Im Koma
Frau engagiert, die sich um Lola kümmerte, und Drews wiederholte Entzüge bezahlt. Gelegentlich hatte es so ausgesehen, als wäre sie über den Berg, hinter dem sie dann manchmal wochenlang ganz verschwand. Vor dem Unfall, und Casey weigerte sich bis auf Weiteres, ihn als etwas anderes zu betrachten, hatte sie fast einen Monat nicht mit ihrer Schwester gesprochen.
Drew hatte recht, dachte sie noch einmal und spürte, wie ihre Schwester zurück an ihr Bett kam. Sie hätte sie nicht in diese Lage bringen sollen; um zu bekommen, was ihr rechtmäßig zustand, war Drew auf ihre ältere Schwester angewiesen. Casey dachte, dass sie das Erbe hätte halbieren und den Dingen ihren Lauf lassen sollen. Was Drew mit ihrem Anteil des Familienvermögens zu tun beliebte, war ganz allein ihre Sache. Casey hatte kein Recht, ihrer jüngeren Schwester Vorschriften zu machen.
»Jemanden, der permanent vorsätzlich Dummheiten macht, kann man nicht alleine mit Geld herumfuhrwerken lassen«, hatte Warren ihr mehr als einmal erklärt und mit Nachdruck dafür plädiert, ihre Schwester finanziell an die kurze Leine zu nehmen, zumindest bis jene bewiesen hatte, dass sie in der Lage war, die Verantwortung für so viel Geld zu übernehmen.
Vielleicht hatte Drew begriffen, dass dieser Zeitpunkt nie kommen würde.
»Meine Füße bringen mich um«, sagte sie jetzt, und Casey hörte, wie sie einen Stuhl ans Bett zog. »Lass dir bloß nicht erzählen, Manolos wären bequem. Gerade so, als würde man barfuß laufen. Wer hat das überhaupt gesagt? Wahrscheinlich Carrie aus Sex and the City. Hast du die Serie jemals gesehen? Ich habe sie geliebt. Ich gucke mir immer noch sämtliche Wiederholungen an. Irgendwo läuft immer eine. Inzwischen kenne ich die einzelnen Folgen fast auswendig, so oft habe ich sie gesehen. Hey, vielleicht läuft es gerade.« Sie schaltete den
Fernseher mit der Fernbedienung ein und begann, durch die Programme zu zappen, während sie, begleitet von einer Parade ständig wechselnder Stimmen, weiterredete. »Jedenfalls musst du zugeben, dass diese Schuhe ziemlich klasse aussehen.« Casey stellte sich vor, wie ihre Schwester die Füße in die Luft streckte, um ihr Schuhwerk zu präsentieren. »Ja, ich weiß auch, dass siebenhundert Dollar unverschämt viel Geld für einen Streifen braunes Leder und siebeneinhalb Zentimeter hohe Absätze ist, aber sie sind ein echtes Kunstwerk. Und wann hast du zuletzt für nur siebenhundert Dollar ein echtes Kunstwerk erstanden?« Sie atmete erneut tief durch. »Wirklich schade, dass du sie nicht sehen kannst«, fuhr sie fort. »Schade, dass du nicht sehen kannst, wie gut sie an meinen Füßen aussehen. Und schade, dass du nicht sehen kannst, wie gut ich überhaupt aussehe.« Sie lachte freudlos. »Ich sehe dieser Tage nämlich ehrlich gesagt verdammt gut aus. Hübsch braun gebrannt, und ich habe auch mit Sport angefangen. Nicht Joggen, das ist dein Ding. Nein, ich habe Tanzkurse belegt und sogar einen Spinning-Kurs. Ich bin jetzt offiziell eine dieser Verrückten, die sich auf einem Fahrrad zu Tode schwitzen, das sich nicht von der Stelle bewegt, was du wahrscheinlich für eine treffende Metapher für mein ganzes Leben halten würdest.«
Würde sie das, fragte Casey sich und fühlte sich sofort schuldig. Würde sie das sagen? War sie tatsächlich so voreingenommen?
»Jedenfalls sehe ich wirklich ziemlich gut aus. Nicht so gut wie unsere schlafende Schönheit hier. Selbst im Koma bist du noch eine Schwester, die man nur schwer übertrumpfen kann.
Obwohl ich ein paar Falten um deinen Mund sehe, die mir vorher nie aufgefallen sind. Vielleicht solltest du über eine Botox-Behandlung nachdenken, wenn du wieder aufwachst. Obwohl die Vorstellung, sich vorsätzlich Gift in den Körper zu spritzen, mich nach wie vor echt abturnt. Ich weiß, was du denkst, auch wenn du genau genommen nicht denkst. Aber du irrst dich. Das ist etwas, wovon ich immer die Finger gelassen habe. Ich habe nie Spritzen benutzt. Du weißt, dass ich Spritzen immer gehasst habe. Weißt du noch, wie wir in der Schule geimpft werden sollten und uns alle in einer Reihe aufstellen mussten, und ich hab angefangen zu schreien und bin weggelaufen, sodass man dich aus deiner Klasse geholt hat, damit du helfen konntest, mich zu suchen. Weißt du das noch? Du warst damals - zwölf? Ich war acht oder neun.« Sie gluckste. »Das waren Zeiten, was?«
Die guten alten Zeiten.
»Jedenfalls, tu es nicht, selbst wenn es von der
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