell gehen lassen sollen. Jemanden von meinem Kaliber findet man nur schwer.« Sie lachte erneut, obwohl es eher bitter als fröhlich klang. »Ihr Kopf ist ein bisschen rot. Schwitzen Sie?« Patsy beugte sich über sie und zuckte dann hastig zurück.
    Casey fragte sich, ob Patsy bemerkt hatte, dass sie sehen konnte, und ob sie es ihr andernfalls sagen sollte.
    »Was mache ich da?«, fragte Patsy und trat einen Schritt zurück. »Ich bin nicht mehr für Sie zuständig.« Sie ging zum Fenster. »Das ist wirklich ein so schöner Ausblick. Ich werde ihn vermissen. Nun denn, wer weiß, vielleicht komme ich ja zurück.« Sie seufzte. »Aber Sie fragen sich wahrscheinlich, was ich jetzt hiev mache.«
    Der Gedanke war mir gekommen.
    »Ich habe offenbar aus Versehen einen meiner Pullis in der Schublade in meinem Zimmer vergessen. Aus Versehen mit Absicht natürlich. Eigentlich wollte ich Warren bitten, mir beim Suchen zu helfen, ihn mit ein paar netten Worten und ein paar tiefen Einblicken in meinen Ausschnitt verführen und hoffentlich mit ihm im Bett landen. Ich habe angerufen, aber es ist niemand drangegangen. Ich habe es sogar von direkt vor dem Haus noch mal probiert. Außerdem habe ich geklopft und geklopft und gewartet und gewartet. Ich wäre beinahe wieder nach Hause gefahren. Aber dann dachte ich mir, welchen Sinn hat es, den weiten Weg zu machen und mit leeren Händen heimzukehren? Also hab ich beschlossen reinzukommen. Ich habe meinen Schlüssel noch. Ganz aus Versehen habe ich vergessen, ihn zurückzugeben. Ich dachte wie gesagt, Sie wären wieder im Krankenhaus. Ich wäre nie darauf gekommen, dass Sie ganz alleine hier sind.
    Aber das sind Sie, und da bin ich. Und da es nicht so aussieht, als würde ich in absehbarer Zeit mit Ihrem hübschen Ehemann schlafen - womit Sie die Wette vermutlich gewonnen haben
    -, kann ich ebenso gut noch ein paar Abschiedsgeschenke mitnehmen. Wie in den Rateshows, die wir immer zusammen im Fernsehen geguckt haben.«
    Sie ging zu Caseys begehbarem Kleiderschrank, öffnete die Türen und trat hinein.
    »Zum Beispiel dieser Seidenschal«, sagte sie und trat mit dem gelb-schwarzen Hermes-Schal wieder heraus, den sie schon früher bewundert hatte. »Wegen dem Ihre Schwester so ein Theater gemacht hat.« Patsy schlang sich das Tuch locker um den Hals. »Ich meine, was wollen Sie damit anfangen? Außerdem steht er mir sowieso besser. Finden Sie nicht?«
    Sie können den Scheißschal haben. Nehmen Sie sich, was Sie wollen, aber bringen Sie mich hier weg.
    »Hilfe«, rief Casey leise, ein kaum hörbares Flehen, das aus ihrem Mund fiel wie ein Blatt von einem Baum.
    Patsy erstarrte, riss die Augen auf und klappte den Mund auf. »Was?«
    Casey versuchte, das Wort noch einmal über die Lippen zu bringen, aber sie verweigerten ihren Dienst, sodass die Buchstaben ungeordnet auf ihrer Zunge zappelten.
    Patsy starrte sie mehrere Sekunden lang an und brach dann in lautes Gelächter aus. »Mein Gott, Sie haben mich zu Tode erschreckt, wissen Sie das? Einen Moment lang hab ich echt geglaubt, Sie hätten was gesagt. Himmel, ich hätte mir fast in die Hose gemacht. Was ist los mit mir? Scheiße, ich muss hier raus.«
    Nein. Nein,

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