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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vater als Caseys kleiner Schwester und verschwand ebenfalls bald, um erst von Kelly, dann von Misha und zuletzt von Daniela ersetzt zu werden.
    »Dein Vater ist sehr viel älter als deine Mutter«, bemerkte Shauna eines Tages, als sie Casey zu ihrem drei Straßenecken entfernten teuren Privatkindergarten brachte.
    »Siebzehn Jahre«, erklärte Casey. Sie war sich nicht sicher, woher sie das wusste, aber sie wusste es. Wahrscheinlich hatte sie das aufgeschnappt, als die Erwachsenen wieder einmal nicht eben leise getuschelt hatten, als wäre sie gar nicht da. So erfuhr sie die meisten Dinge, die sie wusste, zum Beispiel, dass ihr Vater enttäuscht war, dass sein zweites Kind sich als »noch so ein beschissenes Mädchen« entpuppt hatte, um die kurzlebige Leslie zu zitieren, und dass ihre Mutter sich einer Operation unterzogen hatte, um sicherzugehen, dass sie keine weiteren bekam. Von Kelly hatte sie gelernt, dass ihr Vater ein »Halunke« war, der »alles vögelte, was sich bewegte«, von Misha, dass ihre Mutter eine »Vorzeige-Ehefrau« war und die ganze Familie »stinkereich«, obwohl sie doch jeden Tag badeten.
    »Man sollte nicht meinen, dass sich jemand im Koma so schmutzig machen kann«, hörte Casey jemanden sagen und wurde aus ihren Träumereien gerissen. Wie lange hatte sie geschlafen?
    »Das ist nur abgestorbene Haut«, sagte eine andere Stimme. Es waren Donna und Patsy, wie Casey erkannte. Hatten sie sie nicht gerade gewaschen? Wie lange war das her? Waren sie nicht eben erst gegangen?
    »Wo ist denn Ihr hübscher Mann heute?«, fragte Donna sie, als würde sie eine Antwort von Casey erwarten.
    »Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht gesehen«, antwortete Patsy für sie.
    Zwei Tage, wiederholte Casey stumm. Zwei Tage? Sie hatte zwei Tage verloren?
    Besser, als einen endlosen Tag nach dem anderen dazuliegen, musste sie zugeben, obwohl die Tage noch besser waren als die Nächte. Dann war zumindest etwas los - Leute kamen und gingen, versorgten sie, diskutierten ihren Zustand, kontrollierten die Schläuche und tratschten über Freundinnen und Prominente. Die Nächte waren hingegen weitgehend still, nur hin und wieder unterbrochen von einem Lachen aus dem Schwesternzimmer oder einem Schrei aus einem anderen Krankenzimmer.
    Hauptsächlich Sendepause, dachte sie, und wurde angesichts der Hoffnungslosigkeit ihrer Lage von einer neuerlichen Woge der Depression erfasst. »Das kann nicht wahr sein«, schrie sie innerlich. »Das kann einfach nicht angehen. Hilfe, irgendjemand, bitte. Holt mich hier raus. Ich kann so nicht leben. Zieht einfach den Stecker. Schaltet die Maschinen ab. Tut irgendetwas, um dieser Tortur ein Ende zu machen. Ihr müsst mir helfen.«
    »Vorsicht mit dem Schlauch in ihrem Hals«, sagte Patsy.
    »Wozu ist der gut?«
    »Um ihr beim Atmen zu helfen.«
    Okay, beruhige dich, ermahnte Casey sich. Die Ärzte hatten den Luftröhrenschnitt also offensichtlich schon durchgeführt. Es war beinahe komisch, dass sie - wie damals als Kind - die meisten Informationen wieder von Erwachsenen bekam, die über ihren Kopf hinwegredeten, als wäre sie gar nicht da.
    »Sieht ja nicht gerade superschön aus«, meinte Donna.
    »Ich glaube nicht, dass irgendjemand sich allzu viele Sorgen darüber macht, wie es aussieht«, wies ihre Kollegin sie zurecht und klang dabei ehrlich mitfühlend.
    Casey überlegte, ob sie sich die vorherige Szene mit Patsy womöglich nur eingebildet hatte. War es möglich, dass die junge Frau all die gehässigen Dinge gar nicht gesagt hatte?
    »Sie ist jedenfalls in ziemlich guter Verfassung, wenn man bedenkt, was sie durchgemacht hat«, stellte Donna fest. »Guck dir mal ihre Muskeln an.«
    »Sehr beeindruckend.«
    »Sie trainiert bestimmt mit Gewichten.«
    »Ich wünschte, ich hätte Zeit zum Trainieren«, sagte Patsy.
    »Du brauchst nicht zu trainieren. Du hast auch so einen tollen Körper.«
    »Ich habe einen tollen Körper?«, wiederholte Patsy mit einem Lächeln in der Stimme. »Findest du?«
    »Du siehst super aus, und das weißt du auch.«
    Casey stellte sich vor, dass Patsy neben ihrem Bett eine kleine Pirouette drehte. »Danke.« »Keine Ursache. Okay, ich bin auf meiner Seite fast fertig. Wie kommst du voran?« Eine Tür wurde geöffnet.
    »Verzeihung, aber Sie können jetzt hier nicht reinkommen«, sagte Donna scharf. »Kann ich Ihnen helfen?«, säuselte Patsy direkt im Anschluss.
    »Ich suche Warren Marshall«, antwortete ein Mann, dessen Stimme Casey vergeblich einzuordnen

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