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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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musste man mit den Karten spielen, die man zugeteilt bekam. In ihrem Fall konnte sie entweder erhöhen oder passen. Und passen wollte sie nicht.
    Noch nicht.
    Sie begann die Übungen zu machen, die Jeremy mit ihr gemacht hatte. Sie winkelte den Arm am Ellbogen an und versuchte, die Knie zu beugen. Aber das Laken war so eng festgesteckt, dass sie kaum Bewegungsfreiheit hatte. Trotzdem stieß sie mit den Zehen immer wieder dagegen, entschlossen, sich dem festen Griff des Betts zu entwinden. Nach weiteren zehn Minuten spürte Casey, wie das Laken langsam nachgab. Erschöpft schloss sie die Augen.
    Als sie sie wieder aufschlug, war es zehn Minuten nach zwölf. Nein, das kann nicht sein. Das kann nicht sein.
    Wie konnte sie eingeschlafen sein, und sei es nur für ein paar Minuten? Ihre Zeit wurde knapp. Sie musste aus diesem Bett entkommen. Sie musste aus diesem Haus entkommen.
    Noch einmal versuchte Casey, die Beine anzuheben. Diesmal schaffte sie es, sie halb bis zur Brust zu ziehen, bevor sie ermattet zusammenbrach. Ihr Herz pochte wild und unregelmäßig. Wenn Mrs. Friedlander jetzt ihren Blutdruck messen würde, würde er garantiert durch die Decke schießen.
    Ich muss aufstehen. Ich muss das Bett verlassen.
    »Ich muuuu...«
    Casey vernahm den seltsamen Laut, als wäre er aus einer Ecke des Zimmers an ihr Ohr gedrungen. War jemand hier? War Warren in den Minuten, die sie verschlafen hatte, heimgekehrt? Beobachtete er sie aus dem Sessel am Fenster und lachte über ihre vergeblichen Fluchtversuche?
    Langsam drehte Casey den Kopf zu den Sesseln vor dem Fenster.
    Niemand war dort.
    Eine sorgfältige Inspektion des Raumes ergab, dass sie allein war. »Waaa ...?«
    0 mein Gott. 0 mein Gott.
    Die Laute drangen aus ihrem eigenen Mund, begriff sie und stieß eilig weitere Töne hervor. Die meisten zerbrachen bei der bloßen Berührung mit der Luft und kamen als eine Folge von Grunzen und heiserem Flüstern heraus.
    Ich kann jetzt nicht sterben. Ich kann nicht.
    »Ich kaaa...«
    Das Telefon klingelte erneut. Casey bewegte den Kopf in die Richtung, aus der das Läuten kam. Nicht eben schnell, aber auch nicht mehr so langsam wie beim letzten Mal.
    Beweg dich weiter. Beweg dich.
    Wer wohl anrief? Vielleicht Nick, der schreckliche Mann, den Warren engagiert hatte, sie zu töten? Rief er an, um zu sagen, dass er es nicht schaffen würde, weil er in einem Stau auf dem Schuylkill Expressway feststeckte? Oder vielleicht weil er es sich anders überlegt hatte, weil es eine Sache war, einen Menschen mit schwerem Gerät anzufahren, aber eine ganz andere, diesen Menschen mit bloßen Händen zu ermorden und seinen letzten Atemzug buchstäblich als Hauch auf seinen Händen zu spüren? Selbst gedungene Mörder mussten doch Grenzen kennen.
    Das Telefon hörte auf zu klingeln, diesmal schon nach dem vierten Mal.
    Dafür hatte sie keine Zeit, ermahnte Casey sich und zog mit aller Gewalt erst ein, dann das andere Knie an ihre Brust. Aber als sie versuchte, beide Knie gleichzeitig anzuziehen, scheiterte sie kläglich.
    Macht nichts. Nicht schlimm. Versuch es weiter. »Versuuu ...«
    Als Casey das nächste Mal auf den Wecker blickte, war es 12.30 Uhr.
    Versuch es weiter. Versuch es weiter.
    12:35. 12:42. 12:47.
    Das Telefon klingelte wieder.
    Vielleicht würde es irgendjemandem sonderbar vorkommen, dass niemand abnahm. Vielleicht würde er vorbeikommen und nachsehen. Vielleicht würde er die Polizei verständigen und sie bitten nachzuschauen, ob alles in Ordnung war.
    Es klingelte noch vier Mal, dann war es still.
    Fünf Minuten später schellte es an der Tür, gefolgt von einem lauten Pochen.
    Gott sei Dank, dachte Casey. Irgendjemand war da. Jemand war gekommen, um sie zu retten.
    Hilfe. Irgendjemand bitte, Hilfe.
    »Hillll...«, seufzte Casey, und der leise Ton schwebte ungehört auf ihrem Atem, als unten die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Er ist da, dachte Casey. Ihr Mörder war im Haus.
    Aber warum sollte er vorher klingeln und an die Tür klopfen? Warren hatte ihm garantiert einen Schlüssel gegeben. Was sollte die Scharade?
    »Hallo?«, rief eine weibliche Stimme aus der Halle im Erdgeschoss. »Ist irgendjemand zu Hause?«
    Patsy?
    »Hallo?«, rief sie erneut.
    Was machte Patsy hier? War sie Teil des Plans? Was ging hier vor?
    »Warren? Bist du zu Hause?«, fragte Patsy, als sie den oberen Treppenabsatz erreichte und sich zu Caseys Schlafzimmer wandte. »Warren?«
    Casey ließ die Beine sinken, legte die Hände wieder

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