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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein Atem streifte ihre Lippen, als er forschend in ihre Augen blickte.
    »Du bist verrückt, Drew«, sagte er nach einer langen Pause. »Und jetzt tu uns allen bitte einen Gefallen und geh nach Hause.« Nach einer erneuten längeren Pause hörte man einen tiefen, sorgenvollen Seufzer. Als Warren weitersprach, klang seine Stimme sanft und versöhnlich. »Pass auf, ich spreche mit einem Kollegen aus der Kanzlei über deine Situation. Hoffentlich können wir irgendeine Regelung finden.«
    »Das wäre wirklich nett.«
    »Tut mir leid, wenn ich irgendwas gesagt habe, was dich aufgebracht hat«, fügte Warren hinzu.
    »Entschuldigung angenommen. Du rufst mich an, wenn du mit deinem Kollegen gesprochen hast?«
    »Ich melde mich.«
    Casey hörte das Klacken der Manolos, als ihre Schwester, ohne sich zu verabschieden, forsch aus dem Zimmer stolzierte.

KAPITEL 9
    »Okay, sind Sie bereit, Casey?«, fragte Dr. Ein. Was? Haben Sie etwas gesagt? »Das ist ein großer Schritt, den wir heute machen.« Wovon reden Sie? Was für ein Schritt?
    Casey spürte, wie sie sich immer wieder zwischen Schlaf und Wachzustand hin und her bewegte. Sie hatte von Janine geträumt, von ihrer Studienzeit, als sie zusammengewohnt hatten. Sie wollte noch nicht aufwachen und ihr jüngeres, sorgenfreieres - sorgloses? - Ich zurücklassen. Für irgendwelche großen Schritte war sie noch nicht bereit.
    »Wenn wir dieses letzte Kabel abtrennen, atmen Sie offiziell wieder aus eigener Kraft«, verkündete der Arzt.
    Verzeihung. Haben Sie etwas gesagt?
    Casey sah sich in der kleinen Wohnung, die sie sich geteilt hatten, auf Janines Bett sitzen. Die Wohnung lag eine halbe Meile vom Campus der Brown University entfernt in der obersten Etage eines dreistöckigen Sandsteingebäudes in einer von Bäumen gesäumten Straße mit vormals stattlichen alten Häusern, die nun eine stete Folge von Studenten beherbergten.
    »Was sagt er?«, fragte Janine ungeduldig neben ihr. »Casey, was sagt er?«
    Ich glaube, er hat etwas davon gesagt, dass ich aus eigener Kraft atmen soll.
    »Komm, Casey«, drängte Janine, als Casey sich ganz der Vergangenheit hingab. »Du machst es verkehrt. Lass mich mal.«
    »Was soll das heißen, ich mache es verkehrt? Wie soll ich es denn sonst machen?« Die junge Casey drückte das Glas, das sie mit dem Rand an die Wand und dem Boden an ihr Ohr gehalten hatte, in Janines begierige Hände. »Er sagt gar nichts.«
    »Das kann nicht sein«, erwiderte Janine. »Sie reden über mich. Ich spüre es.«
    Casey hatte Janine drei Monate zuvor kennengelernt, als sie sich auf eine Anzeige für ein WG-Zimmer gemeldet hatte, die Janine in der Unizeitung aufgegeben hatte. »Ich weiß nicht«, hatte Janine gesagt, als sie die Tür geöffnet und Casey von oben bis unten gemustert hatte, ohne sich lange mit Höflichkeiten wie »Hallo, wie geht's?« aufzuhalten. Sie machte einen Schritt zurück, um Casey eintreten zu lassen, und gab sich auch weiterhin keine Mühe, ihren prüfenden Blick zu kaschieren. »Du bist viel zu hübsch. Versuch gar nicht erst mir zu erzählen, dass du nicht die Ballkönigin beim Highschool-Abschlussball warst.«
    Casey hatte nicht gewusst, was sie antworten sollte, also hatte sie gar nichts gesagt, weil es wahrscheinlich besser war, das großgewachsene Mädchen mit den stechenden blauen Augen den Großteil der Unterhaltung bestreiten zu lassen. Sie hatte schon entschieden, dass sie hier einziehen wollte - die Wohnung war zwar klein, aber hell und einladend, auch wenn sie ein paar farbliche Akzente gebrauchen könnte, dachte sie, während sie im Geist ein paar Zierkissen auf dem tristen beige farbenen Sofa arrangierte und einen Zebramuster-Teppich auf dem hellen Holzboden ausrollte. Eine Vase mit frischen Blumen würde sich auch gut machen, dachte sie, als Janine ihr einen Sitzplatz anbot. »Okay, damit du gleich weißt, was Sache ist«, redete sie weiter, ohne sich vorzustellen. »Ich bin laut, rechthaberisch und eigensinnig. Ich hasse Tiere, und das gilt auch für Goldfische, also kommen Haustiere nicht in Frage, und wenn du mir jetzt mit einer rührseligen Geschichte über das süße Hündchen kommst, das du als kleines Mädchen hattest, muss ich kotzen. Ich suche jemanden, der ordentlich, still und clever ist, weil ich dumm nicht ausstehen kann.«
    »Dumm bin ich nicht.«

»Und auch nicht besonders still«, kam die prompte Antwort, begleitet von einem strahlenden Lächeln. »Du bist auch nicht irgend so ein irrer Psychokiller,

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