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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte. »Man hat mir gesagt, dass ich ihn vielleicht hier finden würde.«
    »Ich habe ihn heute noch nicht gesehen«, sagte Donna.
    »Ich kann ihm etwas ausrichten«, bot Patsy an.
    »Nein danke«, erwiderte der Mann barsch. »Ich warte eine Weile. Vielleicht taucht er ja noch auf.«
    Wer war das, fragte Casey sich. Und was war so dringend?
    »Der Aufenthaltsraum für Besucher ist am Ende des Flurs«, wies Patsy ihn an.
    »Niedliche Grübchen«, bemerkte Donna, als der Mann gegangen war.
    »Sag mal, gibt es eigentlich auf dieser Welt einen Mann, den du nicht toll findest?«, fragte Patsy.
    »Nicht allzu viele, nein.«
    Patsy lachte. »Was er wohl von Mr. Marshall will?« »Das geht uns nichts an.«
    »Er sieht nach Ärger aus. Weißt du, was ich meine?«
    »Nee, eigentlich nicht.«
    »Ich möchte nicht, dass Mr. Marshall noch mehr Sorgen hat.« »Hör auf. Mach dir nicht zu viele Gedanken.«
    »Aber Krankenschwestern sollen doch mitfühlend sein«, erinnerte Patsy sie.
    »Wir sind keine Krankenschwestern«, verbesserte Donna sie. »Wir sind Krankenpflegerinnen.«
    »Das ist doch das Gleiche.«
    »Sag das mal dem Mann, der unsere Lohnschecks ausstellt. Okay, ich bin hier fertig. Was ist mit dir?«
    »Gib mir noch ein paar Minuten.«
    Schickte Patsy sich an, ihr weitere vergiftete Geheimnisse ins Ohr zu flüstern, fragte Casey sich und zählte die Sekunden. Bei 85 hörte sie auf.
    »Okay, das wär's«, sagte Patsy, als es klopfte. »Sie können reinkommen«, rief sie. »Wir sind fertig.«
    Casey fragte sich, ob es der Mann mit den niedlichen Grübchen war, was er von Warren wollte und warum er hierher ins Krankenhaus gekommen war. Und was hatte Patsy gemeint, als sie sagte, er sehe irgendwie nach Ärger aus?
    »Oh, hallo, Mr. Marshall«, sagte Patsy mit unvermittelt gedämpfter, tiefer Stimme. »Wie geht es Ihnen heute?«
    »Danke, gut«, erwiderte Warren und trat ans Bett. »Wie geht es meiner Frau?« »Ziemlich unverändert.«
    »Seit sie den Schlauch im Hals hat, scheint sie sich wohler zu fühlen«, sagte Donna.
    »Ja. Hoffentlich kann sie bald wieder aus eigener Kraft atmen, damit er entfernt werden kann.«
    »Wir drücken ihr die Daumen«, sagte Patsy. Ja, klar. »Vielen Dank.«
    Die Frauen sammelten ihre Sachen zusammen und gingen zur Tür.
    »Oh, vor ein paar Minuten hat ein Mann nach Ihnen gefragt«, sagte Donna. »Wir haben ihn in den Besucheraufenthaltsraum geschickt.«
    »Ich kann ihm sagen, dass Sie jetzt hier sind«, bot Patsy an. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Das macht überhaupt keine Umstände. Oh, und Mr. Marshall«, fuhr sie fort und zögerte dann. »Wenn Sie irgendetwas brauchen, egal was...«
    »Vielen Dank. Sie sind sehr freundlich.«
    »Ich würde Ihnen gern meine Dienste anbieten, wenn Sie Hilfe brauchen, nachdem Ihre Frau aus dem Krankenhaus entlassen worden ist.«
    Oh, du bist gut. Du bist wirklich gut.
    »Was ist mit Ihrem Job hier?«
    »Den mache ich nur vorübergehend.«
    »Vielen Dank. Ich werde Ihr Angebot bestimmt in Erwägung ziehen...« »Patsy«, sagte sie. »Patsy«, wiederholte er.
    Wie kann man nur so ein naiver Trottel sein, schrie Casey förmlich.
    »Also«, sagte Patsy zögernd, und Casey stellte sich vor, dass sie dabei den Kopf senkte und kokett die Augen nach oben schlug. »Ich kann mir nur ausmalen, was Sie durchmachen...«
    »Vielen Dank. Ich weiß, dass Casey es bestimmt zu schätzen wüsste, dass Sie sich mit so viel Warmherzigkeit und Güte um sie kümmern.«
    Da wäre ich mir nicht so sicher.
    »Ich werde sehen, ob ich den Herrn finde.«
    Warren bedankte sich erneut, und Patsy verließ das Zimmer.
    Vergiss es! Ich will diese Frau nicht in meiner Nähe haben. Merkst du nicht, dass sie es nur auf dich abgesehen hat? Das kriege ja sogar ich mit, und ich liege im Koma, Herrgott noch mal!
    Was war bloß mit den Männern los? Waren sie, wenn es um Frauen ging, wirklich so blind? »Männer sind im Prinzip sehr schlichte Geschöpfe«, hatte Janine einmal bemerkt, was Casey damals als den Zynismus einer zu oft Enttäuschten abgetan hatte. Konnte es sein, dass Janine recht hatte?
    »Wir heiraten unsere Väter«, hatte Janine ebenfalls verkündet, eine Bemerkung, die Casey zu denken gegeben hatte. Ihr war nicht entgangen, wie Frauen auf Warren reagierten. Sie versuchten gar nicht erst, ihre Anziehung zu verhehlen, streiften ihn wie beiläufig auf der Straße oder lächelten ihm in einer Bar oder einem vollen Restaurant zu. Einmal hatte sie sogar

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